Die Nordrhône ist ein Paradies für Genießer. Egal ob weiß oder rot – die Nordrhône ist Heimat einiger der stilvollsten Weine der Welt.

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Im Überblick

Weinregion Nordrhône

Im Angesicht des kühlen Mistral-Winds, der kargen Granit-Terrassen und der Rhône kultivieren die ansässigen Winzer nur eine Handvoll hochkarätiger Rebsorten. Deren Weine setzen allesamt die Benchmark für den internationalen Vergleich: Wer weltweit Syrah, Viognier, Marsanne oder Roussanne anbaut, wird sich an den Weinen der Nordrhône messen müssen. Besonders die Syrah gelingt nur auf den Granitböden der Nordrhône so herrlich archetypisch: ein karges, mineralisches und würziges Bad aus hell- und dunkelroter Frucht, irgendwo zwischen Bordeaux und dem Burgund zu verorten, zwischen enormer Kraft und hedonistischer Feinheit. Daneben stehen Viognier, Roussanne und Marsanne im Verdacht, die vielleicht ausgewogensten Weißweine Frankreichs hervorzubringen: rund, geschmeidig, mineralisch und saftig – durch und durch geprägt vom kontinentalen Klima der Region.

Beaujolais Dorf in der Nordrhône

Die Crus der Nordrhône

Es ist eine kleine Kette von acht Spitzenappellationen, auch Crus genannt, die sich zwischen Vienne und Valence an die Nordrhône anschmiegt. Die Rebflächen der Crus sind teilweise so klein, dass mancher südfranzösischer Großerzeuger sie ganz allein bewirtschaften könnte. Von Crozes-Hermitage und Saint-Joseph abgesehen übersteigt die Rebfläche an der Nordrhône in keiner Spitzenappellation die 300-Hektar-Marke. Winzige Appellationen, winzige Mengen – die Weine sind rar und gesucht, besonders ältere Jahrgänge findet man nur selten. Wohl dem, der über Jahre einen kleinen Bestand angelegt hat!

Die Côte Rôtie – Kraftmeier im Norden

Wie einzigartig die Region ist, wird direkt bei der Einfahrt in das Tal klar: Monumentale Steilhänge schießen plötzlich wie aus dem Nichts aus dem Boden. Die kleinen Syrah- und Viognier-Rebstöcke schlagen ihre Wurzeln tief in die Granitfelsen und stemmen sich eisern gegen den Mistral, der hier ungeschützt durch ihre Reihen pfeift. Man blickt auf die Côte-Rôtie, die nördlichste Appellation des Rhônetals. Bereits hier, an den Hängen der beiden Lagen Côte Blonde (mehr silikatreicher Kalkstein über dem Granit) und Côte Brune (mehr eisenoxydhaltige Tonböden), erreicht die Syrah Weltklasseniveau. Maskuliner, kerniger und kraftvoller geht es an der Nordrhône nirgends zu. In Ampuis, dem Hauptort der Côte Rôtie, haben einige der bekanntesten Weingüter des Rhônetals ihren Sitz: Ogier, Jamet, Levet und insbesondere Guigal, dessen Côte-Rôties aus den Einzellagen La Landonne, La Turque, La Mouline und Château d’Ampuis jedes Jahr zu den besten Rotweinen Frankreichs gehören.

Es sind kraftvolle, alkoholstarke, aber vor allem extrem mineralische und spannungsgeladene Kreszenzen, die in Condrieu entstehen – wie gemacht für ein extrem langes Leben.

Weiße Riesen aus Condrieu

Weiter geht die Reise durch das nördliche Rhônetal nur fünf Kilometer südlich von Ampuis. In den Weinbergen von Condrieu übernimmt Viognier komplett das Ruder, nur 124 Hektar dieser Rebsorte verteilen sich hier auf die steilen Terrassen der Appellation. Es sind kraftvolle, alkoholstarke, aber vor allem extrem mineralische und spannungsgeladene Kreszenzen, die hier entstehen – wie gemacht für ein extrem langes Leben. Die meisten Top-Erzeuger der Nordrhône bewirtschaften hier ein paar Rebzeilen – das Renommee und das Potenzial des Crus ist einfach zu verlockend. Wie genial Condrieu sein kann, wird spätestens dann klar, wenn man sich in die Mini-Appellation Château Grillet innerhalb von Condrieu begibt. Nur ein einziges Weingut, das gleichnamige Château Grillet, bewirtschaftet hier 3,8 Hektar Reben. 22.000 Viognier-Stöcke bringen jedes Jahr lediglich 8.000 Flaschen von einem der sündhaftesten Weißweine der gesamten Weinwelt hervor.

Everybody’s Darling Saint-Joseph

Südlich von Condrieu beginnt der 50 Kilometer lange Streifen des Crus Saint-Joseph. Syrah, Marsanne und Roussanne stehen hier in den Weinbergen, alles ist ein wenig heterogener und verspielter, auch wenn die besten Weine von Saint-Joseph ohne Probleme in der Spitzenliga der Nordrhône mithalten können. Das beweisen die alten Hasen wie Guigal und Chapoutier, aber seit Kurzem auch Romain Decelle mit den Weinen seiner Domaine de Boisseyt oder Samuel Ferraton von Ferraton Père et Fils. Rotweine aus Syrah, Weißweine aus Roussanne und Marsanne – in Saint-Joseph findet man beides auf Top-Niveau.

Kirche auf dem Eremitage Berg

Hermitage – der heilige Gral der Nordrhône

Springt man am südlichen Ende von Saint-Joseph über die Rhône, befindet man sich mitten im wohl berühmtesten Teilstück der Nordrhône. Unmittelbar hinter dem Ort Taint l’Hermitage ragt der Granitberg Hermitage mit seinen 130 Hektar Reben in den Himmel. Es ist der Gipfel der Syrah-Bereitung, der hier bei Jean Louis Chave, Chapoutier oder Tardieu jedes Jahr zelebriert wird – mehr kann man aus der Rebsorte im Grunde nicht rauskitzeln. In der Jugend meist extrem verschlossen, entwickeln sich die Rotweine vom Hermitage-Berg über Jahre zu einer Orgie aus Frucht und Würze. Ähnliches gilt für den weißen Hermitage aus Roussanne und Marsanne, der bis vor 100 Jahren als wohl bester Weißwein Frankreichs gehandelt wurde.


Deutlich verspielter und zugänglicher geht es rund um den Hermitage in der Appellation Crozes-Hermitage zu. Mit 1.400 Hektar ist dies der größte Cru an der nördlichen Rhône, seit Jahren wird hier konsequent an der Qualitätsschraube gedreht. Auch wenn die Weine nicht an die Größe des Hermitage heranreichen, so verkörpern sie dennoch den besonderen Charakter der Nordrhône – und das bereits für vergleichsweise kleines Geld.

Die Nordrhône ist ein Paradies für Genießer – eine Tour durch das Anbaugebiet lässt keine Wünsche offen. Alles wartet nur darauf, entdeckt zu werden!

Cornas – der Hermitage des kleinen Mannes?

Etwas im Schatten des Hermitage steht auch Cornas, der Nachbar-Cru am gegenüberliegenden Rhône-Ufer. Lediglich 110 Hektar stehen hier unter Reben. Hugh Johnson schrieb einst, Cornas sei für den Hermitage eine Art »Vetter vom Land«. Die Weine erreichen hier nicht ganz dieselbe Strahlkraft, aber kräftig sind sie allemal. Teilweise muss man Jahre warten, bis ein Cornas die perfekte Trinkreife erreicht hat. Den besten Ausdruck des Crus findet man auf den alteingesessenen Domaines Alain Vogue und Auguste Clape.


Direkt südlich von Cornas endet das Anbaugebiet Nordrhône in Saint-Péray. Hier wird recht viel Schaumwein erzeugt, aber auch hervorragender Stillwein auf Basis von Marsanne und Roussanne. Frisch und elegant fallen die Weißweine aus, dennoch kräftig und mit durchaus gutem Alterungspotenzial.


Die Nordrhône ist ein Paradies für Genießer – eine Tour durch das Anbaugebiet lässt keine Wünsche offen. Getrieben vom kühlen Mistral und begleitet von den steilen Granithängen und von der Rhône passiert man einige der schmackhaftesten Appellationen Frankreichs – absolute Weltklasse sowohl im Rotwein- als auch im Weißweinbereich. Alles wartet nur darauf, entdeckt zu werden!