1872 wurde Château Lafleur von Henri Greloud gegründet, der seine Trauben jedes Jahr in derselben Parzelle in der Hochebene von Pomerol erntete. Dieser Abschnitt wird schlicht „Lafleur“ genannt, die Namensfindung des Châteaus war also nicht besonders schwer. Aus diesem Weinberg werden auch noch heute die Trauben für den legendären Wein von Château Lafleur gewonnen. Gepflanzt ist bei Lafleur seit Ewigkeiten dieselbe Zusammensetzung aus 50 Prozent Merlot und 50 Prozent Cabernet Franc. Der Weinberg Lafleur liegt direkt neben denen von L’Évangile, in unmittelbarer Nähe befinden sich Pétrus, Vieux Château Certan und Lafleur Petrus. Neben den Nachbarn, die die Hollywoodstars unter den Bordeaux Weingütern sind, finden sich aber auch Weingüter wie Château Hosanna und Château Le Gay, die im Moment dabei sind ihr volles Potential zu entfalten und sich bald vielleicht in die illustre Riege einreihen. Wir sind gespannt.
Umringt von diesen außergewöhnlichen Weingütern zu sein, ist ein weiterer Beweis des großartigen Terroirs, auf dem Lafleur liegt.
Sylvie und Jacques Guinaudeau, die Nichte und der Neffe der 2001 verstorbenen Marie Robin, übernahmen die Leitung des Gutes 1985 und führten das Gut in wein-technischem Sinne behutsam in die Moderne. Mittlerweile arbeitet die 4. Generation auf Lafleur: Der älteste Sohn Baptiste hat schrittweise die Verantwortung von seinem Vater Jacques übernommen. Gemeinsam mit seiner Frau Julie und seinen beiden Töchtern lebt er in dem alten Bauernhaus mitten in seinem kleinen, aber extrem feinen Weinberg. 2018 konnte der komplette Neubau der Wirtschaftsgebäude fertiggestellt werden. Er sei »einfach und nobel« geworden, sagt Baptiste. Stimmt - und wirklich schön. Die Einführung eines Zweitweines, dem Pensées de Lafleur, zur Qualitätssteuerung und die Anwendung moderner kellertechnischer Erkenntnisse, lassen nun einen Wein entstehen, der seine ursprüngliche Größe, Ausdruckskraft und Exotik bewahren konnte und im Laufe der Jahre sogar noch an Kontinuität und Größe gewonnen hat.
Der Mythos, der den Weinen von Château Lafleur vorauseilt, ist auf jeder Ebene gerechtfertigt – vielleicht sogar noch untertrieben.
Château Lafleur ist, im Gegensatz zu vielen anderen Weingütern mit Weltruf, noch eine gewisse Anpack-Mentalität zu spüren. Bei Lafleur hilft noch die ganze Familie vom Weinberg, über den Keller bis zur Vermarktung mit. Natürlich ist es toll, ein riesiges Team zu haben, allerdings ist es doch die Familie, die mit Unterstützung eines engen Kreises an langjährigen Mitarbeitern das Wissen der Weinbereitung seit Generationen weiterträgt und die Arbeiten am ehesten nach der eigenen Vorstellung umsetzen kann. Man kann sagen, dass bei Château Lafleur, trotz der hohen Preise und dem überragenden Resümee, noch ein Hauch alten Winzercharmes durch das Weingut weht und das macht den Wein noch sympathischer.