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Im Portrait

Guffens-Heynen

Weinkeller von Guffens-Heynen

1976 entschieden sich Jean-Marie Guffens und Maine Heynen aus dem belgischen Flandern nach Frankreich auszuwandern, um Winzer zu werden. Ganz ohne Erfahrung, aber mit dem Anspruch große Burgunder zu erzeugen.

Ein Ziel, das damals ebenso exzentrisch erschien, wie die Persönlichkeit der beiden ist. Doch der Traum sollte wahr werden. Der alte Robert Parker himself zählte Guffens bereits in den 1990er Jahren zu den drei besten Weißweinwinzern Frankreichs. Als er ihm dies sagte, gab Guffens spöttisch zurück, dass es noch dazu sehr schade sei, dass die anderen beiden so weit hinter ihm lägen. Generell hielt sich Jean-Marie Guffens mit seinen Äußerungen nie zurück, der rebellische Kultwinzer lies kaum eine Majestätsbeleidigung aus, kritisierte selbst Granden wie Coche-Dury mit Leidenschaft. Sein raues Gemüt ist im Burgund ebenso berühmt wie seine Weine.

Denn seine eigenen Gewächse, halten seinen vollmundigen Aussagen eben auch stand. Seine Weine sind bis heute die einzigen aus dem Mâconnais, die seit Jahrzehnten zu den höchstbewerteten Weißweinen des Burgunds zählen. Seine Einzellagen-Abfüllungen aus Pouilly-Fuissé deklassieren teilweise selbst Grands Crus der Côte d’Or und Parkers Wine Advocate setzte sie vielfach auf eine Stufe mit Leroy, Coche und Co. Das ist selbst heute noch so. Wie schafft der Lauthals des Südens es diesen Terroirs um Mâcon solch große Weine zu entlocken? Sein Weinbau und seine Vinifikation sind ebenso extrem wie sein Charakter. Seine alten Reben haben seit Jahrzehnten nie chemische Spritzmittel oder Dünger gesehen. Die Erträge sind auf ein absolutes Minimum reduziert, quasi verschwindend gering.

Die selbe Philosophie vertretend wie etwa ein Roberto Voerzio im Piemont, dass nur hohe Reife und Konzentration zu großen, in sich kompletten Weinen führen können. Dementsprechend vielschichtig, wuchtig und überwältigend texturiert sind Guffens Chardonnays. Dennoch sind sie nicht fett, denn er ist auch ein Meister des Ausbaus. Die Weine vereinen Spannung, Rasse und Opulenz in einer ungeahnten Harmonie. Der Schlüssel liegt für ihn vor allem in einer peniblen Selektion der Pressvorgänge, ähnlich akribisch wie in der Champagne. Für seine Top-Weine verwendet er ausschließlich den Vorlaufsaft, der kristallklar und voller Frucht und Säuren ist, so verliert er zwar nochmals einen Teil der ohnehin geringen Menge, aber die Frische und Brillanz in den Mosten ist so hoch, dass sie die wuchtige Reife der Trauben perfekt ergänzt. Es ist ein Tanz auf der Rasierklinge, stets nach Vollkommenheit und Perfektion suchend. Maximale Frische und maximale Reife im Wein vereint.

Alle Pressfraktionen werden separat ausgebaut und entweder cuvétiert oder einzeln abgefüllt. Guffens nutzt Barriques, Halbstückfässer, Edelstahl und Beton. Freigeistig legt er einzelne Partien der jeweiligen Weine in alle möglichen unterschiedlichen Gebinde, nur um sie später dann wieder zu einem harmonischen Ganzen zu verbinden. Neues Holz wird nur sparsam verwendet, dafür ein sehr gezielter Einsatz der fasseigenen Hefe inklusive Batonnage, die für jedes Fass einzeln ausgeführt wird und keinem Muster folgt. Durch diese extremistische Vorgehensweise sind die Weine - ohnehin nur 5 Hektar - sehr rar und trotz vielen internationalen Lobes noch immer nur wenigen Weinfreaks bekannt. Die Alterungswürdigkeit der Weine ist herausragend und geht bei weitem über das hinaus, was man Chardonnay aus dem Mâconnais zutraut. Sie stellt selbst viele Weine von der Côte de Beaune in den Schatten. Parkers Wine Advocate William Kelley gab einem 1990er Pouilly-Fuissé von Guffens noch in 2018 glatte 100 Punkte und stellt fest, dass einige von Guffens Abfüllungen die Grenzen dieser Appellation sprengen. In vino veritas.