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Im Portrait

Zusslin

Weinfeld, Weinberge, Nebel

Im Mittelpunkt der Produktion stehen – ebenfalls seit Jahrhunderten unverändert – die drei herausragenden Lagen der kleinen Gemeinde Orschwihr: Bollenberg, Pfingstberg Grand Cru und der Clos Liebenberg als Monopol-Lage der Familie. Letzterer ist ein sehr besonderer Ort, ein geschütztes, zertifiziertes Naturreservat mit annähernd mediterranem Klima. Dies ist nur kein Grad Cru, weil Monopole-Lagen diesen Status nach elsässischem Weinrecht nicht haben dürfen, eine Farce, denn die Lage ist herausragend. Hier leben seltene Insekten-, Reptilien und Vogelarten, wilde Kräuter, Wildblumen, Beerensträucher und Obstbäume wachsen zwischen den Reben – es ist ein kaum berührtes Stückchen Land. In diesem Biotop wächst einer der spektakulärsten Rieslinge des Elsass und auch einer der besten Crémants ganz Frankreichs. Es ist also nur logisch, dass die Familie Zusslin schon seit Ende der 1990er Jahre biodynamisch arbeitet, um diese exzeptionellen Terroirs zu bewahren. Heute ist die Domaine Demeter-zertifiziert und Mitglied im renommierten Biodyvin-Verband, zusammen mit dem anderen Bio-Vorreiter der Region Olivier Humbrecht. Die Transformation der Weinberge von einer Monokultur zu einer nachhaltigen Landwirtschaft mit möglichst großer Biodiversität und Artenvielfalt ist seit Jahrzehnten das Leitmotiv der naturverbundenen Familie.

Bessere Rotweine findet man kaum im Elsass. In Frankreich ist das kein Geheimnis, denn die Weine zieren die Listen sämtlicher Gourmet- und Sternerestaurants des Landes.

Der Kompost kommt aus Kooperationen mit nahegelegenen Bauernhöfen und neben Wiesen und Obstbäumen hat die Familie sogar begonnen mit Agroforst-Systemen zu arbeiten, bei denen Nutzpflanzen wie die Reben zusammen mit einem Forst auf mehreren Ebenen in Symbiose wachsen. Wer Trauben in einem solch unverfälschten Terroir anbaut, der greift selbstverständlich auch im Weingut nur noch minimal in die natürlichen Prozesse der Weinwerdung ein. Für die Weißweine kommen nur neutrale Gebinde wie  gebrauchtes, überwiegend großes Holz oder Edelstahl zum Einsatz. Der Ausbau geschieht in der Regel unter weitgehendem Verzicht auf den Einsatz von Technik und Zusatzstoffen. Das heißt kein Pumpen, keine Schönung, nur minimale oder keine Filtration und marginaler Schwefeleinsatz. Alles wird immer komplett spontanvergoren. Dies setzt extrem penibles Arbeiten voraus. Man findet wohl in ganz Frankreich kaum eine Domaine, die so sauber und akribisch im Keller arbeitet wie Zusslin. Die Trauben werden mit für die Region ungewöhnlich niedrigen pH-Werten hereingeholt und immer nahe am perfekten Zeitpunkt gelesen, denn aufgezuckert oder angesäuert wird hier in keinem Jahrgang. Die Weine verbleiben einfach weitgehend unberührt lange auf ihrer Hefe liegen, bis sie ihre natürliche Balance gefunden haben. Dann erst kommen sie auf den Markt, das kann auch mal zwei, drei Jahre später sein. Obwohl die Domaine bei vielen Weinen, die theoretischen Voraussetzungen für Naturwein erfüllen würden, sind ihre Gewächse weit davon entfernt von diesem Stil dominiert zu werden. Die Weine sind ausgesprochen präzise, hedonistisch und kristallklar. Zudem für die Region erfreulich trocken und weitgehend frei von Botrytis. Zusslin steht für einen sehr eigenständigen, charaktervollen Stil, wie ihn im Elsass sonst höchstens Zind-Humbrecht, Marc Tempé oder Boxler auf die Flasche bringen können. Wir sind hier in der allerersten Liga dieser grandiosen Region.

Zusslin Familie vor dem Weinberg, blauer Himmel

Es ist schwer bei der Domaine Zusslin ein Steckenpferd hervorzuheben, denn sie sind in jedem Bereich ganz vorne mit dabei. Die Crémants sind wie gewohnt rassig aber aromatisch extrem spannend und außergewöhnlich gut. Deren Krönung aus dem Clos Liebenberg zählt zu den besten, die ich je im Glas hatte. Dazu die famosen Rieslinge aus dem Grand Cru Pfingstberg und Clos Liebenberg, die jedes Jahr mit Humbrecht und Boxler um die Krone für die besten Rieslinge der Region ringen. Aber am bemerkenswertesten sind am Ende wahrscheinlich die Pinot Noirs der Familie Zusslin, denn sie sind seit Jahren die Benchmark dafür, was hier mittlerweile im Rotwein-Bereich machbar ist. Durch das fast mediterrane Klima im Bollenberg und die ton- und kalksteinreiche Bodenstruktur sind alle Voraussetzungen für große Pinot Noirs gegeben. Der Orphrys ist ein auf sehr ungewöhnliche Weise hergestellter Rotwein, der mit seiner tänzelnden Art jedem ein Lächeln ins Gesicht zaubert und niemals im Elsass verortet würde mit dieser moselanischen Leichtigkeit. Seit dem Jahrgang 2016 werden zwei Top-Parzellen des Bollenberg getrennt ausgebaut, sozusagen als (noch inoffizielle) Premiers Crus des Hauses. Bollenberg-Luft ist ein vibrierendes Wunderwerk der Feinheit und Bollenberg-Neuberg kommt mit hedonistischer Wucht und wollüstiger mediterraner Reife daher. Bessere Rotweine findet man kaum im Elsass. In Frankreich ist das kein Geheimnis, denn die Weine zieren die Listen sämtlicher Gourmet- und Sternerestaurants des Landes. Für Deutschland ist Lobenbergs der erste Importeur jemals. Fortan ist der Weg für einen der faszinierendsten Geheimtipps Ostfrankreichs also auch auf den deutschen Markt geebnet. Lassen Sie sich durch diese naturbelassenen Schönheiten das Lebenswerk der Familie Zusslin auf hedonistische Weise näher bringen.