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Im Portrait

Felsina

Die Fattoria Felsina ist am südlichsten Rand der Classico-Zone, an der Grenze zu Chianti Colli Senesi gelegen. Das Terroir, das von mineralreichen Meeressedimenten, Kalk, Mergel, Sandstein und Ton gekennzeichnet ist, prägt den erdigen, tiefen, würzigen Stil mit einer leichten Teer-Note. Felsina-Weine sind dadurch unverwechselbar.

Die Familie von Domenico Poggiali stammt ursprünglich aus der Nähe von Venedig. 1966 erstand er das verwahrloste Anwesen aus dem 17. Jahrhundert – ursprünglich als Jagdsitz, um seiner Passion nachzukommen. Die Sechzigerjahre waren eine herausfordernde Zeit im Weinbau Italiens, aber Domenico erkannte bereits damals das einzigartige Potenzial des Terroirs und entschloss sich, in das Weingut zu investieren. Bereits zu dieser Zeit erwarb er, wann immer möglich, mehr Land. Heute gehören über 600 Hektar zum Weingut. Die Rebfläche wuchs von weniger als zehn Hektar auf über 95 Hektar an. Zudem hat Domenico auch eine Passion für Olivenbäume, die sich zusammen mit Sonnenblumen-, Kräuter- und Weizenfeldern sowie Wäldern über das Anwesen erstrecken. Anstelle der damals in Mode gekommenen Bordeaux-Rebsorten wie Cabernet Sauvignon und Merlot blieb der Fokus hier auf die einheimischen Sangiovese gerichtet. Das Weingut Felsina kann heute mit einer beeindruckenden Diversität an Sangiovese-Klonen punkten, die über die Jahrzehnte hinweg in Selection Massale gezogen wurden – dabei wurden die jeweils besten Rebstöcke des Weinguts ausgewählt und vermehrt. Naturnaher biologischer Anbau spielte von Anfang an eine enorm wichtige Rolle. Heute hat das Weingut dadurch eine einzigartige Biodiversität erreicht.

Das Weingut Felsina kann heute mit einer beeindruckenden Diversität an Sangiovese-Klonen punkten.

Als Domenicos Schwiegersohn Giuseppe Mazzocolin Mitte der 1970er-Jahre ins Weingut einstieg, brachte er eine unglaubliche Dynamik und Energie mit ins Spiel. Der Untergrund-Keller wurde neu gebaut und mit dem alten Pferdestall des Anwesens verbunden. Das gab dem Weingut die Möglichkeit, bei kühleren Temperaturen frischere Weine auszubauen. In der damaligen Zeit war das schon außergewöhnlich, denn die meisten toskanischen Keller waren damals noch ebenerdig. Giuseppe steuerte zu dem Unternehmen auch sein einzigartiges Netzwerk bei, von der Freundschaft mit Italiens einflussreichstem Wein-Journalisten Luigi Veronelli bis hin zur Zusammenarbeit mit dem Star-Önologen Franco Bernabei, der ab dem Jahrgang 1983 wesentlich zum Erfolg des Weinguts beitrug, denn in diesem Jahr wurden erstmals die Topweine Fontalloro und Rancia produziert.

Selbst der einfache Chianti Classico erhält nach der Gärung im Stahltank durch den Ausbau in großen slowenischen, 69 Hl fassenden Fässern aus dem Jahr 1972 Schliff und Eleganz. Die Riserva Rancia gilt als einer der größten Chianti überhaupt, sie wird 22 Monate lang in gebrauchten Barriques ausgebaut. Konkurrenz aus dem eigenen Sortiment erwächst ihm nur aus dem Einzellagenwein Fontalloro. Der reinsortige Sangiovese aus diesem 6 Hektar großen Cru wird zu 20 Prozent in neuen Barriques ausgebaut. Der Chardonnay »I Sistri« ist mineralisch dicht und cremig. Er wird nach dem Vorbild eines weißen Burgunders elf Monate lang in gebrauchten französischen Barriques ausgebaut, dabei bleibt der Wein in Kontakt mit der Feinhefe, was zu seiner wunderbaren Cremigkeit beiträgt. Der I Sistri zählt zu den besten Weißweinen der Toskana überhaupt. Ein absolutes Leckerli ist jedoch auch der süße Vin Santo des Weinguts. Er wird sieben bis acht Jahre lang in kleinen, 100 Liter fassenden Caratello-Fässern ausgebaut. Dabei wird das Fass nach der Füllung versiegelt und während all der Zeit nicht mehr aufgefüllt. Das Ergebnis ist eine Kombination aus Birnen-Frangipane, saftigen Aprikosen, Honig und Karamell. Felsina ist ganz sicher eines der Vorzeige-Weingüter Italiens!