Die Aussicht von der Terrasse des Weinguts Conterno Fantino aus ist eine der atemberaubendsten und schönsten im Piemont. An klaren Tagen kann man sich nur schwer sattsehen – denn die Sicht über die Reben hinweg reicht bis hin zu den Alpen. Das direkt über Monforte thronende Weingut wurde 1982 von Claudio Conterno und Guido Fantino gegründet. Claudio übernahm die Verantwortung für die Weinberge und Guido für die Weinbereitung und den Keller. 2010 ist mit Fabio und Elisa Fantino die Folgegeneration ins Weingut eingestiegen, das brachte noch mal einen deutlichen Qualitätsschub mit sich, und auch Noemi und Matteo Conterno sind inzwischen Teil des Teams.
Mit dem Namensvetter Aldo Conterno ist man zwar qualitativ fast auf einer Stufe, der Ansatz und Stil der Weine ist jedoch diametral entgegengesetzt. Conterno Fantino ist jetzt auf Top-Niveau und in einem Atemzug zu nennen mit den angesehenen Erzeugern der Moderne des Piemont. Die in neuen Barriques ausgebauten Baroli (Vorbild Clerico und Altare) sind enorm tanninreich und langlebig, aufgrund der Fruchtintensität aber durchaus auch als junge Weine schon ein Hochgenuss.
Zum Weingut gehören 27 Hektar Rebfläche, der Großteil davon befindet sich in höheren Lagen direkt beim Weingut, hoch über Monforte d’Alba
Die Barolo-Cru-Lage Mosconi rückt in den letzten Jahren mehr und mehr ins Rampenlicht, denn sie kombiniert unglaublich viel Intensität mit feiner Komplexität und sogar Verspieltheit. Im Weingut füllt man das Herzstück der Produktion unter dem Namen der Parzelle »Vigna Ped« auf die Flasche. Die Reben wurden hier zwischen 1960 und 1999 gepflanzt und die Parzelle steht in 360 bis 380 Höhenmetern auf einer Mischung aus Sand-, Schlick- und Lehmböden. Die Böden in der Barolo-Cru-Lage Ginestra haben einen hohen Anteil an weißem Lehm, hier stehen die Reben auf bis zu 360 Höhenmetern in Süd-Exposition. Die ältesten Reben wurden 1971 gepflanzt und sind nach Süden hin ausgerichtet. Zusammen mit Mosconi ist Ginestra die beste Lage des Weinguts.
Der Barolo Cru Ginestra Vigna del Gris liegt östlich der Lage Ginestra in Südost-Exposition auf 320 Höhenmetern, sie ist die Ursprungslage der Familie Conterno Fantino. Seit dem Jahrgang 2013 konnte das Weingut neben den eigenen Lagen die Parzelle Vigna Pressenda innerhalb der Cru-Lage Castelletto auf lange Zeit pachten. Die ältesten Reben wurden hier 1969 auf 380 Höhenmetern auf sandigeren Böden gepflanzt. Die Reben sind nach Südosten exponiert - in Richtung Serralunga, gegenüber von Vignarionda.
Neben Nebbiolo werden auch Barbera und Dolcetto gemacht. Der finessenreiche, elegante und mineral-geladene Langhe Chardonnay Bastia ist das Gegenstück zu den üppigen, dichten und strukturierten Rotweinen. Die Weinbergsarbeit erfolgt zu 100 Prozent biologisch und naturnah. Das Team ist zu Recht mächtig stolz auf die komplexe Biodiversität in den Weinbergen. Nachhaltigkeit ist auch beim Ausbau wichtig, daher wurde der Keller bereits 2008 mit Solarzellen aufgerüstet. Mithilfe von Geothermie wird dessen Temperatur das ganze Jahr hindurch gleich gehalten. Ideale Voraussetzungen also, um die qualitativ hochwertigen Trauben in fantastische Weine umzuwandeln.
Nach sorgfältiger Handlese werden die Weine mit wilden Hefen in rotierenden Stahltanks vergoren. Die Gärung läuft dadurch nur zwei bis zweieinhalb Wochen. Das, zusammen mit dem späteren Ausbau im ausschließlich neuen Barrique, ist ein sehr moderner und technischer Ansatz, der tendenziell in die Richtung hochintensive Frucht und Blockbuster läuft. Man muss grundsätzlich überlegen, ob einem diese moderne Form des Barolo gefällt, aber in ihrer Massivität von Tannin, Frucht und Rasse sind die Weine von Conterno-Fantino doch sehr beeindruckend. Sie sind dicht, ohne schwer zu sein. Die atemberaubende Komplexität der Weine rückt dieses großartige Weingut aus Monforte zu Recht ins Rampenlicht.
Fabio Fantino hat Grund zur Freude, denn der Jahrgang 2020 wieder ein voller Erfolg bei Conterno Fantino und die Baroli sind würdige Nachfolger der beeindruckenden, monumentalen 2019er. Frische, Balance und Feinheit im Mund sind die Kennzeichen des hedonistisch-klassischen Jahrgangs 2020, der Druck und Vielschichtigkeit mit eleganter Struktur vereint. Fabio erinnert sich gerne an die gesunden, reifen Trauben des Jahrgangs. Der Barolo Castelletto Vigna Pressenda und der Barolo Ginestra Vigna del Gris sind ab dem Jahrgang 2020 bio-zertifiziert. Zusätzlich zu den Baroli verdient der Nebbiolo Ginestrino 2022 – ein Fantasiename, ursprünglich kamen die Trauben aus der Lage Ginestra – Aufmerksamkeit. Der Wein ist ein wirklich toller Einstieg in die Nebbiolo-Traube und mit knapp über 20 Euro eine ziemliche Perfektion. Unendlich lecker und mit seiner blumigen Strahlkraft einer der besten Verführer für Nebbiolo-Starter. Nach dem extrem trockenen und heißen Sommer waren 2022 einige Winzer besorgt, aber nach der abgeschlossenen Gärung war die Freude groß, denn wider Erwarten – und ähnlich wie auch in Bordeaux – kamen hervorragende Weine heraus.
Den besten Blick auf die Alpen gibt es im Piemont ganz ohne Zweifel von der Terrasse des Weinguts Conterno-Fantino, hoch über Monforte d’Alba. Das Weingut arbeitet kompromisslos, naturnah und zertifiziert biologisch. Hier wird der Ausbau im Barrique gefeiert. Die Trauben aus den hohen Lagen des Weinguts haben stets gute Frische, Säure isst das Holzaroma, von daher sind die Weine zwar reichhaltig, aber in Balance. Fabio Fantino vergleicht den Jahrgang 2019 mit einer Mischung aus dem strukturierten 2016er und dem Power-Jahr 2008er, aber mit noch mehr Frische und noch mehr Saftigkeit. Mit dem Barolo »Mosconi Vigna Ped 2019« erreicht das Weingut die ultimative Balance aus Intensität, Fruchtkonzentration und Frische, dabei strömt die betörende Duftigkeit beim bloßen Reinriechen aus dem Glas. Im Mund vibriert dieses Meisterstück minutenlang nach. Durch die Bank ist der große Jahrgang 2019 bei Conterno-Fantino mehr als nur gelungen. Die Weine singen, sind dicht und zutiefst befriedigend. ABER: Sie brauchen Zeit im Keller, um ihr volles Potenzial zu entwickeln. Nicht so lange wie die 2016er, aber am besten und ganz sicher fünf bis zehn Jahre. Ein weiteres Highlight unserer Verkostung ist der imposante Chardonnay »Bastia« 2021. Die beeindruckend feine Struktur und Länge dieses Weins sind einfach fantastisch.