Die Genossenschaft wurde 1958 vom Pfarrer Don Fiorino Marengo wiedereröffnet, nachdem sie in den 1930er Jahren aus politischen Gründen geschlossen worden war. In den für die Bauern wirtschaftlich besonders herausfordernden Zeiten der 1950er Jahre war es Don Fiorino klar, dass ein Auskommen nur möglich war, wenn alle an einem Strang zogen. Alles begann mit 19 Mitgliedern und die ersten drei Jahrgänge wurden sogar im Keller der Kirche gemacht!
Dann zog die Genossenschaft um in das Gebäude gegenüber, mitten im Dörfchen Barbaresco. Hier befindet sich auch heute noch der Hauptsitz der Produttori del Barbaresco, wo über 50 Mitglieder, die zum Teil Parzellen in den besten Cru-Lagen der Gemeinde Barbaresco besitzen, ihre Trauben aus insgesamt etwas über 100 Hektar abliefern. Regel Nummer eins – die ohne Frage auch zum Erfolgsgeheimnis der Produttori beiträgt – ist, dass alle Trauben abgegeben werden müssen. Es ist nicht erlaubt, dass ein Traubenbauer nur einen Teil seiner Trauben abgibt und seine besten Trauben selbst zu einer Super Cuvée vinifiziert, oder gar an jemanden anderen verkauft. Die Beziehung zwischen den Traubenbauern und der Genossenschaft wird mit Hingabe und Stolz gepflegt und häufig geben die Mitglieder bereits seit mehreren Generationen ihre Trauben bei der Genossenschaft ab. Alles beruht auf Traubenqualität, nicht auf Menge, und daher werden die Trauben auch nach den strengen Vorgaben der Genossenschaft angebaut. Ein weiterer Teil des Erfolgsgeheimnisses ist, dass alle Traubenbauern Teilhaber der Genossenschaft sind und somit auch am Gewinn beteiligt sind. Es liegt also jedem Einzelnen daran, dass die Trauben von bester Qualität sind. In einem guten Jahr werden ungefähr 550.000 Flaschen gemacht, die Hälfte davon ist der Flagship-Wein der Genossenschaft, der Barbaresco DOCG. Ungefähr 25 Prozent der gesamten Produktion sind auf neun Einzellagen verteilt.
Der Fokus liegt ganz auf der Rebsorten-Königin der Region, der Nebbiolo, auf die sich die Genossenschaft spezialisiert hat. Die Produttori machen einen ausgezeichneten Langhe Nebbiolo und ihr Barbaresco ist DER Referenzpunkt in der Gemeinde in Bezug auf Weinqualität, und zugleich ein Wein, der erheblich zur Anerkennung des Ortes und des Barbaresco-Weins beigetragen hat. Neben Gaja und Giacosa waren die Produttori der erste Erzeuger, der zusätzlich zum Barbaresco auch Cru-Lagen separat abfüllte. Aber die neun streng limitierten und zugeteilten Cru-Lagen werden nur in herausragenden Jahrgängen separat ausgebaut. Auf jeder Flasche sind sowohl die Traubenbauern, als auch die Anzahl der produzierten Flaschen vermerkt. Diese Cru-Lagen sind heiß begehrt und werden von Liebhabern auf der ganzen Welt gesammelt und nebeneinander genossen.
Pora ist eine relativ flache Lage in der Nähe des Flusses Tanaro. Das warme Mesoklima verleiht den Weinen für gewöhnlich eine saftige Zugänglichkeit und eine erdige Reichhaltigkeit. Auch Rio Sordo ist niedrig gelegen, aber weiter vom Fluss entfernt als Pora und mit südlicher Ausrichtung. Der Kalkstein-Anteil verleiht diesem Wein eine weiche, geschmeidige Note, die oft bereits in seiner Jugend wunderschön ist. Pajé ist ein im Herzen des Dorfes nach Südwesten ausgerichtetes Amphitheater. Die Lage ergibt würzige und dichte Weine, oft auch mit zarten floralen Anklängen. Ovello ist die nördlichste und eine der höchstgelegenen Cru-Lagen. Die Weine aus der großen Lage überzeugen durch unglaublichen Facettenreichtum. Asili ist anerkannt eine der besten und berühmtesten Lagen in Barbaresco. Perfekt nach Südwesten ausgerichtet, aber in größerer Entfernung zum Fluss Tanaro, daher sind hier warme Tage und kühle Nächte die Regel – perfekte Voraussetzungen für glockenklare und präzise Fruchtaromen. Asili hat zudem ein spektakuläres Reifepotenzial. Rabajà ist eine der faszinierendsten Amphitheater-Lagen der Gemeinde. Der Kalksteinboden verleiht den Weinen ihre großartige Komplexität und Fülle. Muncagota liegt in der Nähe von Paje, nach Südosten ausgerichtet und etwas höher. Für mich sind die Weine immer extrem elegant und geschmeidig, oft mit einem Hauch erfrischender Minze. Montefico ist eine kleine Lage im Norden des Dorfes. Sie befindet sich zwar in wärmender Südexposition, ist aber zugleich den kühlen Nordwinden ausgesetzt. Oft sind die Weine etwas zarter und beeindrucken mit präziser Mineralik. Montestefano ist eine echt steile, kalkreiche Lage, die dank ihrer südlichen Ausrichtung enorm opulent ist. Die Eisenhand im Samthandschuh!
Aldo Vacca, der Direktor der Produttori del Barbaresco ist ein bescheidener Mann und würde geschmeichelt abwinken, wenn er gesagt bekäme, dass er mindestens ebenso ikonisch ist wie das Weingut selbst. Seit 1991 leitet der begnadete Verkoster hier die Geschicke. Er kennt die Weinberge und die Menschen, die sie bewirtschaften in- und auswendig und seine Meinung ist sowohl von allen Mitgliedern als auch von Weinexperten weltweit überaus geschätzt. Nach seinem Studium an der Uni in Turin zog es ihn nach Kalifornien, wo er ein Semester lang an der UC Davis studierte. Anschließend arbeitete er vier Jahre lang an Angelo Gajas Seite, bevor er seine Top Position bei den Produttori annahm.
Die Weinbereitung ist recht simpel: Nach der Gärung im Stahltank und der anschließenden Kalkstabilisierung zieht der Wein zum Ausbau in die großen Botti der Genossenschaft um. Es wird prinzipiell nur französisches Holz verwendet und einmal im Jahr wird jedes Fass gesäubert, also ziemlich hands-off. Alle Cru-Lagen werden drei Jahre lang ausgebaut. Das Geheimnis der fantastischen Qualität der Weine liegt wohl in der extremen Sorgfalt im Weinberg, die zur makellosen Qualität der Trauben führt, die jeder Traubenbauer mit Stolz einbringt.
2020 war ein heißer Jahrgang in Barbaresco, ganz besonders zu Beginn des Sommers. Gegen Ende Juli kühlten die Temperaturen merklich ab und der September zeigte sich als absoluter Bilderbuch Monat, mit starken Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht. Diese Schwankungen sind ideale Voraussetzungen für große Nebbiolo Jahrgänge und machen den Jahrgang 2020 in Barbaresco zu einem grandiosen Klassik-Jahrgang. Die Weine sind zusätzlich zu den intensiv strukturierten Tanninen mit verführerischer Saftigkeit ausgestattet. »The best of both worlds« sozusagen. 2020 und 2021 werden die streng zugeteilten und extrem nachgefragten Riserva Cru Lagen abgefüllt, aber 2022 und 2023 wird es höchstwahrscheinlich keine Riservas geben. Fans sollten sich daher besser mit den limitierten Cru-Einzellagen vom Jahrgang 2020 und 2021 eindecken.
Die Probe bei Produttori del Barbaresco geht dieses Jahr wesentlich zügiger vonstatten, da 2018 keine Riserva gemacht wurden. Die Verkostung beginnt mit dem beeindruckenden 2021 Langhe Nebbiolo, den wir neu in unser Programm aufnehmen. Das ist extrem viel Wein zu einem fairen Preis und 2021 ist zudem der Inbegriff von Frische und Duftigkeit. In seiner Klasse ist dieser Wein nur schwer zu toppen. Weiter geht's mit dem Barbaresco 2019. Der ist eigentlich Chambolle-Musigny pur! Ich bin geflasht von der Präsenz, dem ultra Charme und der Saftigkeit dieses Weines. Und das Schöne ist, in Barbaresco muss man auch in diesem großen Jahrgang 2019 nicht ganz so lange bis zur Trinkbarkeit warten, und in zwei bis drei Jahren wird er schon in sein Trinkfenster kommen. Produttori del Barbaresco gehören nicht nur zu einer der Besten Genossenschaften Italiens, sondern sie sind auch ganz ohne Frage einer der Top Produzenten in Barbaresco. Dem Erfolg liegt die kompromisslose Qualitätsstrategie von Managing Director Aldo Vacca zu Grunde. Der dritte Wein der Probe ist der nur äußerst selten produzierte Barbaresco Riserva Don Fiorino aus dem Jahrgang 2016. Weil 2016 ganz klar großartig war, wurden Teile des Weins aus den Lagen Ovello, Monte Stefano und Monte Fico, Cotta, San Cristofolo, Basarin und Faset geblendet. Die Trauben wurden komplett entrappt und drei Jahre lang in großen, neutralen, französischen Holzfässern ausgebaut. Der Superblend, der dem Gründer der Produttori del Barbaresco gewidmet ist, trägt zudem ein historisches Etikett und ist ein Wein von großem Kaliber.