Die Geschichte von Château d'Yquem ist geprägt von über 400 Jahren Weinbau. Bereits davor wurde Yquem erwähnt, allerdings nicht im Zusammenhang mit Weinbau. Im Mittelalter gehörte das Anwesen dem englischen König, seit 1453 ist Yquem wieder in französischer Hand. Im Jahr 1593, erhielt ein Nachkomme einer lokalen Adelsfamilie, Jacques Sauvage, Château d’Yquem. Aus den Archiven des Departements Gironde geht hervor, dass bereits zu dieser Zeit Weinbau betrieben wurde und auch auf eine verspätete Weinlese wird hingewiesen.
Das bereits damals zum Mythos gewordene Familiengut Château d’Yquem wurde als Anerkennung der Leistungen in der berühmten Klassifikation von 1855 als einziges Château als Premier Grand Cru Classé Supérieur ausgezeichnet.
In ganz Europa war man damals auf der Suche nach den Weinen von Château d’Yquem. Marquis Bertrand de Lur-Saluces, übernahm nach dem Zweiten Weltkrieg im Alter von gerade einmal 30 Jahren die Leitung des Anwesens, die er ein halbes Jahrhundert lang ausübte. Bertrand war ein überzeugter Verfechter der Philosophie von Yquem, so lehnte er die Chaptalisierung ab und als Präsident der Union des Crus Classés de la Gironde war er vierzig Jahre lang maßgeblich an der Festlegung zahlreicher weinrechtlicher Innovationen der Appellation Sauternes beteiligt. Bertrand de Lur-Saluces, der kinderlos blieb und die Zukunft von Château d'Yquem sichern wollte, übertrug im Jahr 1966 Alexandre de Lur-Saluces, einem der Söhne seines Bruders, die Leitung von Château d’Yquem. Alexandre musste sich anfangs mit einer Reihe schlechter Jahrgänge und einer tiefgreifenden Krise des Weinhandels in Bordeaux herumschlagen. Dank eines hervorragenden Krisenmanagements konnte Château d’Yquem jedoch gerettet werden. Am Ende des 20. Jahrhunderts wurde Château d'Yquem von der LVMH (Louis Vuitton Moët Hennessy) Gruppe übernommen.
Legendäre Weine wie die von Château d’Yquem entstehen nicht einfach irgendwo und vor allem nie zufällig.
Gute Weine lassen sich in fast allen Ecken der Welt finden, legendäre Weine nur dort, wo ein phänomenales Terroir auf ambitionierte Winzer trifft. Im Idealfall gemischt mit jahrzehnte- oder jahrhunderte-langer Erfahrung. Das ist bei Yquem definitiv der Fall. Auf 113 Hektaren Rebfläche verfügt Yquem zweifelsfrei über die besten Lagen in Sauternes. Der Oberboden ist sandig und mit Kieselsteinen durchsetzt, die Wärme speichern. Der Unterboden ist sehr lehmig und bindet Wasser. Durch diese Kombination müssen die Reben tief wurzeln, haben weniger Trockenstress und erreichen trotzdem die gewünschte Reife. Château d'Yquem liegt im Herzen eines 20 Kilometer langen Landstreifens zu beiden Seiten des Garonne-Tals, in dem sich alle süßen und halbsüßen Weißwein-Appellationen von Bordeaux (Sauternes, Sainte Croix du Mont, Loupiac, Cérons, Cadillac und Barsac) befinden. Die Tatsache, dass sich alle großen Gewächse von Sauternes (elf erste und zwölf zweite Gewächse) um das Château d'Yquem - das einzige Premier Cru Supérieur - befinden, spricht für die ideale Lage von Yquem. Allerdings kann bei Château Yquem wetterbedingt auch viel schief laufen. Wenn es zu trocken ist, wird die Edelfäule gehemmt, wenn es zu viel regnet, ist das Aroma der Trauben nicht mehr konzentriert genug für diesen großen Wein. Durch die späte Lese wird in Kauf genommen, dass andere Pilze außerhalb der erwünschten Edelfäule die Trauben befallen und zerstören. Diese Risiken führen bei Yquem zu sehr niedrigen Erträgen (durchschnittlich 9 Hektoliter pro Hektar) und erfordern manchmal sogar den Verzicht auf die gesamte Ernte.
Die Fläche von Château d’Yquem ist mit nur zwei Rebsorten bepflanzt: Sémillon (75 Prozent), die einen körperreichen und strukturierten Wein ergibt, und Sauvignon Blanc (25 Prozent), der Exotik und Finesse beisteuert. Die Trauben werden bei Yquem seit Jahrhunderten auf die gleiche Weise geerntet. Zur Zeit der Weinlese wird die Belegschaft des Château um 200 Pflücker aufgestockt, sie durchforsten den gesamten Weinberg nach Trauben, die sowohl botrytisiert sind, als auch eine maximale Konzentration erreicht haben. Die Weinlese bei Yquem erfolgt schon immer in mehreren Durchgängen. Botrytis cinerea verhält sich je nach Parzelle, Traube und sogar einzelnen Beeren unterschiedlich. Die Pflücker wählen nur die reifsten und perfekten, "faulsten" Früchte aus. Alle Trauben, die diese Kriterien nicht erfüllen, werden für den nächsten Durchgang zurückgelassen. Im Durchschnitt gibt es fünf oder sechs Durchgänge pro Jahrgang, die sich über sechs Wochen erstrecken. In bestimmten Jahren ist es sogar notwendig, mehr als zehnmal zu lesen, das ist selbst global betrachtet äußerst ungewöhnlich. Ungewöhnlich für Sauternes, findet die Gärung bei Yquem in Fässern statt. Es werden jedes Jahr nur neue Fässer verwendet, diese sind nur aus feinster französischer Eiche aus den edelsten Wäldern des Landes.
Die Weine werden, je nach Tag der Lese, sechs bis acht Monate lang separat von den an anderen Tagen gelesenen Weinen ausgebaut. Im Frühjahr nach der Ernte wird aus ausgewählten Partien ein erster Verschnitt hergestellt. Nach Geschmackstests und Laboranalysen werden die Weine, die den Anforderungen von Yquem nicht genügen, aussortiert. Die ausgewählten Fässer werden dann in den Reifekeller gebracht, wo sie zwanzig Monate lang bleiben. Der strenge Auswahlprozess wird im Keller fortgesetzt. Gegen Ende der Fassreifung findet die endgültige Auswahl per Blindverkostungen statt. Dadurch wird die endgültige Cuveétierung von Yquem bestimmt. Der Wein wird erst im dritten Winter nach der Ernte abgefüllt. Ein Yquem hat einen starken, aber nie aufdringlichen Charakter, mit großer Eleganz und Ausgeglichenheit. Er hält stets ein Gleichgewicht zwischen Zucker und Säure (Süße und Frische) aufrecht. Diese Balance macht ihn bei Weinfreaks auf der ganzen Welt zu einem der begehrtesten und auch besten Süßweine.
Ob ein Yquem jung getrunken werden sollte oder nicht, ist ein Streitpunkt bei denen, die in den Genuss kommen. Die einen sagen, dass ein Yquem erst nach mehreren Dekaden seinen vollen Geschmack entfaltet, andere sagen, dass ein Yquem in jedem Alter getrunken werden kann, ganz nach dem Motto: Ein großer Wein schmeckt immer gut.
Traditionelle Praktiken, die sich seit mehr als zwei Jahrhunderten bei Yquem bewährt haben, bilden die Grundlage der Weinbauphilosophie von Château d'Yquem. Das Leben im Einklang mit der Natur ist bei Yquem notwendig, da die Weinlese vollständig von der Botrytis cinérea abhängig ist, die sich nur natürlich bilden kann. Die richtige Entblätterung ist für die Weine von Yquem essentiell. Chemische Unkrautbekämpfung wurde bei Yquem noch nie eingesetzt. Die biologische Vielfalt wird durch die 50 Hektar Pinien- und Akazienwälder sowie die 35 Hektar Weiden, auf denen Rinder grasen und die Gärten von Yquem, gewährleistet. Ganze 50 Prozent der Fläche von Yquem sind ein ständiger natürlicher Lebensraum für Flora und Fauna. Der Dünger ist schon immer ausschließlich organisch, es werden nur 20 Hektar pro Jahr gedüngt. Der Dünger kommt von den eigenen Kühen und von lokalen Bauernhöfen. Er wird mit zerkleinertem Rebschnitt kompostiert und dann ausgebracht. Yquem verwendet auch so viele lokale Materialien wie möglich, z.B. Akazienholz für die Rebstöcke, Binsen und Weidengeflecht aus den Sümpfen der Gironde zum Aufbinden der Reben. Das klingt alles ein wenig nach einem jungen Biodyn-Weingut, ist allerdings Tradition bei Yquem und damit wieder total en vogue. Ein legendäres Weingut in jeder Hinsicht und eine Art französisches Nationalheiligtum.