Für Elisabetta Foradori war Qualität wichtiger als Quantität. Emilio Foradori hat im Jahr 2013 das Familienweingut Foradori von seiner Mutter Elisabetta Foradori übernommen, die es mit dem Wissen um die genetische Vielfalt der Rebsorte Teroldego zu Weltruhm führte. Er verantwortet Weinberge und Keller und erfährt seit 2015 Unterstützung von seinem Bruder Theo Foradori, der seitdem für die Kommunikation und den weltweiten Vertrieb verantwortlich ist. So entwickeln die Söhne die Aufbauarbeit und den Erfolg ihrer Mutter Elisabetta mit eigenen Ideen und Esprit fort. Die Handschrift der jungen Generation ist unverkennbar, sie setzen z. B. verstärkt auf klare Frucht durch vermehrte Ganztraubenpressung, der Ausbau in Amphoren bei Weiß- und Rotwein hat an viel größerer Bedeutung gewonnen und auf den Ausbau in Barriques wurde fast gänzlich verzichtet. So hatte sie seit ihrem Einzug in die elterliche Weinkellerei im Jahre 1985 die Erträge der Rebstöcke auf etwa ein Drittel der üblichen Menge reduziert. Zudem ist Foradori vom schattigen Pergola-Anbau auf die senkrecht wachsende Form der Rebkultivierung umgestiegen. Der jüngste, noch radikalere Qualitätsschritt ist die Umstellung auf organische Weinbergsbearbeitung und inzwischen sogar auf Biodynamik. Foradori ist es gelungen, das enorme in der Teroldego-Traube schlummernde Potenzial zum Leben zu erwecken, und so ist schon der normale Teroldego ein Unikat mit unvorstellbar gutem Preis-Genuss-Verhältnis. Der Spitzenwein Granato zählt sicher zu den größten Weinen des Landes. Nun geht Familie Foradori den nächsten Schritt: Vergärung von Rot- wie eben auch Weißweinen auf der Schale und Ausbau nicht nur im Holz, sondern auch in Amphoren. Wie die biodynamischen Freunde der Azienda Cos in Sizilien geht Foradori damit konsequent den Weg zur reinen Natur.
Mittlerweile steht aber nicht mehr nur der Wein im Vordergrund. Myrta Foradori, die Schwester der beiden, kümmert sich seit drei Jahren um die landwirtschaftliche Weiterentwicklung des Weingutes, weg von der Monokultur zum ganzheitlich landwirtschaftlich arbeitenden Betrieb mit Gemüse- und Obstanbau. Erfolgreich beliefert sie bereits die gehobene Gastronomie in Südtirol und dem Trentino mit ihren Produkten. Elisabetta Foradori widmet sich indes der Aufgabe der Käseproduktion. Die hofeigenen Rinder der Rasse »Grigio Alpina« leisten ihren natürlichen Beitrag durch den Auslauf in den Weinbergen und außerhalb durch die Käseproduktion. Hier schließt sich der Kreis. Das Gut arbeitet nach dem biodynamischen Grundsatz Rudolf Steiners und erfüllt somit die von Grund auf ganzheitliche Wirtschaftsweise. Die Arbeit der Familie ist in vielerlei Hinsicht visionär und außergewöhnlich. Das Weingut Foradori ist nicht nur ein Schmuckstück eines jeden Händlers, die Weine sind eine Bereicherung jedes Sammlerkellers!
Die Verkostung mit Emilio Zierock, der die Führung des Weinguts Foradori 2013 von seiner Mutter Elisabetta Foradori übernommen hat, war nicht nur aufgrund des Jahrgangs 2022 hoch spannend. Auch stilistisch sind die Weine in den letzten Jahren immer feiner und präziser geworden. Die Lese findet inzwischen wie bei vielen anderen Weingütern der Region früher statt als noch vor zehn Jahren. Emilio arbeitet bei den Trauben aus dem Jahrgang 2022 zudem an einem Experiment mit einem Chardonnay unter Florhefe, also stilistisch einem Wein, wie man ihn sonst aus dem Jura kennt. Die Hefe hatte sich von selbst in einem Fass gebildet. Emilio ließ sich kurzerhand – zur Unterstützung dieser seltenen Hefe – zwei Fässer aus Andalusien einfliegen, die schon eine Population an Hefen haben, denn auch Fino Sherry entsteht durch eine ähnliche Florhefe im Fass. Der Wein wird erst in einem Jahr abgefüllt, aber die Probe war schon heute extrem vielversprechend. Stay tuned!