Das Weingut wurde 1971 von Giovanni Neri, Giacomos Vater, gegründet. Sagenhafte 500 Hektar Land gehören zum Besitz, und 75 davon sind mit Reben bepflanzt, die auf sieben Lagen verteilt sind: Fiesole, Cerretalto, Collalli, Podernuovo, Pietradonice, Giovanni Neri und Cetine. Der Rest erstreckt sich über toskanische Wälder, Olivenhaine und Getreidefelder. Inzwischen ist mit Giacomos Sohn, der nach seinem Großvater ebenfalls Giovanni heißt, bereits die dritte Generation ins Weingut eingestiegen – die Zukunft ist also gesichert.
2001 wurde der topmoderne, geräumige Keller in den Hang gebaut. Alles ist vom Feinsten und auf die Herstellung großer Qualität fokussiert. So weit wie möglich wird mithilfe von Schwerkraft gearbeitet – von der Traubenanlieferung zum Gärkeller und dann weiter nach unten in den Reifekeller. Hier hat man ein geschicktes Verhältnis zwischen Barriques und großen Fässern gewählt. Stilistisch zielen die Weine auf ein weiches Tannin ab, mit massiver Fruchtigkeit, ohne dabei die natürlichen Attribute wie die alkoholische Wärme und die typische erfrischende Säure hinter dem Extraktreichtum zu verändern.
Das Weingut ist eines der innovativsten Brunello-Weingüter und nicht umsonst seit Jahren eines der absoluten Lieblingsweingüter von Robert Parkers Monica Larner.
Der erste Jahrgang des heute schon ikonischen weißen Etiketts »Tenuta Nova« war 1973. Die Trauben kommen aus der Einzellage »Fiesole« direkt unterhalb des Weinguts. Hier im Süden der Appellation ist das Klima zwar wärmer, es weht aber stets ein erfrischender Wind durch die Reben. Die Top-Lage »Cerretalto« mit ihrem eisenhaltigen, sehr steinigen Boden in Ost-Ausrichtung ist mit einem Sangiovese-Grosso-Klon bepflanzt, der besonders lockere, kleine Beeren hervorbringt. Die Lage wird nur in den absolut besten Jahren separat abgefüllt, ansonsten gehen die Trauben in den Brunello mit dem weißen Etikett.
Die erste Änderung seit 1993 im Lagenbesitz erfolgte mit dem Kauf der über 45 Jahre alten Lage Giovanni Neri. Sie ist auf bis zu 390 Höhenmetern in Süd-Exposition gelegen. Hier wurde 2018 erstmals sowohl ein Rosso di Montalcino als auch ein Brunello gemacht. Der Name kommt daher, dass Giovanni Neri diese Lage gemeinsam mit dem Vorbesitzer gepflanzt hat. Das Weingut ist eines der innovativsten Brunello-Weingüter und nicht umsonst seit Jahren eines der absoluten Lieblingsweingüter von Robert Parkers Monica Larner.
Giacomo Neri ist zu Recht mächtig stolz auf seinen Brunello Tenuta Nuova 2019, denn der Wein ist der Inbegriff der Eleganz und liefert zugleich fabelhaft vielschichtige Brunello-Intensität. Giacomo öffnet übrigens sowohl die Tenuta Nuova und als auch den Brunello der Spitzenlage Cerretalto gerne am Vorabend, jedoch mindestens drei Stunden, bevor er die Weine trinken möchte. Die Weine von Casanova die Neri sind zwar meist schon bald nach ihrem Release zugänglich, aber für Giacomo persönlich sind nun die Jahrgänge 2010 und 2012 in ihrem perfekten Trinkfenster angelangt. 15–20 Jahre Reife sind also sein »Genuss-Sweetspot«, um die Weine in all ihrer Komplexität zu erleben. Bei Casanova di Neri wird die Arbeit in den Weinbergen immer wichtiger, denn das Klima ist nicht mehr so vorhersehbar wie noch vor 20 Jahren. In den letzten Jahren wurde mehr und mehr deutlich, dass eine maßgeschneiderte Behandlung der Reben unerlässlich ist, um qualitativ hochwertige Trauben anzubauen, daher beobachtet das Team die Entwicklung während der Wachstumsperiode täglich.
Generell werden die Blätter der Rebstöcke nicht mehr undifferenziert in allen Lagen gleich ausgedünnt, sondern nur auf der Seite der Rebanlagen, die die sanftere Morgensonne abbekommt. Das sorgt zum einen dafür, dass die Zuckerproduktion ausgeglichen ist, zum anderen ist gewährleistet, dass die Trauben am Ende einen ausgeglichenen Alkoholgehalt zwischen 14 und 14,5 % vol. erreichen. Nach dem großen Brunello-Jahrgang 2019 hat das Weingut zu meiner großen Freude weitere Asse im Keller, denn auch die 2020er zeigen sich absolut hervorragend mit einem wunderbar opulenten und offenen, zugänglichen und dennoch komplexen Aroma. Es wird 2020 keinen Cerretalto geben, das heißt also, dass der Casanova di Neri Brunello wieder mit den Trauben der Einzellage »aufgepimpt« wird. Die Tenuta Nuova ist dem Jahrgang 2019 ebenfalls qualitativ ebenbürtig, auch wenn er durch seine saftigere Frucht und frühere Zugänglichkeit ein etwas kürzeres Reifepotenzial haben wird. 2021 zeigt sich nach 2019 und 2016 wieder als großer Jahrgang. Dicht, druckvoll schiebend und mit vibrierender Frische balanciert. Giacomo vergleicht 2021 sowohl von seinem Charakter als auch von seiner Qualität her mit 2010. Der Cerretalto ist sogar eine der besten Versionen dieser Einzellage, an die er sich erinnern kann. Das Quartett der »Super Vintages« wird 2022 komplett, denn auch dieser Jahrgang spielt qualitativ in der Topliga. Und das, obwohl Giacomo vermutet, dass der Sommer in den Köpfen der Weinliebhaber bezüglich der Qualität der Weine Vorurteile hinterlassen haben könnte. Die geringe Erntemenge ist die einzige Schwierigkeit des Jahrgangs für Casanova di Neri, denn durch den warmen und vor allem trockenen Sommer hatte das Weingut ungefähr 30 Prozent weniger Ertrag. Die Konzentration und Dichte der Weine ist dafür mind-blowing und das Ergebnis sind klassische, phänomenal druckvolle Weine, ähnlich wie wir sie auch in Bordeaux probieren konnten. In dem für Casanova di Neri großen Jahrgang 2022 wird der Cerretalto deshalb wieder separat abgefüllt werden.