Château Lafleur Gazin ist am nördlichen Rand des weltberühmten Plateaus von Pomerol gelegen, Überraschung, der Name ließ es vermuten, das Chateau liegt neben den großen Namen Château Lafleur und Château Gazin. Seit 1976 ist die Familie Moueix (Petrus) für die Ernte und Vinifikation verantwortlich und übernahm es 2020 ganz.
Die Reben sind im Schnitt über 40 Jahre alt und die lediglich 8 Hektar Rebfläche ist mittlerweile zu 100 Prozent mit Merlot bestockt. Es wird per Hand gelesen, die Trauben werden im Weinberg vorsortiert, kommen in kleine Kisten, um Quetschungen zu verhindern, und werden im Weingut nochmal nachsortiert, mittlerweile mit einer optischen Sortiermaschine. State of the art eben. Der Aufwand lohnt sich, denn nur Traubenmaterial allerbester Güteklasse wird so vergoren. Nach der Gärung kommt der Wein zur Reifung für 16 bis 18 Monate in Barriques, die jedes Jahr zu etwa einem Drittel erneuert werden, natürlich mit bester Qualität aus französischer Eiche.
Die in den Augen der Familie Moueix etwas schlechteren Parzellen, die mit den sandigeren Böden, wurden mittlerweile verkauft, da sie die Weine etwas fülliger und kräftiger haben möchten, mit mehr Ernsthaftigkeit und Komplexität. Denn genau diese verbliebenen Lehm-Kies-Böden sind großartig für den speziellen selection-masalle Klon der Merlot, der hier von Lafleur Gazin gepflanzt wurde, da die lehmigen Böden mit hohem Kiesanteil einen tollen Schub und Finesse in die Weine bringen. Die Reben stehen durch diese Böden nie unter Trockenstress, durch den hohen Anteil an Kieseln entsteht auch keine Staunässe, und die Weine werden nicht zu fett, sondern können Finesse bewahren. Lafleur Gazin ist definitiv gewollt ein leichterer Vertreter Pomerols, früh zugänglich und dennoch mit den Attributen der großen Nachbarn gesegnet: Fleischig, saftig, mit reifer Frucht und seidig weichem Tannin.
Seitdem Moueix auf 100 Prozent Merlot von den lehmigeren Lagen mit höherem Anteil an Kieseln setzt, hat der Wein an Komplexität und Fokus gewonnen, bleibt aber dennoch etwas früher zugänglich und etwas weniger ernst und maskulin herb als die Nachbarn.
Verspielter, saftiger, zarter und zugänglicher ist der Lafleur Gazin in den meisten Jahren, ohne jedoch an Klasse einzubüßen. Die Weine von Lafleur Gazin sind oft von reifer, dunkler Frucht geprägt, die allerdings nie grob und zu kräftig ist und sich allein in den Vordergrund stellt, sondern immer von Finesse und Frische begleitet wird. Raus kommt ein überaus delikater Vertreter Pomerols, der neben der klassischen Frucht auch salzige und leicht ätherische Noten auf der Palette zeigt. Abwechslungsreich und, für einen Pomerol, erfrischend im positivsten Sinne.
Château Lafleur Gazin arbeitet naturnah und vor allem naturbewusst, eigentlich könnte man sagen Oldschool im positivsten Sinne.
Denn es wird nur eingegriffen, wenn es sein muss, die Böden haben Zeit sich zu erholen und generell geschieht die Arbeit im Weinberg fast nur per Hand. Das Ergebnis ist, vor allem wenn wir den für Pomerol sehr attraktiven Preis betrachten, schlicht lecker und saftig, trinkig und doch fein, eine super Balance, die Jahr für Jahr harmonischer wird und uns jedes Mal ein Lächeln auf die Lippen zaubert.