Alfredo Prunotto verhalf im Jahre 1923 der nach dem 1. Weltkrieg in Schwierigkeiten geratenen Genossenschaftskellerei „Vine delle Langhe" in Alba zu neuem Leben. Der sehr junge Alfredo war seit Beginn der 1904 in Serralunga gegründeten Genossenschaft ihr Sekretär und Berater. Die große Leidenschaft, mit der Alfredo Prunotto und seine Frau Luigina später ihre eigenen Weine vinifizierten, verhalf ihnen in kurzer Zeit zu weltweitem Ansehen. Sie begannen schon früh mit der Flaschenabfüllung und schon im frühen zwanzigsten Jahrhundert mit dem Export nach Südamerika, danach auch Nordamerika.
Antinori und Prunotto
1956 ging Alfredo in Rente und verkaufte sein Weingut an den heue nicht minder legendären Beppe Colla. Beppe begann schon 1961 den Barolo nach Crus separat abzufüllen, später wiederholte er das 1971 auch mit Barbera. So entstanden nach und nach Bussia oder Pian Romualdo. Seit 1989 leitete Antinori Toskana das renommierte Unternehmen im Vertrieb und ab 1994, zur Rente der Colla-Brüder, erwarben sie das renommierte Weingut. Antinori erwarb zwischendurch 1990 schon weitere, ca. 7 ha im Anbaugebiet des Cru Bussia, mit dem Ziel, neue Impulse in der Produktion zu wecken.
Aushängeschild des Hauses Prunotto ist somit heute der Cru Barolo Bussia, dessen Rubinrot, Intensität und herausstechende Persönlichkeit ausschließlich der Nebbiolotraube zu verdanken ist, die ebenfalls kostbarer Rohstoff für die Erzeugung des „einfachen" Barolo ist. Auch im Barbaresco stellen sie mit der Lage Secondine und Bric Turot überragende Einzellagen. Albiera Antinori leitet Prunotto seit 1990. Das Barolo-Weingut liegt in Monforte, der Heimat des Bussia, der Hauptsitz von Prunotto befindet sich in Alba. Das 65 Hektar große Weingut gehört sicher zu den Big Playern, dennoch sind die Weine überragend und individuell vinifiziert, sodass Prunotto wie zu Alfredos und Beppes Zeiten zu den qualitativen Top-Playern der Langhe gehört.
Der Jahrgang 2021 wird vom Weingut Prunotto als DER Jahrhundertjahrgang eingestuft. Der Vergleich mit dem Ausnahmejahr 2016 liegt – zumindest was die große Struktur der Weine angeht – nahe. Allerdings ist die Frucht der Baroli und Barbaresci des Jahrgangs 2021 noch viel opulenter und reifer – das ist das Unterscheidungsmerkmal des Jahrgangs 2021 und eine Qualität, die ihn unbestreitbar zum Jahrhundertjahrgang macht.
Die Tannine der mächtigen Weine wirken selbst bereits im jungen Stadium weniger streng und karg, als es in großen Jahrgängen bis dato häufig der Fall war. Der Jahrgang lieferte ideale Wetterbedingungen. Bei Prunotto verlief die Blüte der Reben deshalb ideal und legte die Basis für den Jahrgang.
Es gab ein wenig Frühfrost, der von Anfang an für eine natürliche, gute Reduzierung des Ertrags sorgte, aber nichts in dem Maße wie 2017, sondern eine durchaus positive Reduzierung. Der Sommer war warm und trocken, aber nie heiß, Regen fiel wie bestellt zum idealen Zeitpunkt und der lange, sonnige Herbst mit hohen Temperaturunterschieden zwischen Tages- und Nachttemperaturen, den die Rebsorte Nebbiolo so liebt, sorgten für ein langsames und gleichmäßiges Ausreifen der Trauben.
Die große Qualität ist darauf zurückzuführen, dass im Weinberg über das Jahr hinweg alles zur richtigen Zeit geschah.
Das Weingut Prunotto hat seinen Besitz um zwei absolut exklusive Toplagen des Piemonts erweitert. 2022 wurde eine 3,5 Hektar große Parzelle in der renommierten Serralunga Cru Lage Cerretta zu einem schwindelerregenden Preis erstanden. Inzwischen ist großes Barolo Terroir mit Sicherheit auf demselben Preisniveau so mancher exklusiver Lagen im Burgund. Serralunga gehört zudem ohne Frage zum absoluten »Hot Stuff« aus Barolo. Bis zum Jahrgang 2021 wurde der Wein ausschließlich aus zugekauften Trauben (aus einer benachbarten Parzelle) gemacht. Ein weiterer Neuzugang des Weinguts ist eine Parzelle in der Lage Mosconi, im südlichen Teil von Monforte, direkt gegenüber der renommierten Cru Lage Francia. Der erste Mosconi Release von Prunotto wird eine 2019 Riserva und der Wein wird ein historisches Prunotto Etikett tragen.