Im Schatten von Pomerol und Saint-Émilion mausert sich das Anbaugebiet langsam, aber sicher zu einem ernsthaften Konkurrenten seiner berühmten Nachbarn. Quasi wie ein Phönix aus der Asche, denn lange Zeit war die Region am Zusammenfluss von Isles und Dordogne in der Versenkung der großen Bordelaiser Weinwelt verschwunden. Und das, obwohl Fronsac noch im 18. Jahrhundert einen hervorragenden Ruf genoss und im Ansehen weit vor dem Pomerol stand. Im 19. Jahrhundert verlor Fronsac jedoch den Anschluss, der Blick der Weinfreaks richtete sich auf Pomerol und Saint-Émilion. Seit nunmehr zwei Jahrzehnten tut sich aber wieder etwas in der Region am rechten Bordeaux-Ufer. In Fronsac werden heute köstliche hedonistische Rotweine für noch immer ganz kleines Geld gemacht.
Ein einmaliges Terroir
Direkt gegenüber der Altstadt von Libourne schlängeln sich die Hügel des Fronsac am Flüsschen Isle entlang. Es ist ein Bruch in der sonst eher flachen Landschaft rund um Libourne. Fast 90 Meter überragt die malerische Mini-Bergkette des Fronsac das umliegende Land. »Toskana des Bordelais« wird die Region manchmal genannt. Rund 1.100 Hektar Reben stehen hier auf Kalkböden mit Lehmauflagen. Ein Terroir, das durchaus an Saint-Émilion und Pomerol erinnert, sich aber durch die Höhe klar von diesen abgrenzt. Früher standen auf dem Plateau von Fronsac Windmühlen, und seitdem Weinreben kultiviert werden, sorgt die sanfte Brise in den Weinbergen für gesundes Traubengut mit gutem Säurespiel. Noch vor einigen Jahren waren die Terroirs von Fronsac in den nassen und kühlen Jahren immer etwas im Nachteil. Aber mit dem Klimawandel und den immer häufigeren mediterranen Jahren, wie wir sie spätestens seit 2015 fast durchgängig haben, ist der einstige Nachteil zum großen Vorteil geworden. Die Höhe und der Wind, gepaart mit dem Flussklima und der mediterranen Wärme, ergeben Weine mit einer perfekten Balance zwischen Saftigkeit, Tiefgang und Langlebigkeit. Letztlich hat Fronsac somit meist auch schickere, rotfruchtigere und feinere Weine zu bieten als das angrenzende Pomerol.
Noch vor einigen Jahren waren die Terroirs von Fronsac in den nassen und kühlen Jahren immer etwas im Nachteil. Aber mit dem Klimawandel und den immer häufigeren mediterranen Jahren, wie wir sie spätestens seit 2015 fast durchgängig haben, ist der einstige Nachteil zum großen Vorteil geworden.
Zwei Appellationen
In Fronsac teilt sich die Rebfläche auf zwei Appellationen auf: Die kleinere AC Canon Fronsac umfasst einen Bereich mit flachgründigen und sehr kalkhaltigen Böden. Auf die größere AC Fronsac entfallen hingegen rund zwei Drittel der Hügelkette, auch die tief gelegenen Bereiche. Es ist kein Wunder, dass Merlot bei diesen Böden die erste Geige spielt. Kalk und etwas Lehm sind perfekte Voraussetzungen, um das Potenzial der Rebsorte auszureizen. Dazu gesellen sich die klassischen Partner Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon und sogar ein vergleichsweise großer Anteil Malbec, der für einen Extrakick an Volumen und schwarzer Frucht sorgt.
Topstars auf dem Plateau
Malbec von über 100 Jahre alten Reben spielt immer eine Rolle bei den Weinen von Moulin Haut-Laroque. Das Weingut der Familie Hervé liegt im Örtchen Saillans, der heimlichen Star-Gemeinde von Fronsac. Hier oben, auf dem höchsten Punkt des Plateaus, tummelt sich alles, was Rang und Namen hat in der Appellation. Im Boden findet man weißen und blauen Lehm sowie Magnesium, alles über purem Kalkstein. Perfekte Bedingungen auch für den Nachbarn von Moulin Haut-Laroque, Tour du Moulin. Die acht Hektar des Weinguts sind im Besitz von Vincent Dupuch, der hauptberuflich önologischer Berater einiger der besten Châteaux in Pomerol und Saint-Émilion ist. Ein Mann mit geballtem weinbaulichem Wissen, was sich auch in seinen Weinen auf Tour du Moulin widerspiegelt.
Obwohl sich Fronsac schon vor 20 Jahren aus dem Tiefschlaf erhoben hat, ist die Region noch immer ein ultimativer Geheimtipp im Bordelais. Uns soll es recht sein, denn fast nirgends gibt es so gute Rotweine für so kleines Geld.