Sardinien – das Beste aus der spanischen und italienischen Geschichte der bergigen Mittelmeerinsel wird im Wein vereint. Der hat hier seinen ganz eigenen Stil gefunden.
Sardinien liegt südlich von Korsika im Mittelmeer. Die Insel hat eine wechselhafte Geschichte und somit finden sich hier auch heute noch sowohl italienische als auch spanische Einflüsse.
Das spanische Königreich Aragon regierte Sardinien bis zum frühen 18. Jahrhundert über einen Zeitraum von fast 400 Jahren. Dadurch gibt es hier eine direkte Verbindung zu spanischen Rebsorten, die wichtigsten sind Cannonau und Carignano.
Cannonau ist nur ein Synonym für die spanische Garnacha und die französische Grenache. Carignano wiederum ist eines für die spanische Cariñena und die französische Carignan. Auch die weiße Vermentino ist höchstwahrscheinlich spanischen Ursprungs. Diese Rebsorten wurden wahrscheinlich während der spanischen Regierungszeit eingeführt. Die Weine Sardiniens erreichen im trockenen, heißen Mittelmeerklima ganz leicht hohe Alkoholwerte, und deshalb gibt es hier auch einige historische Stile – wie die seltenen Malvasia di Bosa und Vernaccia di Oristano, die oxidativ ausgebaut werden (das heißt für längere Zeit in oft nicht ganz voll gefüllten Holzfässern), und dann sogar an spanische Sherrys erinnern.
Zwischen Korsika und Sizilien gibt es viel zu entdecken - Terroir und autochthone Rebsorten
Sardinien hat sowohl in Bezug auf die Geografie als auch hinsichtlich des Weins Gemeinsamkeiten mit seinen beiden Nachbarinseln Korsika und Sizilien. Wie auf Korsika gab es hier im 20. Jahrhundert einen Boom und dann auch eine Talfahrt in der Weinbaugeschichte. Sie ergaben sich durch stark subventionierte neue Rebpflanzungen aus den 1950er-Jahren, die ausschließlich auf Mengenproduktion ausgerichtet waren – bis vor gar nicht allzu langer Zeit war der größte Teil der Weinproduktion in den Händen von großen Genossenschaften, und der kräftige Wein aus Sardinien wurde tatsächlich dazu benutzt, Weinen anderer Regionen (zum Beispiel Chianti!) mehr Power zu geben. Darauf folgte die Umorientierung in Richtung auf Qualität in den 1980er-Jahren. Die EU subventionierte dann die Verkleinerung von Rebflächen – qualitativ nicht hochwertige Weinberge verschwanden. Wie auch auf Sizilien gibt es hier echtes Potenzial.
Die absolute Entschlossenheit der Weinproduzenten, das Beste aus dem großartigen ursprünglichen Rebmaterial zu machen, führt zu echt beeindruckenden Weinen.
Höhenlagen und karge Granitböden - Zutaten für einzigartige Weine
Vermentino di Gallura ist die einzige DOCG-Zone der Insel. Gallura liegt ganz im Norden von Sardinien und ist eigentlich eine ziemlich heiße Gegend. Weinberge liegen zum Ausgleich aber relativ hoch, auf bis zu 500 Höhenmetern, und die Reben wachsen auf kargen, felsigen Granitböden – die beste Voraussetzung, um die wachstumsstarke Vermentino-Rebe in Schach zu halten und dazu zu bringen, besonders ausdrucksstarke Trauben hervorzubringen. Vermentinos von hier sind aromatisch und reich und können sogar mit dem Einfluss von Eichenholz gut umgehen – obwohl knackig-frische Stile wesentlich häufiger vorkommen. Cannonau, die beste rote Rebsorte der Insel, ist zwar oft rustikal und würzig, aber auch körperreicher, als ihre Farbe vermuten lässt. Unsere Top-Empfehlung für Liebhaber von Weinen mit Charakter!