Montalcino ist das Brunello Powerhouse. Seit 40 Jahren geht es hier stets bergauf, zum Olymp der weltberühmten Spitzenweine der Toskana.
Während Chianti auf eine glorreiche Weingeschichte von mehreren Jahrhunderten zurückschauen kann, hat Montalcino hingegen erst vor gar nicht allzu langer Zeit die Bühne der profundesten Weine Italiens betreten. Montalcino erhebt sich südlich von Chianti auf einem Felsenvorsprung. Wir sind hier in der Provinz Siena, wo Montalcino eben auch mit Chianti Colli Senesi überlappt. Im Gegensatz zum feuchteren, kühleren und kontinentaleren Klima von Chianti ist es hier bedeutend wärmer, trockener und auch mediterraner. Die Weinberge liegen zwischen 300 und 500 Höhenmetern, ähnlich wie Chianti, aber das Terroir in Montalcino ist super divers. Karge fossile Meeresablagerungen ziehen sich durch die gesamte Region. Ansonsten sind höhere Lagen von Galestro (zerbrochener Ton und Schieferstein) gekennzeichnet und die wärmeren, südlicheren Zipfel der Region sind hauptsächlich von Lehm, Kalkstein und Sand geprägt.
Von der Entdeckung des Brunello
In Montalcino wird heute der mächtigste Sangiovese in der gesamten Region als Brunello gemacht, und übrigens sind nur 2000 Hektar für die Herstellung von Brunello genehmigt. Zusätzlich zum wärmeren Klima ist der überlegene Brunello-Klon für diese Power verantwortlich. Zu verdanken ist die Entdeckung des Brunello-Klons (auch Sangiovese Grosso) dem Clemente Santi vom heutigen Weingut Biondi-Santi. Clemente hat 1865 zum ersten Mal einen Wein einzig und allein mit Trauben von diesem Klon abgefüllt und schon wenig später, 1888, ging das Weingut dann unsterblich in die Geschichte ein als die erste Riserva auf den Markt kam, die von Clementes Enkel Ferruccio Biondi gefüllt wurde.
Im Großen und Ganzen wurde Brunello erst in den 1970ern langsam bekannt. Damals gab es 25 Weingüter in Montalcino, 1995 waren es dann schon 120. In den 1950ern und 1960ern zog es viele Bauern, wie auch in anderen ländlichen Regionen Italiens, in die Städte und Landbesitzer in Montalcino waren dazu bereit ihr Land relativ günstig zu verscherbeln, was auch dazu führte, dass Investoren von außerhalb Interesse daran bekamen. Die Cinzanos aus Piemont kauften Col d’Orcia 1973, gefolgt von den amerikanischen Wein Importeuren John und Harry Mariani, die Banfi 1978 erstanden. Dieser Kauf wiederum spornte weitere berühmte Investoren an. Piero Antinori kaufte Pian delle Vigne und Barbaresco Legende Angelo Gaja Pieve di Santa Restituta. Das ehemals ruhige, verschlafene Montalcino wurde zur Spielwiese für Weltklasse Weingüter.
In Montalcino ist man stolz darauf die längste vorgeschriebene Reifezeit der Welt für Stillwein zu haben – länger noch als Rioja Reserva!
Die Belohnung für Geduld ist mega komplexe Trinkfreude
Brunello Regel Nummer eins ist: er braucht Zeit. Schon die Brunello di Montalcino Appellation schreibt vor, dass er mindestens zwei Jahre im Fass und weitere vier Monate auf der Flasche reifen muss, bevor er nach vier Jahren dann endlich auf den Markt kommt. Riserva wird sogar erst nach fünf Jahren released. In Montalcino ist man stolz darauf die längste vorgeschriebene Reifezeit der Welt für Stillwein zu haben – länger noch als Rioja Reserva! Und trotzdem braucht Brunello meist nochmal weitere fünf Jahre Flaschenreife, bis er Trinkfreude bringt. In der Zwischenzeit macht Rosso di Montalcino, Brunellos kleiner Bruder, auch oft schon nach drei bis fünf Jahren richtig Spaß. Der Rosso die Montalcino der besten Weingüter bietet für gewöhnlich viel Wein zu einem top Preis, und eben auch wesentlich früheres Trinkvergnügen.