Der junge Matthieu Goury von Chevillard ist hier geboren, aber wie fast alle jungen Leute aus solch abgeschiedenen Regionen zog er weg zum Weinbau-Studium und zum Arbeiten. Nach Stationen in Kanada und Australien war er eine Weile bei Paul Jaboulet Aîne an der Nordrhône tätig, bevor er sich 2010 dann mit seinem eigenen Projekt wieder in der Heimat niederließ, der 2016er war dann der erste veröffentlichte Jahrgang. Dieses grandiose Terroir am Fuße der Alpen hatte ihn auch während seiner Weltreisen nie losgelassen. Und in Zeiten des Klimawandels und der Rückbesinnung auf das Ursprüngliche, gab es kaum eine bessere Zeit für einen Neustart im Savoyen, der wohl kultigsten und geheimnisvollsten Weinregion Frankreichs. Die 12 Hektar der Domaine de Chevillard verteilen sich auf verschiedene Gemeinden im Herzen der Region. Chevillard pflegt fast ausschließlich autochthone Rebsorten wie Mondeuse, Jacquère und Altesse in den absoluten Top-Crus für diese Rebsorten wie Apremont und Abymes. In den steilen und oft terrassiert angelegten Weinlagen ist alles reine Handarbeit. Matthieu Goury pflegt seine Weinberge vollständig in mühseliger Arbeit per Hand oder mit dem Pferdepflug, rein biologisch und ganz ohne chemische Hilfsmittel. Das Weingut ist bei aller Tradition dennoch state-of-the-art eingerichtet, sodass der Wein ohne Pumpen und nur per Schwerkraft bewegt werden kann. Die Rotweine vergären im großen Betontank und werden weitgehend entrappt.
Die Weißen werden sehr langsam gepresst und direkt in den Keller abgeleitet, es gibt keine Standzeiten oder Ähnliches. Die Weine vergären ohne Temperatursteuerung, ausschließlich spontan ohne Hefezusatz und ruhen in gebrauchten Fuderfässern für mindestens ein Jahr vor der Abfüllung. Während dieser Zeit werden die Weine sich selbst überlassen, keine Eingriffe, keine Schönungen, nur minimale Filtration und Schwefelgabe zur Stabilisierung, mehr nicht. Nur der Weinberg zählt, im Keller läuft alles so neutral wie möglich ab. Die Weine bekommen ein weiteres Jahr Flaschenreife in der Domaine vor dem Verkauf. Obwohl das Weingut ein aufstrebender Newcomer ist, wird hier schon solch ein Aufwand mit Late-Release betrieben. Nicht ohne Grund wurde die Domaine de Chevillard vom renommiertesten Weinmagazin Frankreichs, der La Revue du Vin de France, zum Newcomer des Jahres 2019 gewählt. Und das als Winzer der winzigen und unbekannten Kultregion Savoyen, was für ein Ritterschlag. Doch wer die genialen Weine von Chevillard im Glas hat, der wundert sich nicht mehr. Die rote Mondeuse ist wild und ungezähmt, mit viel Kraft und rassiger Alpenfrische. Die weißen Jacquère und Altesse sind kristallin-klar gezeichnet, mit kräutriger Würze, sanften Honignoten und kühlender Frische am Gaumen. Einerseits grandios trinkfreudig, andererseits immer ein bisschen speziell und urwüchsig. Es sind eben Vertreter dieser fast vergessenen Alpenregion, die jetzt dank jungen Winzern und deren grandiosen Qualitäten wieder am Durchstarten ist. Im Schatten des Mont Blanc entsteht eine neue, strahlende Zukunft.