Bereits 1924 erregte Niccolo Antinori mit seinem Chianti Aufsehen, indem er ihm einen Anteil der klassischen Bordeaux-Rebsorten beimischte. Mit seinem Chianti Villa Antinori kreierte er den ersten wirklich alterungswürdigen Chianti überhaupt. Die 60er Jahre waren dann eine Zeit großer Veränderungen.
Solaia – ein Mythos
Antinori führte als einer der ersten Weinerzeuger Italiens den Ausbau in Barriques ein. Kein Jahr verging ohne Fortschritte. Die 70er Jahre brachten die berühmte Solaia-Kreation hervor, in der sich die besten Eigenschaften des Cabernet mit dem eleganten Charakter der Toskana vereinigten. Schließlich erstand Antinori in den 80er Jahren die Weingüter Peppoli und Badia a Passignano. Mit den hier produzierten Weinen setzte Antinori erneut Maßstäbe für Stil und Qualität des modernen Chianti Classico. Vor allem Badia a Passignano – 325 Hektar prächtiges Rebland um die Abtei zu Passignano – gilt als exzellente Sangiovese-Lage. Seit 1990 ist Antinori dabei, die alten Rebstöcke durch sorgfältig selektierte Sangiovese-Klone zu ersetzen. Diese Klone stammen von einem sehr alten Weinberg des Weingutes Santa Christina.
Tignanello – ein Revolutionär
Für Antinori ist die Verbesserung der Sangiovese im Weinberg eines der wichtigsten Ziele als Vorbereitung auf das nächste Jahrhundert. In diesem Sinne schließt Badia a Passignano den Zyklus, der mit der Kreation jenes legendären Tignanello begann: Eine Revolution auf dem Weinmarkt, die die damaligen Normen bewusst ignorierte. Mit ihm begann die Renaissance italienischer Weine. Er ist körperreich und komplex, mit beeindruckender Struktur und langem Nachhall. Kurz und gut: Ein Kultwein! Ein weiterer Meilenstein aus dem Hause Antinori stammt aus dem Besitz Tenuta Belvedere bei Bolgheri in der toskanischen Maremma. Der Guado al Tasso leitet durch seine intensiv beerige Fruchtigkeit und den Nuancen von Kaffee und zartbitterer Schokolade die Oenologie des 21. Jahrhunderts ein.
Der Winzer und Önologe Stefano Carpaneto kennt die Weinberge der Tenuta Tignanello wie seine Westentasche, denn mittlerweile hat er hier 22 Jahrgänge erzeugt. Dabei begann die Reise für ihn bei Antinori 2002 erst mal mit Gegenwind. Sein erster Jahrgang in der Toskana war zugleich einer der herausforderndsten Jahrgänge dieses Jahrhunderts und das Jahr selbst eines der niederschlagsreichsten. Deshalb wurde 2002 kein Tignanello gemacht. Genauer gesagt wurden überhaupt 2002 außer dem Villa Antinori kaum andere Weine gemacht – das Ergebnis der mit Trauben der besten Lagen gepimpten Villa Antinori konnte sich dafür sehen lassen! Glücklicherweise war 2021 für Antinori wie auch insgesamt in der Toskana ein qualitativ herausragend schöner Jahrgang. Die langsame und gleichmäßige Wachstumsperiode kommt der Sangiovese qualitativ besonders zugute, denn die Rebsorte performt in diesen »langsamen« Jahrgängen am besten. Die Aromen werden dann noch intensiver, präziser, zugleich balancierter und komplexer. 2021 war auch weinbautechnisch ein absolutes Bilderbuch-Jahr. Die Temperaturen waren schon im Frühling gleichmäßig und auch im Sommer gab es keine Hitze-Spitzen.
2022 war es während der Sommermonate heißer und auch trockener als 2021. Die Weine zeigen sich daher mit mehr Konzentration, Druck und Dichte. Bei Antinori wird der Hauptfokus auf perfekte Trauben gelegt und die resultierenden Weine waren wieder qualitativ herausragend. Die Qualität wird in den Weinbergen gemacht. 2022 ist ein extrem guter Jahrgang, auch wenn er, was die Balance betrifft, nicht ganz an die Perfektion von 2021 herankommt. Was neueste Entwicklungen angeht, so ist Stefano besonders stolz auf die Entwicklung der Marchese Antinori Riserva, denn sein Fokus lag vermehrt darauf, den Wein trotz seiner ausdrucksstarken Riserva-Qualität mit Reifepotenzial für den Keller gleichzeitig noch trinkfreudiger machen.