Nur 10 bis 20 Tausend Flaschen gibt es hier jährlich. Im Mischsatz gepflanzt, die Rebstöcke werden so eher, besser und gleichzeitiger reif. Grenache, Carignan, Mourvedre, Counoise, Syrah, Vaccarese, Cinsault und Terret Noir als Rotweine lebten in uralt friedlicher Eintracht. Der winzige Teil Weißwein bestand aus Grenache Blanc, Grenache Gris, Clairette, Marsanne, Picardin, Picpoul Blanc und Picpoul Gris. Schon von den zwei Generationen zuvor gepflanzt aus Selektionen (eine sogen. selection massale, nicht aus Klonen!) des eigenen Weinbergs und aus Chateauneuf du Pape. 1989 hat Yves Bressy, der Vater des heutigen Winzers Jerome Bressy, seine in zigster Generation bewirtschafteten Weinberge auf organische Arbeit umgestellt. Die Oliven und Obst- und Gemüsegärten des Hofes gleich mit. Ein reiner Überzeugungstäter, zu der Zeit wirtschaftlich etwas unsinnig, alle Weine gingen zur Cooperative. 1996 übergab der Vater dann alles in die Hände seines erst 23 Jahre alten Sohns Jerome, gelernter Winzer und noch glühenderer Überzeugungstäter als der Vater.
(…) die Erträge gingen auf 10–12 Hektoliter pro Hektar runter, so ziemlich die extremste Qualitätsphilosophie die ich kenne.
Jerome stoppte die Zusammenarbeit mit der Cooperative und füllte ab sofort selbst unter eigenem Etikett ab. Alle Reben wurden auf Buschwein-Erziehung umgestellt. Bio ging Richtung Biodynamik (2008 Demeter zertifiziert), die Erträge gingen auf 10–12 Hektoliter pro Hektar runter, so ziemlich die extremste Qualitätsphilosophie die ich kenne. (Nur Voerzio im Piemont und Chateau Le Queyroux aus Blaye arbeiten so) Aber erst dann kam es ganz Dicke! Jerome sollte eine neue Domaine bauen, das alte Farmhaus mit dem ewig genutzten Keller läge ungünstig für LKW-Zufahrten. Was für eine unnötige Investition bei so wenig Flasche, ok, gezwungener Maßen ... Dann sollte der Mischsatz aufgegeben und einige alte Rebsorten ganz entfernt werden, das entsprach nämlich nicht den Bestimmungen der Appellation »Rasteau«. Auch sollte Drahterziehung her. Wenn dies alles nicht geschehen wäre, hätte die Appellationsbezeichnung nicht benutzt werden dürfen. Und das, obwohl es sich um die ältesten Rebanlagen im Herzen der Appellation handelt. Das geht natürlich nicht. Also raus aus der Appellation, natürlich ein Vermarktungsrisiko.
Bei seiner Arbeitsweise und dem geringen Ertrag eh schon kritisch, die Kosten pro Flasche sind immens. Seine Freunde halfen mit Kontakten: Jean Paul Daumen, DER Biodynamiker aus Chateauneuf von der Vieille Julienne (er machte mir den Kontakt) ebenso wie Bettane, der bekannteste Verkoster Frankreichs. Die IGP Vaucluse war die Lösung, unter der »Indication Geographique Protegee Vaucluse« konnte Jerome alle Weinberge so lassen und den Namen als Domaine weiter führen. Jerome erzeugt jedes Jahr nur einen Rotwein, der als ganze Traube mit Stilen und Stängeln im Beton und Holzgärständer vergoren wird und im Tonneau, Halbstück und Zement ausgebaut wird. Bis zu 40 Monate! Es gibt auch nur einen Weißwein, als ganze Traube gequetscht und dann Vergärung und Ausbau im Tonneau, also Holzfass von 500 Litern, und das für mindestens 24 Monate. Und ganz selten werden einzelne Reihen der uralten Mourvedre nebst einigen Ergänzungen zu Rose verarbeitet. Nicht als Degradierung sondern als Auszeichnung, diesen extraterrestrischen Rose gibt es vielleicht alle fünf Jahre mit nur 1–2 Tausend Flaschen und unendlicher Lebensdauer. Dieser Rose, erzeugt und vergoren/ausgebaut wie der Weißwein, ist der beste Rose, den ich je probiert habe, genau dieser Wein brachte mich dazu, Jerome direkt zu besuchen.