Barsac lässt die Herzen aller Süßwein-Fans höher schlagen. Gemeinsam mit dem restlichen Sauternais, in dessen Gebietsgrenzen Barsac liegt, ist die Region am linken Bordeaux-Ufer ein großer Leuchtturm der französischen Süßwein-Szene.
Barsac lässt die Herzen aller Süßwein-Fans höher schlagen. Der goldgelbe Nektar, der hier aus den edelfaulen Beeren gewonnen wird, ist ein sündhaftes Getränk: irre süß, gleichzeitig wunderbar saftig, frisch und unglaublich betörend. Wer auf Süßweine steht, kommt an Barsac nicht vorbei. Gemeinsam mit dem restlichen Sauternais, in dessen Gebietsgrenzen Barsac liegt, ist die Region am linken Bordeaux-Ufer ein großer Leuchtturm der französischen Süßwein-Szene.
Sonderstellung im Sauternais
Fünf Gemeinden liegen im Sauternes-Gebiet rund 50 Kilometer südlich von Bordeaux: der Ort Sauternes selbst sowie Bommes, Fargues-de-Langon, Preignac und eben Barsac, das eine gewisse Sonderstellung innehat.
Nur in Barsac dürfen die Weingüter ihre Weine gleichzeitig als Barsac und als Sauternes deklarieren.
Ein Wein aus Sauternes selbst darf jedoch niemals den Ort Barsac auf dem Etikett tragen. Ein Alleinstellungsmerkmal, das sich in erster Linie durch geografische und stilistische Unterschiede erklären lässt.
Das Terroir in Barsac
Die rund 600 Hektar Reben von Barsac stehen auf einem Plateau aus fast reinem Kalk. In den anderen vier Gemeinden des Sauternais mischen sich mehr Kies und Sand in die Böden. Gleichzeitig ist das Land in Barsac flacher als im Rest der Region. Dazu kommt, dass Barsac als einzige Gemeinde nördlich des Bachs Ciron liegt. Dessen kaltes Wasser sorgt beim Zufluss in die wärmere Garonne im Herbst für den so wichtigen Nebel im Sauternais. Durch ihn wird die Verbreitung des Pilzes Botrytis cinerea angekurbelt, der die Beeren befällt und den Weinen aus den Rebsorten Sémillon, Sauvignon Blanc und Muscadelle ihren typischen Charakter schenkt. Ergebnis des Pilzbefalls: Die Feuchtigkeit tritt aus den Beeren, der Zuckergehalt konzentriert sich enorm, die Säure wird immer strahlender – perfekte Grundlage für umwerfende Süßweine.
Im Unterschied zu denen aus Sauternes, Bommes und Co. fallen die Weine aus Barsac weniger üppig aus. Sie laufen mehr auf Eleganz und Frische.
Klassifizierte Güter in Barsac
Hochgeschätzt waren die Süßweine aus Barsac schon vor Hunderten von Jahren. Mit der Klassifikation der besten Weingüter des Sauternais im Jahr 1855 wurde ihr Ruf in Stein gemeißelt. Insgesamt 19 Weingüter aus den fünf Gemeinden kamen damals in den Genuss des Cru-Status. Unterschieden wird seitdem zwischen Premier Cru und Deuxième Cru – Château d’Yquem in Sauternes erhielt gar seinen ganz eigenen Rang, den eines Premier Cru Supérieur. Durch Erbteilungen erhöhte sich die Zahl der Güter über die Jahre. Heute sind 27 Güter klassifiziert, zehn davon liegen in Barsac.
Als einzige Premier Crus aus Barsac stechen seit 1855 die Güter Climens und Coutet heraus. Climens ist heute wohl der Primus inter Pares in Barsac, die Weine sind die süßesten und vollmundigsten der gesamten Appellation. Besitzerin ist Bénérice Lurton, deren Familie das Château Brane-Cantenac in Margaux besitzt. Die Besonderheit bei Climens: Der Wein besteht immer aus 100 Prozent Sémillon. Sauvignon Blanc erreicht auf den feinen Kalkböden oft nicht ganz das Top-Niveau, das man in Barsac anstrebt. Château Coutet arbeitet mit mehr Sauvignon Blanc und etwas Muscadelle, aber dennoch besteht der Wein immer aus rund 75 Prozent Sémillon. Das Weingut gehört der Familie Baly, die technische Leitung und den Vertrieb übernimmt aber seit Jahren das Team von Mouton Rothschild. Einen Hauch feiner und eleganter ist dieser Barsac im Vergleich zu den Süßweinen von Climens.
Geballte Zucker-Power
Minimale Erträge von weit unter zehn Hektolitern pro Hektar sind in Barsac keine Seltenheit. Unzählige Lesegänge stehen in jedem Herbst an der Tagesordnung, oft werden nur die perfekt reifen und edelfaulen Beeren von den Trauben abgezupft, der Rest bleibt hängen und wird später gelesen. Der perfekte Lesezeitpunkt ist entscheidend: Potenzielle Alkoholgehalte von rund 20 Prozent sind ideal. Bei dieser Zuckerkonzentration stellen die Hefen erst bei Alkoholgraden von ca. 14 Prozent ihre Arbeit ein. Das gibt den Weinen aus Barsac Fülle und Körper. Zum Vergleich: Bei deutschen Trockenbeerenauslesen ist der Zuckergehalt in den Beeren nochmals deutlich höher, die Hefen schaffen bei diesen Konzentrationen nur wenige Volumenprozent. Bei einem Tokaj Essencia fangen sie manchmal erst gar nicht mit ihrer Arbeit an.
Unglaublich süße Leckerlis sind es aber allesamt. Barsacs sind Weine für ein unendliches Leben, durch ihren hohen Zuckergehalt sind sie quasi unkaputtbar. In der Jugend verspielt, mit frischer exotischer Frucht und aufregender Spannung, im Alter ein nicht enden wollender Bach aus dunklem Honig, Gewürzen und getrockneten Früchten.