2022 wird als qualitativ herausragender Jahrgang in die Geschichte eingehen. Und das, obwohl es der trockenste Sommer in Frankreich seit Beginn der Aufzeichnungen und insgesamt das heißeste Jahr seit 1947 war. Parkes Verkoster William Kelley zeigt sich auch positiv erstaunt über die Frische, Dichte, Struktur und den besonderen Charme in 2022, um dann aber unmissverständlich zu konstatieren:
Und so lesen sich nahezu alle Stimmen der Kritiker. Voller Lob und Euphorie spiegeln sich in Text und Punkt wider. James Suckling vergibt 30 mal 99 oder 100 Punkte und weitere 30 mal 98 Punkte. Für ihn setzt der Jahrgang 2022 nach 1982 neue Maßstäbe. Trotz einer der heißesten und trockensten Vegetationsperioden kämen dieses Jahr aus Bordeaux tausende von opulenten und strukturierten, aber dennoch frischen und ausgewogenen Weinen.
This is the 40th year I have tasted barrel samples in Bordeaux, but I have never come across anything like the 2022 vintage.
– James Suckling
Der Falstaff sieht ein »sensationelles Jahr« und Jane Anson hält 2022 für einen »außergewöhnlichen, zum Teil verrückten, Jahrgang«. Jeb Dunnuck ist ebenso auf Rekord-Kurs und vergibt 13 mal die vollen 100 Punkte, 12 mal 99 und sogar 25 mal 98 Punkte. Er sieht gleichermaßen auf beiden Seiten der Gironde unbeschreiblich große Weine und darüber hinaus…
There are brilliant wines from throughout the region, and the peaks of 2022 are certain to be legendary wines.
– Jeb Dunnuck
Die meisten Winzer selbst vergleichen 2022 mit 2018, allerdings war 2022 überwiegend noch deutlich konzentrierter und reicher in der Frucht, vibrierender, cremiger und trotz der extremen Reichhaltigkeit erstaunlich frisch, seidig und harmonisch, das erinnert auch an das Traumjahr 2016. 2022 ist nicht so extrem pikant wie das Hammerjahr 2019 und nicht ganz so tänzelnd finessenreich wie der 2020er. Winzer mit langer Erfahrung sprechen eher von einer deutlich perfekteren Reinkarnation der Jahrgänge 1982, 1961 und 1949. Jean-Philippe Janoueix, eine Instanz am rechten Ufer und Besitzer vieler Châteaux in Pomerol, Saint Emilion und Castillon sagt:
2022 is the more concentrated version of 2018. With deep acidity and rich, soft masses of tannin, 2022 is the much better and long-lived resurrection of the great 1982 and 1961.
– Jean-Philippe Janoueix
Und das mit dem viel größerem Know-how, optimaleren Weinstöcken, niedrigeren Erträgen je Stock, besserer biologischer Weinbergsarbeit, dramatisch präziserer Selektion vor der Kelter (Laser und Wasserbad) und einer kenntnisreicheren Kellertechnik als vor vierzig Jahren.
Ohne Zweifel ist 2022 also ein historischer Jahrgang. Fakt ist aber auch, dass, trotz der wohl berechtigten Jubelschreie der allerbesten Winzer, das Jahr 2022 auf Kante genäht ist. Junge Reben und nur mittelgute und schwächere Terroirs, und das ist nun mal mit Abstand der Großteil des Bordelais, haben in nassen und noch mehr in solch trocken-heißen Jahren ganz schlechte Karten und üble Zukunftsaussichten. Und leider werden die Jahre trotz einiger, klassischer Ausnahmen wie das Bordelaiser »Normaljahr« 2021 im Schnitt immer extremer.
Die wenigen, strahlenden Topwinzer der Appellationen glänzen ob der extraterrestrischen Qualitäten mehr denn je, die große Masse bleibt auf der Strecke. Die Spitze der Pyramide wird noch schmaler und zugleich noch höher. 2022 ist für die Superstars jeder Appellation ein so noch nie dagewesener Qualitätstraum, aber wo soll das für die breite Basis enden? Spanien findet den Ausweg aus den immer extremeren klimatischen Wetterkonditionen in 800 bis 1200 kühlen Höhenmetern, aber wie sieht – neben den weiter vorwärts stürmenden Superstars – die Zukunft des Bordelaiser »Normalwinzers« auf NN aus?
2022 is a paradox. We had extreme weather conditions. But we have fruit in our wines that is black and fresh and not cooked. They are fresh. It’s astonishing. Nothing is out of balance.
– Jean-Philippe Masclef
(Haut Brion & La Mission Haut Brion)
2022 hatte den trockensten Sommer in Frankreich seit Beginn der Aufzeichnungen und war insgesamt das heißeste Jahr seit 1947. Nicht so extrem und plötzlich heiß wie 2003, eher harmoniefördernd gleichmäßig warm und eben sehr trocken. Nachdem im November und Dezember 2021 satt Regen fiel, blieb es in den Folgemonaten trocken und warm. Die Reben konnten sich also bei gleichmäßiger Blüte langsam an die Trockenheit gewöhnen. Die Terroirs mit den besten Wasserspeicher-Eigenschaften und den sehr tief wurzelnden alten Reben konnten das Wasser-Reservoir des Winters und Frühjahrs nach früher und sonniger Blüte relativ problemlos durch den trockenen Sommer nutzen.
›Without those two episodes of rain, the profile of the wines would not have been what they are,‹ said Christian Seely, the head of AXA wines, including Pichon-Baron and Suduiraut.
– Christian Seely
(Pichon-Baron & Suduiraut)
Regen gab es erst wieder im Juni und dann in der zweiten Augusthälfte mit 30 bis 50mm. Danach blieb es sonnig und trocken mit einem langen »Indian Summer« bis weit in den Oktober und sogar November. Jeder konnte auf den perfekten Erntezeitpunkt warten, zumal es dank sommerlicher Stillstände keinen Zucker-Alkoholdruck gab. Wer mit alten Reben und perfekten Terroirs dann noch verschont wurde vom jährlich zunehmendem April-Frost und vom allzu häufigen Hagel des Frühsommers, konnte sich gerade als biologisch arbeitender Winzer über das, ob des Klimas, vollständige Ausbleiben von Fäulnis und Pilzkrankheiten freuen. Niemand musste auch nur irgendwas spritzen. Für Bio-Winzer mit alten Reben und superbem Terroir war 2022 ein so noch nie erlebtes, perfektes Jahr, zumal man sich über die vergangenen 10 extremen Jahre an die besser angepasste Laub- und Bodenarbeit gewöhnt hatte.
Saint Emilions und Castillons Kalksteinfelsen, Pomerols und Fronsacs Lehmböden und die dicken Kieslinsen des Medocs hatten bei sehr altem Rebbestand bis auf den Malus kleinerer Erträge kaum Sorgen. Weniger, aber ein überragend intensiver Saft aus kleinen, dickschaligen, kerngesunden Beeren. Aromatisch frischer Most, tiefes und zugleich delikates Tannin, dazu eine überragende Balance. Junge Reben und sandige Böden litten allerdings extrem, da gab es hier und da schon desaströse Ergebnisse. Besonders profitiert haben, neben den o.g. perfekten Böden dazu am linken Ufer, die in sehr nassen Jahren benachteiligten Fluss- und Ufernahen Terroirs des Medocs, des nördlichen Haut Medocs und Saint Estèphes.
»Dieser wunderbare Jahrgang wird als einer der Besten in die Weingeschichte von Bordeaux eingehen. Denn er verbindet wie kaum ein anderer davor die Elemente für Zugänglichkeit und enorme Lagerfähigkeit. Keine schweren, harten Rotweine, sondern Produkte von attraktiver Fruchtaromatik, ausgestattet mit absolut reifen, seidigen und zunächst kaum spürbaren Tanninen, die große Länge vermitteln, und vor allem einer faszinierenden Frische. Bereits in der Jugend zeigen sich die Weine harmonisch. Die Weine zeigen einen klaren Terroirbezug, spiegeln ihren jeweiligen Sortenmix perfekt wider. Das ohnehin mittlerweile etwas vorsichtig eingesetzte neue Holz ist oft nicht einmal in Ansätzen zu spüren. Es ist ein Jahrgang, der dem Verkoster sofort vermittelt: Achtung ich bin etwas ganz Besonderes!«
Ich habe all meine Weine unter dem Gesichtspunkt »grandioser Wein für seinen Preis«, und noch mehr unter dem Gesichtspunkt »was mich wirklich berührt hat« durchgesehen und im Geiste nachverkostet. Jenseits von Punkten und Preisen habe ich so alle meine Weine unter 100 Euro »en Primeur« neu beleuchtet.
Gut 40 geniale Rotweine »für die Insel« möchte ich Ihnen als »Lieblingsweine« ans Herz legen. Weine, die mich bei der Verkostung geschmacklich besonders berührt und fasziniert haben, dabei sind erwartbare Resultate aber auch Weine, bei denen ich das vor der Verkostung in Bordeaux nicht unbedingt erwartet habe.
Mein persönlich großes Geschmackskino der besten Primeurs unter 100 Euro. MIT GESCHMACKSGARANTIE! Das geht schon unter 20 Euro los und zieht sich bis zu dem von mir in der Auswahl gesteckten Rahmen von 99 Euro.
Der Kauf eines Weines in Subskription ist im Grunde ein Warentermingeschäft: Sie bestellen heute z. B. den Jahrgang 2023 und bekommen diesen im Herbst 2026 ausgeliefert. In der Regel kommen gerade die raren Weine zwei Jahre später deutlich über dem Subskriptionspreis auf den Markt. Wenn Sie sich für Wein begeistern und die Entwicklungen in Frankreich, Spanien und Deutschland verfolgen, haben Sie als informierter Konsument so oft einen großen Preisvorteil – zumal Sie gerade rare Weine aus Bordeaux häufig nicht mehr bekommen, wenn diese abgefüllt auf den Markt gelangen.
Ergänzende Hinweise
Die Zahlung der Subskriptionsrechnung ist, ergänzend zu unseren AGB, unmittelbar und ohne Abzug fällig. Die Auslieferung erfolgt i. d. R. im Herbst des dritten Jahres auf den Weinjahrgang.
Die Abgabe aller Subskriptionsweine in 0,75l-Flaschen erfolgt i. d. R in 12er-Original-Holzkisten. Selten ist die 0,75-Liter-Flasche auch in 6er-Original-Holzkisten als Packgröße möglich. In vielen Fällen sind Bordeaux-Weine auch als Magnum (1,5l), seltener auch als Doppelmagnum (3,0l) oder sogar Imperial (6,0l) erhältlich.
Alle erhältlichen Größen finden Sie immer direkt in unserem Shop. Wenn es einen Wein in abweichenden Formaten und Größen gibt, finden Sie auch immer unter dem Artikel mit dem Dropdown-Button »Andere Jahrgänge und Größen« die Möglichkeit das entsprechende Format auszuwählen: