Roland Piollot verfolgt im Grunde den Ansatz: eine Rebe, eine Lage, ein Jahrgang, also eher ein burgundischer als ein champenoiser Ansatz des An- und Ausbaus. Seit 2009 arbeitet die Domaine von Roland Piollot bereits biologisch und biodynamisch, heute zertifiziert nach Demeter und Bio.
Alle Reben von Piollot sind aus einer eigenen Selection Massale, die die Domaine mit einem Rebzüchter im Savoie hat herstellen lassen, sie nennen sie Super-Piollot. Die Reben sind dennoch häufig bereits über dreißig, vierzig Jahre alt, weil sie so früh wie kaum eine andere Domaine an der Côte des Bar angefangen haben mit solchen Selektionen.
Roland Piollot liebt alte Reben! Es ist seine größte Freude und Passion, seine Weinberge so zu pflegen, dass sie möglichst alt werden.
Er sieht keinen Sinn darin, die Reben auf immer mehr Produktion zu trimmen und ständig zu ersetzen, wie es in der Champagne noch immer üblich ist. Er hegt und pflegt seine Lagen in Polisot wie Gärten, Neupflanzungen gibt es nur, wenn es wirklich sein muss. Aufgrund seiner akribischen Handarbeit und Hingabe zur Biodiversität ist das nicht häufig der Fall, viele Lagen werden nur händisch und mit dem Pferd bewirtschaftet. Mehr als die Hälfte seines Rebbestandes ist um die vierzig, fünfzig Jahre alt – Tendenz immer weiter steigend.
Die Domaine Piollot ist eine alteingessene Familien-Domaine in der Aube. Bereits seit dem 19. Jahrhundert betreit die Familie Weinbau. Robert Piollot (1930-2003), die dritte Generation, erweiterte das Werk seines Vaters..Ihm ist es zu verdanken, dass es den reinen Weißburgunder-Champagner namens „Colas Robin“ gibt. Bereits im Jahr 1955 hat er die Parzelle Val Colas Robin von Hand gerodet und bepflanzt, Reihe für Reihe. Er war es auch, der die Piollot-Selection Massale, die bis heute verwendet wird, eingeführt hat.
Natürlich ist Piollot in der Aube mit einem Anteil von rund zwei Dritteln dem Pinot Noir verschrieben, aber Pinot Blanc ist eben auch eine rare Spezialität des Hauses.
Die Weine werden alle spontan vergoren und in Stahltanks und im Holz ausgebaut, wobei die Lagenweine mittlerweile fast komplett in Holz ausgebaut werden und zwar in gebrauchten Barriques, Halbstückfässern, sowie im Fuder. Piollots Stil ist relativ naturbelassen, denn er will den möglichst unverfälschten Traubengeschmack in seinen Champagnern wiederfinden. Schwefel wird während der Vinifikation nur selten eingesetzt und auch der Dosage nur marginal zugesetzt, auch auf Feinfiltration und Schönungsmittel wird, wo immer möglich, verzichtet. Das Hefelager wird bei Piollot eher etwas kürzer gehalten, um die Autolyse nicht zu sehr in den Wein eingreifen zu lassen. Es ist ein zugänglicher, geschmeidiger und offenherziger Stil für die Freude - leicht oxidativ, cremig, mit einer sagenhaften Puristik und Fruchtstärke. In Jahren, in denen der Pinot Noir eine besonders hohe Qualität aufweist, wird der Roséwein Les Protelles erzeugt, einer der Signature-Weine des Hauses. Sie sind regional und weit darüber hinaus bekannt für den Rosé, weil ihr Stil diese wahnsinnige Fruchtintensität hat.
Roland Piollot ist mit Dominique Moreau, der Winzerin hinter Marie-Courtin, liiert. Sie führen die Domaine Piollot heute gemeinsam, neben Dominiques Mikro-Projekt. Ich liebe die Champagner beider dieser naturverbundenen Winzer sehr – man schmeckt ihre Verbundenheit zum Terroir, zu ihren Reben, zu ihrem Land mit jedem Schluck. Vielleicht nicht für jeden in ihrer urtümlichen Erdigkeit und freigeistigen Aromatik, aber wer einmal auf den Geschmack gekommen ist, möchte vielleicht bald nichts mehr anderes im Glas haben.