Die Union Française de Gestion erwarb das Château 1995 und verpachtete es an das Weinhandelshaus Dourthe. Jean-Marie Chadronnier, der Präsident von Dourthe, startete sofort eine Qualitätsoffensive. Mit der Übernahme Dourthes durch die Champagner-Familie Thienot und die Geschäftsführungsübergabe innerhalb Dourthes an den Enkel Matthieu Chadronnier erwachte der Ehrgeiz das große Potenzial der Böden mit vollem Einsatz zu heben, seit 2005 nun geht der Marsch in die erweiterte Spitze der Appellation. 2021 konnte Dourthe Château Le Boscq, nach über 25 Jahren der sorgfältigen Bewirtschaftung, erwerben.
Die 20 Hektar von Château Le Boscq sind zu 10 Hektar mit Merlot und 8 Hektar mit Cabernet Sauvignon bepflanzt, die anderen zwei Hektar teilen sich Petit Verdot und Cabernet Franc auf. Die Dichtpflanzungen mit im Schnitt 9.000 Reben pro Hektar, zahlt sich aus: Die Reben werden praktisch dazu gezwungen, tiefer zu wurzeln, um besser an Wasser und Nährstoffe zu kommen. Dadurch wird selbst in extrem heißen Jahren gewährleistet, dass die Reben keinen zu großen Wassermangel haben und perfekt ausreifen können.
Die Böden sind perfekt für den von Château Le Boscq angestrebten Weinstil von einem für Saint Estephe archetypischen Wein mit Fokus auf einer etwas stringenteren mineralischen Eleganz als die großen Nachbarn.
Die tiefen Tonböden mit Eisenablagerungen sind mit den weltberühmten Garonne Kieseln durchmischt, die durch die Nähe der Weinberge zur Gironde Mündung hier besonders oft vorkommen. Das Verhältnis von Ton zu Kieseln ist allerdings weitaus höher als beispielsweise in Pauillac, weswegen in Saint Estephe im Schnitt mehr Merlot angebaut wird, als es bei den anderen Appellationen am linken Ufer der Gironde üblich ist, und so auch bei Château Le Boscq. Die Nähe der Gironde Mündung bietet außerdem, gerade in diesen Zeiten, in denen Wetterextreme vermehrt auftreten, einen hervorragendem Regulator, so tritt hier weniger Frost auf, extreme Hitze wird abgeschwächt und die kalten Winter sind etwas milder als weiter im Landesinneren.
Seitdem Dourthe für Château Le Boscq verantwortlich ist, wurde die Qualitäts-Schraube stark angezogen und der Kurs Richtung Erfolg durch Hochgenuss gesetzt.
Die Weinlese wird gestaffelt und natürlich per Hand durchgeführt, die alten Holzfässer wurden für die Gärung durch kleinere Inoxtanks ersetzt, neue Barriques für den Ausbau angeschafft und die Selektion verschärft. Mittlerweile wird sogar doppelt sortiert, einmal per Hand und dann noch mit modernster Technik mit einer Sortiermaschine. Das kennt man so eigentlich nur aus der obersten Riege der Bordelaiser Châteaux. Auch im Keller wird state of the art gearbeitet, so werden die Weine nur schonend per Schwerkraft bewegt und nicht gepumpt, die Fässer werden extrem selektiert und der Ausbau erfolgt nicht dogmatisch, sondern nach Bedarf. Daraus entstehen Weine, die einem zeitweilig die Kinnlade herunterklappen lassen.
Die tiefe rot schwarze Frucht gepaart mit der Opulenz spricht klar für einen klassischen Saint Estephe Wein, aber das macht die Weine von Château Le Boscq nicht so herrlich. Dass das Tannin so poliert, seidig und saftig daherkommt, gepaart mit einer eleganten Würze, die dem Wein zusätzliche Tiefe schenkt und das untermalt von dieser feinen, eleganten Mineralität, das erwartet man von einem Wein dieser Preisklasse einfach nicht. Grandiose Weine für immer noch kleines Geld.