Seit diesem Zeitpunkt gehört er zu der absoluten Spitze unter den »jungen wilden« Weinmachern des Burgund. Die Fachpresse würdigt seine Leistungen als Abfüller und weinmachender Negociant in dieser so unübersichtlichen Weinbauregion jedes Jahr aufs Neue. Doch Nicolas wollte, wie jeder Winzer, auch eigene Lagen im Besitz haben und verkaufte den Handelsbetrieb wieder. Mit der Domaine de Bellene erbte Nicolas ab 2005 bis 2016 Stück für Stück ein altes Weingut seiner Mutter, dessen Tradition bis zurück ins 16. Jahrhundert reicht, gelegen im Herzen Burgunds, in Beaune. Weitere Lagen kaufte er dazu, die Domaine wuchs um einige spektakuläre Lagen der Côte des Nuits. Die Vinifikation ist weiterhin gewohnt minimalistisch. Lese von Hand in kleinen Körben von zehn Kilogramm, teilweise Sortierung am Tisch. Entrappt wird nur in leichteren Jahrgängen.
Wenn die Stängel reif sind und das Material sauber ist, wird immer als Ganztraube vergoren, um so zugunsten von Frische und Struktur mehr phenolische Elemente einzubringen, und das ist natürlich auch ein klarer Gewinn an Komplexität. Die Weine wandern unfiltriert auf die Flasche. Hier wird biologisch gearbeitet und daher dem Wein nichts zugefügt. Önologische Eingriffe, wie die Chaptalisation oder Säuerung, kennt man hier nicht. Ein ähnliches Konzept wie Prieuré Roch also. Potels Weine sind einerseits der Tradition des Burgunds verbunden, andererseits sind sie trotz ausgeprägter Struktur deutlich zugänglicher als so mancher super-teure Klassiker der renommierten Domainen. Dieses wird auch bei seinen sehr spannenden Weißweinen deutlich. Seine Roten verkörpern elegante Fruchtigkeit und druckvolle, zugleich aber auch spielerische Intensität, die vielleicht nur Pinot Noirs aus dem Burgund erschaffen können. Wie drückte es Michael Broadbent in seinem Bekenntnis für solche Burgunder einmal aus: »Power without weight.«