Die Reblagen sind zu 80 % nach Süden und Südwesten gerichtet und liegen auf einer Höhe von ca. 360–480 Meter ü. M. Der Boden besteht aus kompaktem, dunkelgrauem Sand, aus weißem und rotem Lehm und weißen und blauen Kalkmergelschichten. Einsprengsel von Eisen, Mangan und Magnesium lassen die Lagen sehr unterschiedlich erscheinen. Die sehr durchdachte Anbautechnik, die kontrollierte Gärung der Moste und die vollkommen traditionellen Ausbausysteme erlauben es, einen großen Wein von raffinierter Qualität zu erzeugen. Die vollständig biologisch ablaufende Gesamtproduktion (nicht zertifiziert) beträgt heute nur noch 80.000 Flaschen von insgesamt nur 28 Hektar ausschließlich eigener Weinberge. Damit liegt der durchschnittliche Ertrag aller Weine bei nur winzigen 25 Hektoliter je Hektar, was der natürlichen Reduktion biodynamischer Betriebe entspricht. Gegen den Trend haben die Conternos, in enger Abstimmung der heute federführenden Söhnen, den drei Brüdern Franco, Giacomo und Stefano (Vater Aldo starb im Sommer 2012), die Vergrößerung in den 90er Jahren nach ersten Versuchen nicht weiter mitgemacht, sondern haben sich vorrausschauend auf die Nische der obersten Qualität konsolidiert. Alle Zukäufe wurden eingestellt, die Erträge wurden durch mehrfache grüne Lese dramatisch reduziert, die Umstellung auf Bio erfolgte.
Das Weingut arbeitet nun schon seit vielen Jahren biologisch-organisch, inzwischen sogar vollständig umgestellt auf die Biodynamik.
Der Granbussia, Romirasco, Colonello und Cicala liegen im Ertrag wie der weiße Bussiador unter 15 Hektoliter pro Hektar, weniger als ein Kilo pro Rebstock wird geerntet. Weniger als 10 Weingüter der Langhe waren dermaßen konsequent und weitsichtig, eine nunmehr extrem geringe Gesamtmengen, höchste Qualität zu guten Preisen, immer vollständig ausverkauft. Das gelingt so konsequent wohl nur noch bei Giacomo Conterno, Bartolo Mascarello, Vietti und natürlich beim Superstar Roberto Voerzio. In den 90ern war man bei Aldo Conterno schon einmal bei 300.000 Flaschen bis man erkannte, dass Mengendruck und Premium nicht zusammen passen. Nur dieser Weitsicht und der permanenten Reduktion auf »das Beste« ist es zu verdanken, dass man bei Aldo Conterno über Krisen nur schmunzeln kann. Das Weingut arbeitet nun schon seit vielen Jahren biologisch-organisch, inzwischen sogar vollständig umgestellt auf die Biodynamik. Allerdings bewusst jetzt und in Zukunft nicht zertifiziert, weil man nicht auf der Biowelle reiten will, sondern ausschließlich auf der Qualitätswelle. Die extreme Selektion im Weinberg betrifft alle Weine. Selbst der Ertrag des normalen Barolo Bussia, der sich sogar ab 2009 wieder ausschließlich auf diese großartige Lage beschränkt, liegt bei nur 20 Hektoliter pro Hektar. Die oberen Teile der Großlage Bussia besteht aus den in winzigen Mengen erzeugten Einzellagen Colonello (Finesse), Cicala (Kraft) und Romirasco (Kraft, Frucht und Finesse), aus denen dann in guten Jahren als händische Vorlese einzelner Trauben und Beeren der schon legendäre und ultrarare »Barolo Granbussia« geerntet wird. Auf der kühleren Hügelspitze der Bussia liegt in Ostrichtung der weiße Rebenteil des Bussiador. Bei Conterno werden insgesamt fünf grüne Lesegänge durchgeführt, im Juni, Juli, August und auch noch zweimal 2–3 Wochen vor der Ernte als pinke Ernte.
Die Reduktion ist gewollt so dramatisch, um die ganze Kraft in die Trauben zu bringen. Die Bepflanzung des Weinberges ist dafür mit 5.000 Pflanzen pro Hektar noch relativ normal, aber die natürliche Ertragsbeschränkung durch die Biodynamie ist zusätzlich zur grünen Lese schon immens. Das führt zu früher Vollreife und wie bei Voerzio zu einer sehr früheren Lese, deutlich vor den meisten Kollegen. Die für die Balance so wichtige Säure ist deshalb in viel größerem Ausmaß noch vorhanden, große Weine können so auch in warmen Jahrgängen entstehen. Die Trauben werden komplett entrappt, teilweise händisch bei der Granbussia und dem Romirasco, und dann erfolgt für einen sehr langen Zeitraum von über fünf Wochen mit Schalenkontakt (Granbussia und Romirasco acht Wochen) die Vergärung mit der natürlichen Hefe im großen Holz, bei der Barbera, Dolcetto und dem einfachen Nebbiolo im Stahl, der weiße Bussiador im Barrique. Die Baroli werden nach der Vergärung komplett in großen Holzfässern von 2,5 Hektolitern ausgebaut (zwischen zwei und sieben Jahre altes Holz, danach Austausch), sie verbleiben da unberührt für zweieinhalb bis drei Jahre und werden danach unfiltriert gefüllt. Es gibt überhaupt kein neues Holz bei den insgesamt nur 30.000 Flaschen Baroli von Aldo Conterno. Das Weingut Aldo Conterno wird zu Recht in einem Atemzug mit dem legendären Cousin Giacomo Conterno genannt (eine Generation davor noch vereint). Zusammen mit der anderen Traditionsgröße Vietti sind die Cousins Conterno wohl mit Roberto Voerzio, den Mascarellos und Grasso immer noch, oder vielleicht wieder, die absolute Spitze im Barolo und damit im italienischen Wein überhaupt.
Giacomo Conterno nennt 2019 und 2020 »Klassische Jahrgänge in der Ära der Klimaerwärmung«. 2020 war ein Jahrgang mit ausreichend Niederschlag und ausgeglichenen Temperaturen, die nie so warm wurden wie in den Folgejahrgängen 2021 und 2022. Dennoch war der Jahrgang für viele Winzer eine größere Herausforderung und der Lesezeitpunkt war absolut entscheidend, um die Säure der Weine zu bewahren. Ob man den 2019er oder den 2020er Jahrgang bei Aldo Conterno bevorzugt, ist reine Geschmacksache. »How can you say a Lamborghini is better than a Ferrari« fragt er zu Recht. 2019 ist ganz klar ein großer Jahrgang und während die Weine klar dichter, monumentaler und strukturierter sind, kombinieren die 2020er duftende Frucht-Opulenz mit klassischen Nebbiolo-Aromen und burgundischer Finesse. Die Probe der 2020er des Weinguts war ein außerordentliches Vergnügen. Der Barolo Romirasco 2020 kratzt an der Perfektion. Hier surfen Millionen, kleiner, rund polierter Tannine auf einer unendlich verführerischen roten Kirschsaftwelle. Der Wein ist eine wahre Freude und zudem ein phänomenal spannender Trinkgenuss. Dicht gefolgt vom Barolo Bricco Bussia Vigna Cicala 2020 der den puristischen Ausdruck des klassischen Jahrgangs mit wunderbarer, fast klirrend brillanter, klarer Frische offenbart. Dieser Stoff ist der Perfektion unglaublich nahe, braucht aber ein paar Jahre im Keller.
Der Besuch bei Giacomo Conterno vom Weingut Aldo Conterno ist immer etwas ganz Besonderes. Es fühlt sich an, als komme man zur Familie nach Hause. Mit Giacomo wird stets offen und fair diskutiert, und jede Unterhaltung ist spannend und informativ zugleich.
Die 2019er des Weinguts sind – wie erwartet – grandios! Der Jahrgang war auch in den Weinbergen von Aldo Conterno klassisch mit einer ausgeglichenen Wachstumsperiode und ausreichend Niederschlag zum idealen Zeitpunkt. Die Weine sind muskulös und athletisch. Giacomo meint, dass die Weine die tiefste Farbe haben, die er in all den Jahren je gesehen hat, was am hohen Anteil der Anthocyane liegt, die in den Trauben waren. Das Weingut Aldo Conterno hat in diesem großen Jahr 2019 wirklich ein phänomenales Programm auf die Flasche gebracht. Die Barolo brauchen aber, idealerweise, allesamt mindestens zehn Jahre im Keller, um auf ihren Genuss-Höhepunkt zu kommen. Mein persönlicher Favorit ist in diesem Jahr der Barolo Romirasco 2019. Die Frucht ist klar und pur. Der Wein hat eine unglaubliche Komplexität und ist im Mund ein absoluter Riese. Da sind große Mengen an Frucht, Würze und Struktur. Ein Wein, der erinnerungswürdig ist und sich ins Gedächtnis brennt und dabei auch noch für die Ewigkeit gemacht ist. Zeitgleich mit den 2019er Barolo kommt auch endlich der Chardonnay Bussiador 2020 in den Verkauf. Er wurde 2019 nicht gemacht, weil die Conterno Brüder mit dem Aromenprofil nicht zu 100 Prozent zufrieden waren – ein weiterer Beweis für den kompromisslosen Qualitätsfetischismus der auf diesem Weingut betrieben wird.