Das endlich gefundene Terroir ist geprägt durch deutlich älteres und feinkörnigeres Kies als im übrigen Medoc, es ist außerdem mit viel mehr Kalkstein durchsetzt, also wirklich speziell. Vor allem wollte Richard die Rebsorten um interessante Erweiterungen bereichern. Es gibt dementsprechend kleinere Anteile von Petit Verdot und auch von Carmenere, eine Rebsorte, die in Bordeaux fast ausgestorben ist. Der Weinberg besteht aus 60 % Merlot, 35 % Cabernet Sauvignon und je 2,5 % Carmenere und Petit Verdot. Die Weinberge sind durchschnittlich 40 Jahre alt, Petit Verdot und die Carmenere haben sie selbst vor einingen Jahren neu gepflanzt. Organische Weinbergsarbeit und massivste Ertragsbeschränkungen mittels grüner Lese sind im Chateau Carmenere selbstverständlich. Alle Trauben werden nach der Handlese entrappt, zum Teil händisch. Die stiel- und rappenfreien Beeren für den Wein werden nicht angequetscht, es ist eine Ganzbeerenvergärung nach vorheriger Handsortierung.
Während der Mazeration gibt es kein Überpumpen und kein Runterdrücken des Tresterhutes, also eine extrem schonende und softe Methode. Verwendet wird nur der Ablaufwein, keinerlei Presswein, die denkbar schonendste Bearbeitung der Frucht, das vermeidet jegliche Bitterstoffe aus den Kernen. Auch die lange Maischestandzeit nach der Vergärung sammelt restliche Bitterstoffe wieder ein. Alle Rebsorten werden separat vinifiziert, Petit Verdot und Carmenere werden komplett in großen Burgunder-Holzfässern spontan vergoren und ausgebaut, die anderen Rebsorten vergären im kleinen Zementtank und gehen dann zum weiteren Ausbau ins klassische Barrique. Die nach dem Ausbau durch Verkostung ermittelten schwächeren Fässer wandern in den Zweitwein, der »Petit Reserve de Chateau Carmenere« heißt. Ich bin sicher, dass Carmenere einen immer steileren Weg zur Topqualität geht. Zusammen mit Clos Manou und noch vor Haut Maurac ist Carmenere meine spannendste Neuentdeckung der letzten Jahre im ganzen Medoc.