Noch ist Argentiera ein absoluter Geheimtipp und definitiv eine Entdeckung wert. Gegründet wurde die Tenuta Argentiera 1999 von den Brüdern Corrado und Marcello Fratini. Der Familie gehört bedeutender Grundbesitz in und um Florenz, aber die Grundlage ihres finanziellen Erfolgs, der die Gründung des Weinguts ermöglichte, wurde in der Textil- und Modebranche gelegt. Das Weingut Argentiera war von Anfang an die Umsetzung des lange gehegten Traumes, großen Wein aus Bordeaux-Rebsorten zu machen. Dabei wurde nichts dem Zufall überlassen. Nach langem Suchen wurde das perfekte Grundstück im südlichsten Teil der toskanischen Region Bolgheri auf »Donoratico«, dem alten Landgut der Familie Serristori, die hier schon seit dem 15. Jahrhundert ansässig ist, gefunden. Schon allein die kilometerlange, von über 150 Jahre alten Pinien gesäumte Auffahrt sucht ihresgleichen. Oben angekommen ist die Aussicht vom Weingut mindblowing, zur rechten Seite sieht man das Mittelmeer, zur linken den Pinien- und Olivenwald, die sogenannte »Macchia«, und hinter dem Weingut sowie auch in Richtung Küste liegen die Weinberge. Kein Geringerer als Piero Antinori wurde bei der Gründung zum Partner der Fratinis und verhalf ganz ohne Frage zum Erfolg, bis er seine Anteile 2007 verkaufte, um sich auf seine anderen Weinprojekte zu konzentrieren. Das Gebäude der Tenuta Argentiera gleicht einer Festung und die dicken Mauern tragen zur natürlichen Kühlung im beeindruckenden Gewölbekeller bei. 2015 verkauften die Fratini-Brüder schließlich an den Österreicher Stanislaus Turnauer. Seither hat das Weingut nochmals enorm an Qualität und folglich auch an Bekanntheitsgrad zugelegt.
Das Weingut Argentiera war von Anfang an die Umsetzung des lange gehegten Traumes, großen Wein aus Bordeaux-Rebsorten zu machen.
Zur Tenuta Argentiera gehören 120 Hektar Land, darunter sind 80 Hektar Rebfläche, die auf vier Lagen verteilt sind: Argentiera, Villa di Donoratico, Poggio ai Ginepri und Ventaglio. Auf Mergel und Sandböden werden hauptsächlich die klassischen Bordeaux-Rebsorten angebaut, 50 Prozent davon sind Cabernet Sauvignon, 25 Prozent Merlot, 20 Prozent Cabernet Franc und der Rest sind Vermentino, Syrah und Petit Verdot. Die Trauben werden sorgfältig von Hand gelesen und anschließend auf dem Weingut nochmals penibelst verlesen. Bei der Traubenannahme wird behutsam mit Hilfe von Schwerkraft gearbeitet um keine harten Tannine zu extrahieren. Nach der Gärung in temperaturkontrollierten Stahltanks erfolgt der gemächliche Ausbau in einer Mischung aus Barriques und größeren Holzfässern. Mit dem Finger am Puls der Zeit sind auch einige »experimentelle Gefäße« im Keller zu finden, wie zum Beispiel Beton-Eier. Argentiera macht insgesamt ungefähr 450.000 Flaschen.
Zu Zeiten der Brüder Fratini wurden drei Cru-Lagen Lagen separat abgefüllt. Seit 2015 sind die Karten aber neu gemischt worden und eine ähnliche Herangehensweise wie bei der Tenuta dell’Ornellaia wurde gewählt. Kein Wunder, denn der Betriebsleiter des Weinguts, Leonardo Raspini, war zuvor 15 Jahre lang der Weingutsdirektor bei Ornellaia und hatte Masseto & Co. zu verantworten. Argentiera füllt eine durchaus vergleichbare Qualität auf die Flasche. Im Moment ist daher nicht nur der Bolgheri Superiore, sondern auch der Donoratico, das Gegenstück des Weinguts zum Serre Nuove dell’Ornellaia, nicht nur ein Schnäppchen, sondern auch der absolute Geheimtipp.
Hier ist der Holzeinsatz in perfekter Balance, nichts ist zu viel. Die neue Ära der Feinheit und Finesse hält Einzug in Bolgheri und die Qualität der Weine kommt dadurch erst richtig zum Vorschein.
Nicolò Carrara, der Önologe bei Argentiera, wird von der Expertise des Bordelaiser Top-Beraters Stéphane Derenoncourt unterstützt. Hier ist der Holzeinsatz in perfekter Balance, nichts ist zu viel. Die neue Ära der Feinheit und Finesse hält Einzug in Bolgheri und die Qualität der Weine kommt dadurch erst richtig zum Vorschein. Das liegt unter anderem daran, dass Nicolò neben Barriques auch auf den Einsatz größerer, neutraler Stockinger-Fässer schwört. Für den Bolgheri Superiore werden 50 Prozent neues Holz verwendet. Der Donoratico wird zu 80 Prozent im großen Holzfass und zu 20 Prozent im Barrique ausgebaut. Das Flagship Argentieras ist die 1,2 Hektar große Cru-Lage Ventaglio auf kalkhaltigem Boden. Ein Ventaglio ist ein Fächer, und genauso sieht die Lage auch aus, die sich in perfekter Exposition zum Mittelmeer hin öffnet. Der erste Jahrgang des puren Cabernet Francs wurde 2015 gemacht und sackte sofort Topbewertungen ein. Die betriebswirtschaftliche Leitung des Guts unterliegt Federico Zileri, der zugleich auch Eigentümer des benachbarten, fantastischen Boutique-Weinguts Castello di Bolgheri ist. Natürlich ist das Terroir herausragend, aber Stanislaus Turnauer hat ganz eindeutig auch ein Spitzenteam um sich versammelt.
Es weht ganz klar frischer Wind durch Bolgheri und man ruht sich ganz und gar nicht auf den Lorbeeren der Vergangenheit aus. Die Weine der Tenuta Argentiera vereinen diese erfrischende Finesse und Feinheit mit Power und sie sind der Vorreiter des modernen Bolgheri schlechthin.