Das Friaul ist der multikulturelle Melting Pot Italiens. Autochthone Rebsorten und auch verschiedene ideologische Ansätze der Winzer sind die Stärke der Region.
Friaul wird von ortsansässigen Winzern niemals »Friuli« abgekürzt, sondern stets mit ganzem Stolz voll als »Friuli-Venezia Giulia« voll ausgesprochen. Die Region liegt auf rollendem Hügelland, im äußersten Nordosten Italiens. Sie grenzt im Norden an Österreich, im Osten an Slowenien. Und genau wie in den meisten Regionen Europas bemerkt man gar heute gar nicht mehr, wenn man die Grenze übertritt von Collio in Italien zu Gorizia in Slowenien.
Der zusammengesetzte Name, Friuli-Venezia Giulia, ist der Beweis für geschichtlich verhedderte Loyalitäten und Grenzen, die sich im Laufe der Zeit verändert haben. »Friuli« umfasst die ursprüngliche Region, die heutigen Provinzen Pordenone und Udine. »Venezia Giulia« bezieht sich auf die östlicheren Provinzen Gorizia und Trieste, traditionell die Republik Venetien. Ungefähr vom zehnten Jahrhundert an wurde die Region zwischen den Venezianern und Habsburgern hin und her geschubst. Erst 1954 wurde Triest und ein kleiner Teil von Istrien an Italien übergeben und die Region nahm ihre heutigen Grenzen ein.
Auch die hiesige Küche weist auf diese Geschichte hin. So gibt es Tiroler Speck und Apfelstrudel genauso wie Eintöpfe (Jota) aus Bohnen, Kartoffel und Sauerkraut. Udine ist Salami und Prosciutto Land – hier kommt der berühmte San Daniele Schinken her.
Standards für die moderne Weißweinproduktion wurden in den 1960ern und 1970ern von Mario Schiopetto in Italien, genauer gesagt eben hier in Friuli-Venezia Giulia gesetzt. Mario hat den Prototyp für sortenreinen, klaren und fein aromatischen Italienischen Weißwein kreiert. Bevor er auf Stahltanks umsattelte, die die Möglichkeit bieten die Fermentationstemperatur zu kontrollieren, und damit fruchtbetonte, klare Weißweine herzustellen, war es hier wie in ganz Italien gang und gäbe, dass überreife Trauben mitsamt Stielen in Holzbehältern zu einem süßen, alkoholstarken und oft auch oxidierten Wein fermentiert wurden.
Im Gegensatz zur anderen Weißwein Region Italiens – Alto Adige – gibt es hier kaum Kooperativen und die meisten Weingüter sind im Familienbesitz.
Das Geheimnis zur Friulanischen Weißweinvorherrschaft liegt natürlich auch im Klima. Durch die Karnischen Alpen von Österreich und die Julischen Alpen von Slowenien getrennt sitzt die Weinstadt Cormòns im Voralpenland.
Wir haben hier ein Zusammenspiel warmer Luft von der Adria und kühler Alpenluft, sozusagen eine perfekte natürliche Klimaanlage.
Trauben reifen durch die ausgeglichenen Temperaturen langsamer und gleichmäßiger und sammeln somit feine Aromen an.
Die wichtigsten Rebsorten in Friuli-Venezia Giulia sind die internationalen Pinot Grigio, Sauvignon Blanc, Merlot – bei dem es sich jedoch häufig um die alte Bordeaux Rebsorte Carmenère handelt. Auch autochthone Rebsorten wie Friulano (früher Tocai Friulano bis die Ungarn den Namen Tocai für sich schützen ließen), Ribolla Gialla und Verduzzo. Obwohl Weißwein das Wein-Aushängeschild der Region ist, sind ungefähr 40Prozent der Produktion rot. Die besten Roten kommen aus der südwestlichen Ecke von Colli Orientali von den Ausläufern der Dolomiten. Merlot ist die meistgepflanzte Rebsorte und nimmt ganze 20Prozent der gesamten Rebfläche ein.
Die besten Weißwein Qualität der Region kommt aus den Provinzen Carso, Collio und Colli Orientali del Friuli, die alle in höheren Lagen, zwischen 100 und 350 Metern, nahe der slowenischen Grenze gelegen sind. Hier gibt es kalkreiche Böden, manchmal mit Mergel und Sandstein gemischt. Aus dieser Gegend kommen auch die Weingüter Gravner und Radikon.
So wie die Friulaner den Prototyp des knackigen, puristischen Weißweins in Italien geschaffen haben, hat Josko Gravner auch in den 1970er und 1980er Jahren einen eher »Burgundischen« Weg eingeschlagen mit seinen reichhaltigen, im Holzfass ausgebauten Weißwein Cuvées.
So wie die Friulaner den Prototyp des knackigen, puristischen Weißweins in Italien geschaffen haben, hat Josko Gravner auch in den 1970er und 1980er Jahren einen eher »Burgundischen« Weg eingeschlagen mit seinen reichhaltigen, im Holzfass ausgebauten Weißwein Cuvées.
Der schüchterne Winzer hat seither die Weinwelt aufgerüttelt und wurde zum Pionier des »Orange Wine« – unkonventionelle Weißweine die wie Rotweine gemacht werden und extra lange auf der Maische bleiben. Der Ausbau findet dann an Stelle von Holzfässern zum Teil auch in Amphoren statt. Eigentlich ähnlich wie Weine ursprünglich im 19. Jahrhundert gemacht wurden. Gravners Minimal-Intervention approach lief sozusagen parallel zu der Entwicklung die von Mario Schiopetto gestartet wurde. Zusammen mit ein paar seiner Nachbarn, unter anderem Stanislao Radikon, wurde diese Region zum Mekka für diese Art von Wein, die auch ganz hervorragend reifen.