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Im Portrait

Bourgeois Diaz

Weine von Bourgeois-Diaz

Der 1977 geborene Jérôme Bourgeois hat die Domaine in vierter Generation von seinem Vater übernommen – und doch hat er in diesem verschlafenen Örtchen keinen Stein auf dem anderen gelassen. Innerhalb weniger Jahre ist er zu einem der aufstrebenden Sternchen der neuen biodynamischen Szene der Champagne geworden. Witzigerweise liegt die Domaine nur unweit von Françoise Bedel in Crouttes-sur-Marne, ebenfalls eine überzeugte Biodynamikerin erster Stunde.

Seit 2009 wird bei Bourgeois-Diaz keine Chemie mehr eingesetzt, außer Kupfer und Schwefel im Weinberg und etwas Schwefel im Keller. Im Jahr 2014 wurde die Domaine biodynamisch zertifiziert. Alles ist penible Handarbeit beim Pflügen und Unkraut jäten. Die Domaine bewirtschaftet ihre Weinberge wie den eigenen Garten. Bei einer winzigen Boutique-Domaine mit unter 7 Hektar Rebfläche ist das praktikabel, darum möchte Jérôme trotz riesiger Nachfrage und großem Erfolg auch nicht viel weiter wachsen. Jérôme Bourgeois’ größtes Ziel sind hingegen gesunde und vitale Böden zur möglichst langen Erhaltung seiner Reben, die im Betriebsschnitt bereits über 40 Jahre alt sind – das ist auch heute noch selten in der Champagne.

Die exakt 6.8 Hektar des Demeter-Weingutes verteilen sich auf 3.5 Hektar Meunier, die in der Region dominant ist, dazu zwei Hektar Pinot Noir und 1.3 Hektar Chardonnay. In diesem äußersten Zipfel des Marne-Tals sind die Böden stark lehm- und tonhaltig zur Kreide, was den Weinen eine weinigere Textur und satten Druck verleiht. Das passt bei Bourgeois-Diaz wie Arsch auf Eimer, denn genau das ist der Stil der Domaine. Seit 2018 arbeitet die Domaine mit Dauerbegrünungen und ist in die Forstwirtschaft eingestiegen, um die Biodiversität in den Weinbergen noch weiter zu steigern. Es begann mit 50 Bäumen auf einem knappen halben Hektar, soll aber perspektivisch auf die gesamte Domaine ausgeweitet werden, so gut es eben geht.

Die Ernte findet ausschließlich per Hand in kleine Behälter statt. Gelesen wird eher reif und etwas später, sowie in mehreren Durchgängen, um wirklich expressive Trauben zu erhalten.

Jérôme denkt zunächst eher an Wein als an Champagner, wie so viele kleine Winzer, die eher wie im Burgund arbeiten als die großen Champagner-Häuser.

Die Lese dauert normalerweise 10 bis 12 Tage und besteht aus einem schlagkräftigen kleinen Team um die 20 Personen, die meistens Jahr für Jahr wiederkommen.

Gepresst wird bei Bourgois-Diaz auf einer alten, restaurierten Coquard-Korbkelter, die ohne Technik auskommt. Die Trauben werden in der Regel sortenrein und parzellengenau gelesen und gepresst. Ziemlich oldschool und deutlich aufwendiger, aber für seine naturbelassenen, immer 100% spontan vergorenen Grundweine ist es genau das richtige laut Jérôme. Nach kurzer Sedimentation wird abgezogen und spontan angegoren, auch die Malo ist immer spontan. Zu keinem Zeitpunkt wird der Wein geschönt, filtriert oder mit Weinstein stabilisiert, damit er sich frei entfalten kann.

Die Domaine experimentiert gerne mit der Vinifizierung in verschiedenen Behältern: Edelstahltanks, Fässer, Demi-Muids, Fässer, Betonbehälter und -eier, Eier und Krüge aus Steingutkeramik, sowie Amphoren.

Es ist eine bunte Spielwiese für die naturbelassenen Weine von Bourgeois-Diaz, die Handschrift ist aber in jedem Jahr klar erkennbar, denn sie kommt aus den Grundweinen und wird durch den hands-off-Ausbau nur marginal beeinflusst.

Die Domaine erzeugt keine vierzigtausend Flaschen pro Jahr. Davon ist mehr als die Hälfte der Basiswein 3C, entsprechend rar sind die anderen Cuvées, die es nur in kleinster Auflage gibt. In Skandinavien und Japan haben diese raren Natur-Champagner schon Kultstatus aufgrund ihrer Seltenheit und des unverschämt hohen Trinkflusses. Die Champagner basieren meist auf einer Ernte, haben also immer einen erkennbaren Jahrgangscharakter in ihrer weinigen, saftig-dichten Struktur. Die Champagner sind schon im Duft cremig und fein, der stets leicht oxidativ abgeschmolzen ist. Die Champagner zeigen nur wenig Frucht, Bourgeois bewegt sich immer eher im würzig-steinigen Spektrum und ist nie laut. Es sind absolute Unikate eines Ausnahme-Winzers. Keine Blockbuster, sondern ehrlicher, bodenständiger, naturbelassener Champagner im positiv bäuerlichen Sinne erzeugt – und genauso schmecken sie auch: ungeschminkt und pur, everybody’s darling auf höchstem Niveau des Weinbaus.