Wir springen in den letzten Jahren zwischen Jahrgängen der Moderne, wie 2020 und 2022, die heiß und extrem trocken sind, und solchen Jahren wie 2019, 2021 und 2024, die eher klassisch anmuten und vergleichbar kühl sind, wie es in den 1990er Jahren war. Der ganz große Unterschied ist, dass die besten Winzer heute ein Klima, vergleichbar mit vergangenen Jahrzehnten mit kühlen, regenreichen Sommern, später Lese und moderater Traubenreife, durch ihren genialen Weinbau viel besser ausbalancieren können. Aber das ist eben nur bei den Besten der Fall – da trennt sich die Spreu vom Weizen immer mehr.
Viel Manpower, Laubarbeit, gestaffelte Lese, Schnelligkeit und rigoroses Sortieren machen dann den Unterschied zwischen Weltklasse und mittlerer Katastrophe – das gilt vor allem für die Südrhône. Für uns als Händler heißt das noch kompromissloser Einkaufen und sich weiterhin nur auf die handwerklich besten Winzer und großen Lagen zu fokussieren…
Gerade die späte Lese und die daraus resultierende lange Hangzeit am Stock brachten aus diesem etwas kühleren, feuchteren Sommer bestenfalls ein so gigantisches Aromenfeuerwerk hervor, dass ich manchmal aus dem Staunen nicht herauskam. So eine aromatische Wucht! Solch einen dramatischen Druck und einen Reichtum an feinsten Facetten habe ich absolut nicht erwartet. Aber die ersten Primeurs 2024 bei den Großmeistern der Rhône wie Tardieu, Chapoutier, Ferraton, Clos des Papes und Co haben mich vielfach umgehauen!
Um diesen Jahrgang zu verstehen und erfolgreich zu sein, waren in der Tat intensive Präsenz und Arbeit im Weinberg, eine gewisse Geduld und natürlich echtes Know-how erforderlich ... obwohl 2024 von manchen Winzern als „großartig“ beschrieben wird, fordert uns seine starke Heterogenität je nach Sektor zu einer gewissen Selektion auf …
– Bastien Tardieu
Südrhône – durchwachsen, aber spannend
2024 war an der Südrhône geprägt von extrem hoher Feuchtigkeit im Winter wie im Frühling und auch der Sommer war eher durchwachsen. Extrem viel Mehltau-Befall bei Grenache und noch mehr bei Mourvèdre war die Folge. Dementsprechend gab es extrem kleine Ernten, weniger als 50 Prozent eines Normaljahres. Nur die sehr alten Reben bei gleichzeitig sehr späten Lesezeitpunkten brachten hervorragende Ergebnisse. Das setzte perfektes Terroir voraus. Trennte sich schon 2023 die Spreu vom Weizen, so gibt es 2024 im Süden vielleicht weniger als 10 Prozent echte Top-Erzeuger; 90 Prozent scheinen qualitativ eher mittelmäßig geraten zu sein.
Die Rotweine der Region um Châteauneuf fallen eher hellfarbig aus, deutlich von der Grenache geprägt: beschwingt, duftig und fein. Weniger Power, sondern aromatisch-tänzelnde und alkoholärmere Weine mit zum Teil grandioser Aromatik. Die Allerbesten können eine Reminiszenz an große Weine aus dem Jahr 1978 sein. Wirklich grandios, satt in der Farbe, dennoch alkoholarm, fein, blumig verspielt und aromenstark sind aber eher die besten Weine aus Gigondas vor Rasteau und Vacqueyras mit grandios ausfallenden Syrah-Anteilen, die das kühlere 2024 mehr mochte. Auch die Villages Séguret und Vinsobres sind stark im Kommen!
Nordrhône 2024 – Syrah-Weltklasse wie 2010
Maxime Chapoutier, Sohn der Rhône-Legende Michel Chapoutier, vergleicht den Jahrgang 2024 an der Nordrhône am ehesten mit 2010 – diesem kühlen, hochmineralischen, brachial fokussiert geradeaus laufenden und in der Jugend etwas unnahbar-steinigen Charakter. Und wer heute das Glück hat, die bestbewerteten 2010er Rhône-Weine im Glas zu haben, bekommt einen Vorgeschmack, wie überragend sich die 2024er in bester Trinkreife dann präsentieren können. Einige der besten 2024er brauchen sicher etwas mehr Zeit, sind in der Jugend nicht so opulent-charmant wie 2023 oder 2022, sondern von vornherein feiner, seidiger, rassiger und energetischer ausgelegt. Sie sind unglaublich fein und elegant, dennoch wahnsinnig dicht verwoben, mit engmaschigen, seidig-üppigen Tanninen. 2024 ist wirklich ein so schickes Jahr wie eine reifere Turbovariante des kühlen 2021 mit einem Touch der großen 2019er drin.
Wir sind ähnlich fein und saftig in der Aromatik, aber haben durch kleine Erträge mehr Druck und eine gewisse positive Austerität. 2021 ging bezüglich der hohen Frische in eine ähnliche Richtung, allerdings war es schlanker und grüner an der Nordrhône. Die 2024er haben mehr Druck und Kraft, sind fester. Im Grunde von der Auslegung mehr zum großen Wein gehend, wo 2021 vor allem leicht und lecker war.
Daher passt der Vergleich mit 2010 schon gut, denn die Weine zählen heute mit zum Größten, was die Rhône zu bieten hat, aber sie brauchten auch ein paar Jahre im Keller, um die kühle Mineralität zu verdauen und mit allem Fruchtcharme zu umhüllen. Ich schätze, 2024 wird eine ähnlich elegante Entwicklung nehmen.
Die Vegetationsperiode war von einer außergewöhnlichen Regenmenge geprägt, in scharfem Kontrast zu den Dürreperioden und Hitzewellen der Jahre 2022 und 2023. Nach einem milden Winter begann das vegetative Wachstum früh, wobei die Temperaturen zeitweise Rekordwerte erreichten. Die Arbeit in den Weinbergen war unaufhörlich, insbesondere aufgrund des hohen Risikos von Pilzkrankheiten. Häufige Regenfälle im Mai und Juni ermöglichten ein rasches Wachstum der Reben und sicherten eine komfortable Wasserversorgung, was zu einigen bemerkenswert vielversprechenden Weinen führte. Die Rotweine zeigen eine intensive Farbe und seidige Tannine, während die Weißweine eine Spannung und einen Ausdruck von Mineralität besitzen, die sehr eindrucksvoll erscheinen.
– Michel Chapoutier über 2024
Anders als die Südrhône war der kühlere Norden mit der nicht so stark von Mehltau und anderen Krankheiten geplagten Rebsorte Syrah deutlich „normaler“. Es gab zwar auch hier niedrige Erträge und spätere Reife mit niedrigerem Alkoholwert, aber wer sehr alte Reben besitzt, konnte lange warten und zu einem Zeitpunkt ernten, wie er eigentlich eher in den 1990er-Jahren üblich war. Die Weine zeigen eine überraschend hohe Farbdichte, mit viel Violett. Schon daran sieht man, dass es trotz Kühle und moderatem Alkohol alles andere als ein dünner Jahrgang ist. Viele pfeffrige Noten, samtig-dichte und wollüstige Tannine. Üppige, beeindruckende Rotweine ohne viel Fett, aber dennoch tief, reif und fein, dabei bei sehr moderatem Alkohol eine gewaltige innere Dichte. Moderner Weinbau trifft das Klima der 1990er Jahre – großes Kino.
Für die Weißen deutet sich gar ein durch die Bank grandioses Jahr an – deutlich feiner und rassiger als das mediterrane 2022, eher wie 2021 mit 2019, also ziemlich Best of the Best. 2024 kann im Weißwein-Bereich sicher unter den größten Jahren rangieren, da sind sich die meisten Winzer jetzt schon einig.
Der Kauf eines Weines in Subskription ist im Grunde ein Warentermingeschäft: Sie bestellen heute z. B. den Jahrgang 2023 und bekommen diesen im Herbst 2026 ausgeliefert. In der Regel kommen gerade die raren Weine zwei Jahre später deutlich über dem Subskriptionspreis auf den Markt. Wenn Sie sich für Wein begeistern und die Entwicklungen in Frankreich, Spanien und Deutschland verfolgen, haben Sie als informierter Konsument so oft einen großen Preisvorteil – zumal Sie gerade rare Weine aus Bordeaux häufig nicht mehr bekommen, wenn diese abgefüllt auf den Markt gelangen.
Ergänzende Hinweise
Die Zahlung der Subskriptionsrechnung ist, ergänzend zu unseren AGB, unmittelbar und ohne Abzug fällig. Die Auslieferung erfolgt i. d. R. im Herbst des dritten Jahres auf den Weinjahrgang.
Die Abgabe aller Subskriptionsweine in 0,75l-Flaschen erfolgt je nach Jahrgang in oder 6er- oder 12er-Original-Holzkisten. In vielen Fällen sind Bordeaux-Weine auch als Magnum (1,5l), seltener auch als Doppelmagnum (3,0l) oder sogar Imperial (6,0l) erhältlich.
Alle erhältlichen Größen finden Sie immer direkt in unserem Shop. Wenn es einen Wein in abweichenden Formaten und Größen gibt, finden Sie auch immer unter dem Artikel mit dem Dropdown-Button »Andere Jahrgänge und Größen« die Möglichkeit das entsprechende Format auszuwählen: