Nachdem er sich Jahrzehnte bei Comte de Vogüé die Sporen verdient hat, kennt er Chambolle und die gesamte Côte de Nuits wie seine Westentasche. Im Jahr 2017 hat er sich, nachdem er bei Vogüé offiziell in den Ruhestand verabschiedet wurde, mit seinen beiden Söhnen selbstständig gemacht. In seiner eigenen Domaine kann er nun seinem großartigen Handwerk nachgehen, ohne den Druck eines riesigen Namens entspannt seinen Ruhestand genießen und ganz nebenbei noch große Weine keltern.
Er wohnt in Chambolle, direkt gegenüber des Musigny Grand Cru, das ist sein Wohnzimmer. Sein kleiner Keller, der voller gebrauchter Fässer der feinsten Tonellerien ist, liegt direkt unter seinem Wohnhaus mitten im Herzen von Chambolle-Musigny. Es ist eine Boutique-Domaine wie sie im Buche steht. Ganz großes Winemaking trifft auf Jahrzehntelange Erfahrung, beste Connections und alleredelste Hölzer. Zudem sind auch seine beiden Söhne mehr als talentiert. Julien führt noch eine weitere Domaine, Les Astrelles, in Gevrey-Chambertin und Adrien ist Außenbetriebsleiter bei Roumier. Das kann also nur gut werden.
Wer klassische, unaufgeregte, hochfeine und perfekt ausgewogene Burgunder der alten Schule liebt, der ist bei Millet genau an der richtigen Adresse.
Lautere und imposantere Weine gibt es bei anderen Adressen, aber Millet verbindet die leicht reduktive, strikte Art von Vogüé oder Roumier mit dem saftigen Charme von d’Angerville und Grivot. Er liegt irgendwo dazwischen mit seinen eher reduktiven, unverblümten, aber dennoch sehr aromatischen und perfekt geschliffenen Weinen.
Das Modell Millet ist mehr oder weniger immer gleich: Gelesen wird ausschließlich per Hand in kleine Kisten. Das rote Lesegut wird zu 100 Prozent entrappt, dann sehr sanft angequetscht und in Edelstahl spontan vergoren. Es gibt keinerlei Extraktion, nur sanftes Überschwallen, das ist sehr wichtig, um diesen super filigranen Stil der Domaine zu verstehen. Es geht immer um Puristik und Filigranität. Die Weißen werden alle spontan im Fass vergoren und ausgebaut. Sehr extensiver Ausbau für 18 bis 20 Monate, das ist der Stil der Domaine, um die Primärfrucht etwas abzuschmelzen und mehr den Terroirausdruck herauszukitzeln – und das eben schon vor der Abfüllung.
Über Grands Crus verfügt Millet in seiner kleinen Boutique-Domaine nicht mehr und schon gar nicht im Musigny, das ist heute unerreichbar für eine so kleine Domaine, die einem lokalen Landwirt und keinem Investor gehört. Aber über die Jahre hat er durch seine Kontakte ein schönes Portfolio an tollen Weinbergen von Volnay über Chambolle bis Gevrey und den kühleren Hautes-Côtes gesammelt, wo ja ohnehin die Zukunftsmusik spielt.
François Millet und seine Söhne machen einen Mega-Job in diesem Kleinod, ganz unaufgeregt wie sie eben sind, bekommen das aber nur eingeweihte Insider mit. Und genau für ebenjene machen sie auch Weine. Wunderschöne Burgunder der ganz großen Klassik, nicht zum Anbeten, sondern für die Trinkfreude. Ich schätze das sehr!