Die Gemeinde Mercurey liegt im Herzen der Côte Châlonnaise im südlichen Burgund. Hier sind 95 % der Fläche mit Pinot Noir bestockt. Bruno Lorenzon ist der einzige Winzer Mercureys, der neben Rouge auch Weltklasse in Blanc erzeugt.
Er ist ein echter Qualitäts-Nerd und ein Mann von fast unglaublicher Kompetenz und atemberaubendem Charisma. Lange Zeit war Bruno Rugbyspieler der Extraklasse, und mit eben jenem Rückgrat und dieser Selbstsicherheit tritt er auch auf. Er weiß wofür er steht und welch grandiosen Schatz er sich hier aufgebaut hat. Vor dem Winzerleben war er auch Marketingmanager in einigen internationalen Weltunternehmen, London war sein Zuhause, obwohl doch die Domaine Lorenzon von seiner Familie gegründet wurde. Dennoch ging er zunächst die Welt erkunden, weil Weinbau in Mercurey zu dieser Zeit nicht genug Geld abgeworfen hätte, um die Domaine nach seinen Vorstellungen aufzustellen.
Und jeder, der ihn wie wir einige Stunden erlebt, würde alles auf ihn verwetten. Er weiß genau was er kann und wo er hin will.
Also erstmal richtig Geld verdienen und dann alles auf schwarz: 1997 war die Basis fett genug, so entschied er sich mit der Domaine all-in zu gehen. Und wenn Bruno Lorenzon all-in geht, dann meint er das im wahrsten Sinne des Wortes. Eine höhere siebenstelligen Summe hat er in die Domaine seitdem investiert – größtenteils auf Pump. Aber er ist sich seiner Sache so ungeheuer sicher, dass ihn das überhaupt nicht tangiert. Und jeder, der ihn wie wir einige Stunden erlebt, würde alles auf ihn verwetten. Er weiß genau was er kann und wo er hin will. Bruno ist ein sehr redegewandter Mann mit gleichsam intellektuellem und höchst fachlichem, eigentlich schon manischem Anspruch seine Weine betreffend. Er verfügt über Parzellen in den besten Lagen der Appellation, beinahe ausschließlich Premiers Crus. Einige davon ganz sicher auf Grand Cru Niveau, wenn es eine ehrlichere Klassifikation der Côte Châlonnaise gäbe. 14.000 bis 20.000 Stöcke stehen hier auf dem Hektar, eine extreme Dichtpflanzung mit super niedrigen Erträgen von unter 300 Gramm Trauben pro Stock. Das Ganze wird mit fast chirurgisch präziser Weinbergsarbeit beackert. Und um das Gesamtkonzept zu komplettieren werden seine Weine letztendlich so messerscharf und präzise vinifiziert, dass man mit jedem Schluck den Anspruch und den Ehrgeiz von Bruno am Gaumen spürt.
Er will das Allerbeste aus den Lagen der Côte Chalonnaise herausholen, und auf äußerst eindrückliche Weise schafft er das auch. Die Weißweine sind strahlend-frisch und so ultrapräzise, wie man es kaum für möglich hält hier unten im Süden des Burgunds. Meursault-Liga, stilistisch fast Chassagne Montrachet. Sie zeigen dabei trotzdem verblüffend viel Substanz und Tiefe, sind hochkonzentriert und erscheinen doch fast schwerelos am Gaumen. Bruno Lorenzen hat definitiv ein Händchen für die Balance der höheren Art wie sie nur die Allerbesten ihres Fachs haben. Die Pinot Noirs haben stets ein festes Rückgrat, zeigen viel Power und satte innere Dichte, was auch vom extensiven Rappeneinsatz kommt. Aber das Ganze ist so penibel austariert, dass die Weine überhaupt keine Härte zeigen, sondern nur samtige Üppigkeit im Mund präsentieren. Power ohne Ende aber von schwebender Eleganz getragen. Wow, was für ein Feuerwerk im Mund! Bruno ist ein echter Handwerksmeister, der seinen fast manischen Perfektionismus gekonnt auf seine Weine überträgt. Solche Betriebe sind die verborgenen Schätze der noch immer unterschätzten Gemeinden des burgundischen Südens. Die Top-Weine gehören in die erste Reihe des Burgunds. Daran kann keiner mehr zweifeln, der sie probiert hat. Was für eine Entdeckung!