Eine Reise durch die Toskana

Der erste Stopp bringt uns zu Tara Empson und dem Flagship-Weingut Monte Antico. Monte Antico und Supremus gehören ganz unbestritten zu den besten Weinen aus der Toskana in ihrem Preisbereich. Supremus wird immer aus einer Selektion der besten Trauben des Weinguts gemacht und reift graziös, und hat damit sogar ein Lagerpotenzial von locker 15 bis 20 Jahren – ein unerwartetes Plus in der Preisklasse! Würde man die Weine blind probieren, würde man sie in einer komplett anderen Liga platzieren. Garantiert!

Paolo de Marchi ist seit den 1980er Jahren einer der Vorreiter von ausgesprochen finessenreichen Chianti. Paolos 100-prozentiger Top Sangiovese »Cepparello« ist ein filigranes Meisterwerk, das dementsprechend auch mit hohen Bewertungen belohnt wird. 2022 wird Paolos letzter Jahrgang werden, denn das Weingut wurde dieses Jahr an die EPI Gruppe, die auch das Top-Brunello Gut Biondi-Santi besitzt, verkauft. Die Zukunft ist also gesichert, aber bis dahin ist dieser ikonische, grandiose Finessewein ein »must-try« aus der Toskana.

Wir legen noch einen weiteren Stopp in der Region Chianti ein. Das Castello di Brolio, das Schloss des Barone Ricasoli, liegt inmitten eines kühlen Waldes. Der Ricasoli Familie ist die Erfindung des Chiantis, so wie wir ihn heute kennen, zu verdanken, denn ein Vorfahre legte die Rebsorten-Rezeptur fest. Inzwischen gibt es vor allem um die hoch bewerteten Einzellagenweine des Spitzen-Guts viel Hype, die Stilistik von feiner Mineralik und Finesse zieht sich aber wie ein roter Faden durchs Programm. Im Moment ist der ausdrucksstarke Castello di Brolio Gran Selezione Chianti Classico 2019 schon so super zugänglich und trinkig, und lädt damit zum Verweilen ein.

Die britische Winzerin Katia Nussbaum steht hinter den großartigen Weinen des kleinen Brunello-Weinguts San Polino im südlichsten Teil von Montalcino. Gerade Mal 30.000 Flaschen werden pro Jahr gemacht. Im Gegensatz zu den Finesseweinen der Montalcino Weingüter Poggio di Sotto, Case Basse und Salvioni sind sie wesentlich dichter und dennoch so fantastisch vielschichtig. Katias Weine sind der Inbegriff von dunkler Kirschfrucht, mit großer Struktur und grandioser Finesse.

Von der Hochburg des Sangiovese geht es weiter Richtung Küste zum Bio-Weingut Ampeleia in Roccatederighi in die Alta Maremma. Ähnlich der Philosophie des komplett autark geführten Weingutes Foradori wird hier eine holistische Herangehensweise mit einer eigenen kleinen Kuhherde, Hühnern, Gänsen, Honigbienen, Weizenfeldern, Olivenbäumen, usw. umgesetzt. Der Topwein, der ebenso wie das Weingut selbst, Ampeleia heißt, ist Cabernet Franc in seiner reinsten Form. Alle Weine von Ampeleia werden im Zement vergoren und ausgebaut. Sie vibrieren vor puristischer Energie. Sowohl Weinfreaks als auch Wein-Uninteressierte finden Gefallen an den komplexen und dennoch unkomplizierten, trinkigen Weinen. Das soll erstmal einer nachmachen!

Die Küstenregion der Toskana unterscheidet sich gewaltig von den Regionen im Landesinneren. Das Mittelmeer ist bereits von den vergleichsweise flachen Weinbergslagen, die mit kühlenden Brisen erfrischt werden, zu sehen. Die Bolgheri Region wurde mit dem Erscheinen des legendären Sassicaia der Tenuta San Guido in den 1960er Jahren auf die Weltweinkarte katapultiert. Hier sind die Bordeaux-Rebsorten König und so ist auch dieser Bolgheri Superiore der Inbegriff eines ausdrucksstarken, klassischen Blends aus Cabernet Sauvignon, Merlot und Cabernet Franc. Saftiger Cassis und dunkle Beeren, Zigarrenkiste und Zedernholz – der Guado al Tasso Bolgheri Superiore 2019 ist ein Bilderbuchwein der Appellation.