Und eigentlich ist es auch mehr als Weingut zu betrachten, denn hier macht man, anders als bei anderen großen Handelshäuser wie z. B. Jadot oder Bouchard, fast ausschließlich Weine von eigenem Besitz. 1825 gegründet, stieg die Qualität und Bedeutung mit jedem Stabwechsel an die jüngere Generation. Heute wird es von Erwan Faiveley geleitet.
Heute wird es von Erwan Faiveley geleitet, der es 2007 offiziell (jetzt in siebter Generation) von seinem Vater Francois übernommen hat. Seit 2014 ist seine Schwester Eve in der Direktion mit dabei. Die erste Frau seit fast 200 Jahren. Im Herzen des Burgunds liegt die Domaine zwischen Dijon und Beaune in Nuits-Saint-Georges. Von dort aus wurde schrittweise expandiert. Heute besitzt die Familie Weinberge mit den besten Lagen im Burgund – Gevrey-Chambertin, Pommard, Volnay, Puligny-Montrachet, Mercurey, darunter auch acht Monopollagen. Alles sehr verstreut. Die durchschnittliche Fläche pro Appellation beträgt nur rund ein Hektar. Daher sind die Mengen für jeden Wein immer extrem begrenzt. Glaubt man den Kritikern allerorts – und das sollte man in diesem Fall wirklich tun – dann handelt es sich um eines der absoluten Premium-Weingüter im Burgund. Bei Faiveley gilt die größte Aufmerksamkeit der Arbeit in den Weinbergen. Über das ganze Jahr hinweg werden die Weinberge sorgfältig und konsequent bearbeitet und gepflegt. Bei jeder technischen Entscheidung wird zuerst die Auswirkung auf die Umwelt bedacht. Man arbeitet biologisch organisch. Die wichtigste Arbeit liegt wohl in der mehrfachen grünen Lese im Sommer und der immensen Handarbeit, die Erträge sind winzig. Geerntet wird dann üblicherweise im September innerhalb von zehn Tagen, je nach Jahrgang natürlich auch mal im Oktober. Weil die Weinberge so zerstreut liegen, werden die Trauben schnellst möglich zum Gut gebracht und dort so lange selektiert, bis nur die besten übrig bleiben.
Wurde sich unter dem Vater noch richtig Zeit gelassen für die Gärung, hat Erwan die Mazeration auf die Hälfte verkürzt. Alles in abgesägten Kegeltanks aus Edelstahl und Holz bei niedrigen Temperaturen. Naturhefen! Danach reifen die Weine in Eichenfässern, wobei auch hier der Anteil an neuen Fässern stark reduziert wurde. Früher reiften die Weine im Kellergewölbe aus dem 19. Jahrhundert in streng nach ihrer feinen Maserung und der vorsichtigen Toastung ausgewählten Fässern. Heute, nach einem zwei Jahre andauernden Umbau, steht hier eine der beeindruckendsten Kellereien der Bourgogne. Gefühlt kilometerlange Gärkeller und ein auf Schwerkraft beruhendes Transportsystem haben ein neues Umfeld geschaffen, das zwar im Stil des 19. Jahrhundert gestaltet wurde, aber für die Zukunft gedacht ist. Hier entstehen fantastische Weiß- und Rotweine, die Ausdruck und Essenz des Burgund darstellen. Und das in einer Konstanz, die ihresgleichen sucht. Eine Krise musste das Weingut aushalten. 1993 wurde Faiveley fälschlicherweise von Robert Parker bezichtigt, minderwertigeren Wein als den zuvor im Keller verkosteten exportiert zu haben. In einem Gerichtsverfahren wegen Verleumdung konnte dann aber geklärt werden, dass der Importeur die Weine falsch gelagert hatte und dass deswegen natürlich auch die Qualität gelitten haben muss. Noch bis heute reagiert man auf den Namen Parker eher verschnupft. Aber für einen Corton Charlemagne gab es dann vor einigen Jahren doch auch mal 96 Punkte von den Wine Advocates. Die Qualität hat immer gestimmt, und man möchte meinen, nein man weiß, heute ist sie besser denn je.