Das Languedoc – der vielfältige Riese im Süden Frankreichs. Mit einer Größe von rund 290.000 Hektar ist es das größte zusammenhängende Weinanbaugebiet der Welt.
Es ist ein typisches mediterranes Weinland mit wilden Landschaften, dem Nachbarland Spanien gleich hinter den Pyrenäen und Weinstöcken, die sich in alle Richtungen erstrecken. Das Languedoc ist, wie Jancis Robinson zu sagen pflegt, »Wie die Provence ohne die Touristen«. Lange Zeit als Landstrich der Monokulturen und Heimat der einfachen »Landweine« verrufen, gewinnt die Region in den vergangenen Jahren auch für hochwertige Weine immer mehr an internationaler Bedeutung.
Heute zählen einige Leuchtturm-Betriebe wie Daumas Gassac, deren Top-Wein »Mas de Daumas Gassac« häufig an einen hochkarätigen Pessac-Léognan erinnert, oder das Chateau de la Negly mit seinen genial dichten und expressiven Syrahs zur Spitze der Region. Unumstritten sind es absolute Ikonen der französischen Weinwelt. Doch das war nicht immer so, denn in der Vergangenheit waren die meisten Weine, überwiegend Rotwein, leider alles andere als groß und hatten daher auch nicht den allerbesten Ruf auf dem internationalen Weinmarkt. Die Erträge waren extrem hoch, oft sogar mehr als 200 hl pro Hektar, was rund der doppelten Maximalmenge entspricht, die man heute in Deutschland ernten darf. Durch die hohen Erträge waren die Weine dementsprechend dünn, hell und geschmacklos, sodass sogar tiefdunkle Rotweine aus Italien und Spanien als Verschnittpartner importiert werden mussten. Noch in den 1980er-Jahren war das Languedoc für rund 10 % der weltweiten Weinproduktion verantwortlich. Im Laufe der 80er wurde dann jedoch deutlich, dass diese Art von Wein, auf der die ländliche Wirtschaft des Languedoc beruhte, langfristig keine Zukunft haben kann. Zum Glück, denn was dort heute in die Flaschen gefüllt wird, hat in der Masse nichts mehr mit den einst minderwertigen Weinen zu tun.
Auf den mit Schiefer und Garrigue bedeckten Hügeln der Appellationen Fitou, Corbières und Minervois wachsen einige der ältesten Rebstöcke Frankreichs. Vor allem knorrige Carignan-Rebstöcke, die sehr konzentrierte, oft sehr tanninhaltige Rotweine hervorbringen. Der robuste Carignan bildet nach wie vor das Rückgrat vieler Rotweine des Languedoc, aber der Anteil der sogenannten »Veredelungssorten« hat in den letzten zwanzig Jahren erheblich zugenommen. Dazu gehören Grenache, Mourvèdre und vor allem Syrah. Dank des Einflusses der südlichen Rhône im Osten dieses riesigen Weinbaugebiets überwiegt die Grenache im Osten des Languedoc, während die Syrah im Westen eine größere Rolle spielt. Der spät reifende Mourvèdre ist auf die wärmsten Lagen beschränkt. Zwar gilt das Languedoc weiterhin als das Land der Rotweine, allerdings werden aus den genannten Rebsorten auch kleine Mengen exzellenter Rosé-Weine produziert. Zudem hat die Region zunehmend Weißweine aus heimischen Rebsorten, wie beispielsweise den frischen und feinfruchtigen Picpoul de Pinet, zu bieten. Aber auch in der Kombination mit internationalen Rebsorten wie Chardonnay können große Weißweine entstehen – der beste Beweis ist der hochspannende Mas de Daumas Gassac Blanc.
Mittlerweile entfallen über 30 % der gesamten Bio-Rebfläche Frankreichs auf das Languedoc, was rund 7 % der weltweiten Bio-Rebfläche ausmacht.
Durch die günstigen, überwiegend trockenen Wetterverhältnisse sind die Weinreben im Languedoc nicht besonders gefährdet oder anfällig für Pilzbefall, was die biologische Bewirtschaftung dort deutlich erleichtert. Unter den Erzeugern hat zudem ein Umdenken stattgefunden: Es wird nicht mehr nur auf den Ertrag, sondern ebenso auf die Qualität geachtet. Auch deshalb ist die biologische und biodynamische Landwirtschaft dort auf dem Vormarsch. Mittlerweile entfallen über 30 % der gesamten Bio-Rebfläche Frankreichs auf das Languedoc, was rund 7 % der weltweiten Bio-Rebfläche ausmacht. Damit ist die Region der absolute Vorreiter in der biologischen Weinproduktion.
Das Languedoc ist einer der besten Beweise dafür, wie gut sich eine riesige und durch Genossenschaften beherrschte Weinregion entwickeln kann. Wie dem Phönix aus der Massenwein-Asche ist dem Languedoc der Aufstieg gelungen und somit kann er heute einige beeindruckende Meilensteine vorweisen. Ganz sicher noch nicht am Ende der Entwicklung angekommen, macht es die Region für den Beobachter spannend, ihr bei ihrem weiteren Aufstieg zuzusehen. Insbesondere das Potenzial der über 6000 nachhaltig arbeitenden Winzer scheint nahezu unerschöpflich.