COS steht dabei für die drei Nachnamen der studentischen Gründer (120 Tsd. Lire Startkapital). »Es begann als Spiel«, erinnern sich die beiden heute, »für unseren ersten Wein haben wir die Trauben noch mit den Füßen gestampft«. Doch die Absicht dahinter war ernst. Sie wollten Weine kreieren, in denen das einzigartige Potenzial ihrer Heimaterde zum Ausdruck kommt. Bestes Terroir und ausschließlich autochthone Rebsorten Siziliens! Kalkstein und Kreide in der extrem windig kühlen Region Vittoria und Frapato, Nero d’Avola, Grecanico und Insolia bilden den autochtonen Kern von Siziliens bestem und autentischstem Weingut. »Wer eine Flasche COS aufmacht, der soll Sizilien darin finden«. Das ist ihnen gut gelungen. So waren sie maßgeblich an der Renaissance des traditionsreichen Cerasuolo di Vittoria in den 80er Jahren beteiligt. Seither widmen Giusto und Titta sich mit Hingabe den heimischen Rebsorten und der Wiederentdeckung des Terroirs. Die Biodynamie ist ihnen dabei eine innere Verpflichtung gegenüber der Natur, dem Land und den Reben. Mit großer Leidenschaft fügen sie moderne Erkentnisse der Weinbereitung mit dem jahrhundertealten Erbe Siziliens zusammen – und suchen ständig neue Herausforderungen. Ihre besten oder doch zumindest besondersten Weine, der rote und der weiße Pithos, werden komplett auf den Schalen und zum Teil Stielen in großen, vergrabenen Amphoren vergoren, sie verbleiben bis zum kommenden Frühsommer unberührt auf der Maische bevor sie in großes Holz oder Zement wechseln.
Es gibt weder bei der Vergärung im Zement oder der Amphore, noch beim Ausbau im großen Holz oder Zement, noch in Bezug auf die Rebsorten irgendwelche Zugeständnisse an die Moderne. Und doch ist hier vom Weinberg bis zum Vorzeige-Keller wirklich alles »state of the art«. Auch werden die Weine einige Jahre länger im Fass und auf der Flasche ausgebaut als sonst üblich, erst im halbwegs trinkreifen Zustand ist ein Wein von COS zu haben. COS ist heute unter Eingeweihten der Inbegriff für überragende Weine der Insel und für Natur pur. Und mit Sendungsbewusstsein und Regionalstolz bildete Giusto so zum weiteren Ruhm des genialen Terroirs seine Nichte Arianna Occhipinti aus, die sich heute unter eigenem Namen, ebenfalls biologisch, anschickt, mit ihrem ebenfalls winzigen Weingut (100 Tsd. Flaschen) in nur fünf Kilometer Entfernung, der zweite Insider-Superstar Siziliens außerhalb des Etna zu werden. Das kleine Weingut COS, mit nur 200 Tsd. Flaschen Gesamterzeugung an der Südostspitze der Insel, arbeitet natürlich zu 100% biodynamisch. Wahre Weine. Sizilien pur. Und das meiner Meinung nach weltbeste, natürlich ebenfalls biologische Olivenöl. Nur vier Tausend Flaschen von 100 bis 400 Jahre alten Bäumen auf dem hohen Monte Iblei. Schon im Oktober per Hand gepflückt und in einer Biomühle auf dem Iblei extrem schonend verarbeitet. So behutsam und vorsichtig, dass man 14 Kilogramm Oliven für einen Liter Öl braucht, eine extrem unergiebige, aromatische und seidig samtige Olive. (In Spanien reichen durchschnittlich drei Kilogramm Oliven für einen Liter) Allein der Lohn des Pflückens pro Liter Öl macht mehr als fünf Euro aus. Geld verdient das Weingut Cos damit nicht, das Olivenöl ist eine gute Tat, eine extreme Passion und eine Huldigung an Sizilien und die Natur. Ich bin sehr stolz, mit diesen Ausnahmewinzern zu arbeiten!
Selbst beim Weingut COS, dem wahrscheinlich etabliertesten Biobetrieb im Südosten Siziliens, steht man niemals still. 23 Jahre lang waren die spanischen Amphoren aus Padilla im Boden des Weinkellers vergraben. Dieses Jahr wurden sie vorsichtig ausgegraben und stehen nun freistehend im Keller – ähnlich wie auch beim Weingut Foradori im Trentin, Giusto Occhipinti und Elisabetta Foradori sind langjährig, dick befreundet. Nach Experimenten des Weinguts führen die freistehenden Amphoren zu noch mehr Klarheit und Präzision in den Weinen. 2020 war hier im Südwesten ein Jahrgang der Perfektion und der sagenhaften Balance. Giusto Occhipinti ist ganz besonders stolz auf seinen Cerasuolo, denn der zeigt sich in solch grandioser Balance und Intensität wie zuletzt 2015.