Die sogenannten Nuller-Jahrgänge umgibt immer ein ganz besonderer Nimbus. Das »runde« Jahr strahlt für Weinsammler Sehnsucht, Hoffnung und Erwartung aus, es ist quasi ein Erinnerungsmarker, nach dem das Jahrzehnt benannt wird. Für Weinsammler sind die Nuller-Jahre seit 1990 Meilensteine der Qualität. Ungefähr dort begann die Abkehr von der Chemie und der Einzug der nachhaltigeren Weinbergsarbeit. Seit damals wurde in einer sich stetig steigernden Kurve auch der Klimawandel immer spürbarer.
Die Kombination des Klimawandels zum Mediterranen und die deutlich verbesserte Weinbergs- und Kellerarbeit der sich zu 100 Prozent einbringenden, handwerklichen und biologisch-nachhaltig arbeitenden Winzer, führten dann in Folge auch zu einem dramatischen Qualitätsanstieg weltweit und zu der Tatsache, dass uns Weinliebhabern (und selbst mir) die Superlative ausgehen.
»Die Super 8« – Den Jahrgang einordnen
Seit dem ersten »ganz großen« Jahr der jüngeren Geschichte, 2005, und dann in den Jahren 2009 und 2010, über 2015 und 2016 zu 2018, 2019 und nun 2020, kann die Bezeichnung »best ever« durchaus öfters bemüht werden, auch wenn diese hier genannten, traumhaften »Super-8« Jahrgänge allesamt und jedes für sich grandios sind. Nur die Vielzahl der zu Recht immer höheren Bewertungen steigt kontinuierlich. Immer mehr Châteaux und Domaines können als überragend bezeichnet werden, fast inflationär war das im mediterranen Sensationsjahr 2018, also im ersten Jahr der vielleicht besten Trilogie der Bordelaiser Geschichte. Das wirklich Schöne an dieser Aufzählung der 8 magischen Superjahre ist, dass sie alle eine sehr unterschiedliche Jahrgangstypizität hervorgebracht haben, wobei es natürlich auch die ein oder andere Verwandtschaft zu erkennen gibt.
2005 passt zu 2019, wobei 2019 neben ähnlicher Frische alles an opulenter Reife, Feinheit, Schliff und Grandezza hat, was 2005 noch fehlte – 2019 ist ein echtes Knaller-Jahr! 2009 bildet für mich mit 2015 und dem grandiosesten, hedonistischsten Opulenz-Jahr 2018 die Gruppe der üppig eleganten Charmeure. Nur 2010 und 2016 kann man wirklich als klassisch bezeichnen. Durchaus gerbstoffreich, hohe Extrakte und eine extreme Mineralität mit überraschend guter Frische und Finesse. Die gnadenlos hohe Eleganz im Gerbstoff steigerte sich dabei von 2010 zu 2016 nochmal deutlich.
2020 ist da (vielleicht noch) nicht ganz einzuordnen. Zumindest im Medoc liegt es für mich stilistisch nahe an 2010 und 2016. Am rechten Ufer ist es wiederum ganz anders, da gibt es oft auch die extreme Reife von 2019, manchmal sogar auch die gleiche Frische. Zum Teil aber ist 2020 dort eine reifere Version der schon superreifen und supersoften Tannin-Bomben von 2018. Früh zugänglich, immens dicht und fast etwas süß, ewig haltbar. Das bedeutet, 2020 zeigt sich im Medoc eher klassisch, am rechten Ufer eher üppig reif, erotisch und atemberaubend sexy.
Wenn ich innerhalb dieser 8 besten Jahrgänge der Bordelaiser Geschichte einen Favoriten benennen müsste, so bleibt für mich – trotz eines genialen 2020 – der Jahrgang 2019 mit seiner enormen Pikanz, Frische und Mineralität bei vollkommender Fruchtreife das absolute Highlight, mein persönliches »Best Ever!«. Wer Klassik vorzieht, nimmt 2020 aus dem Medoc oder 2016 (2010 und 2005 sind total vergriffen), und wer frühreife, seidige, sexy Opulenz vorzieht, der greife zum rechten Ufer aus 2020 oder zu 2018 (2015 und 2009 finden sich kaum noch).
Grandiose Weine finden sich in allen diesen »Super-8«, aber wenn Sie als kontinuierlicher Sammler bestimmter Namen die Chance haben, diese 8 Jahre ein- und desselben Weinguts im Vergleich zu degustieren, werden Sie wahrscheinlich sehr verblüfft über die Unterschiede sein. Eine dazugehörige Verzückung ist dabei sicherlich noch eine Untertreibung.
Und jetzt also 2020 – Großes Glück im Unglück
2020 im Subskriptionsangebot bedeutet bis auf einige, unvermeidliche Preissteigerungen ein ähnliches Preissegment wie 2019 (einige wenige 2019er Weine gibt es durchaus noch im Angebot). Covid19 war und ist ein Drama, aber für die niedrige Preisstruktur dieser zwei gehypten Jahrgänge ist es großes Glück im Unglück. DAS bezahlbare Sammlerjahr, welches natürlich nicht nur wegen der Null und seiner großen Qualität, sondern eben auch als Corona-Jahr einen festen Platz in der Geschichte haben wird.
Ich hatte das große Vergnügen, dass mir einige befreundete Winzer und Regisseure schon ab Anfang März frühe Fassmuster geschickt haben, seitdem verkoste ich 2020 kontinuierlich, das hilft sehr in der Beurteilung. Dann fuhr ich im April (geimpft) nach Bordeaux, 600 Weine habe ich inzwischen probiert. Und so kann ich mit eigener Erfahrung sagen, dass 2020 nicht nur wie erwartet sehr reif in der Frucht ausfällt, sondern im Medoc die klassische Tanninstruktur und Eleganz aus 2016 und die Mineralität, Floralität und Tanninstruktur aus 2010 mitbringt. Und es weist im Medoc viel mehr eine an das pikante Superjahr 2019 erinnernde Frische und Lebendigkeit auf, als dass es an die 2018er Schokoladigkeit und hedonistische Üppigkeit erinnert. Am rechten Ufer aber ist 2020 eher ein 2018er, ein seidig butterweiches Tanninmonster mit 2019er Einsprengseln und 2015er Supercharme. Und 2020 ist ungemein saftig und hedonistisch berauschend in seiner aromatischen Intensität. Und 2020 hält ewig. Da schlägt das Herz höher!
Zwei Seiten der gleichen Bordeaux Medaille
Denn: 2020 fällt auf Grund der Wetter- und Klimakapriolen durchaus sehr heterogen aus. Um das in Summe grandiose, aber durchaus heterogene Jahr 2020 zu verstehen, um zu verstehen warum manche Beobachter von einem großen klassischen Jahr à la 2016 und 2010 mit höherer Reife sprechen, und manche nur von einem heißen, üppig reifen Jahr mit satten Tanninen, muss man sich den Wetterverlauf und Ufer einzeln betrachten, denn beide Aussagen stimmen. Ganz Bordeaux hatte fetteste Regenmengen im Winter, die Speicher der Lehm- und Kalksteinböden waren in ganz Bordeaux voll, sehr gute Voraussetzungen. Die Blüte verlief als zweiwöchige Regenpause überall perfekt.
Ab dann setzte am rechten Ufer eine totale Regenpause mit Trockenheit und Hitzewellen ein, erst Mitte September kamen die ersten Herbstregen, da waren die meisten Merlot und sogar Cabernet bereits geerntet. Den Jahrgang vor dem fetten Schicksal 2003 gerettet haben zum einen die große, Frische bringende Tag und Nacht Temperaturdifferenz und die immensen Winter-Regenspeicher der besten Terroirs. Das unterscheidet das exotische, auch nachtheiße Jahr 2003 vom sehr reifen, extrem tanninreichen und doch auch nachtkühlen und frischen Jahr 2020. Von begrenzt lokalen Ausnahmen und dortigem, minimalem Augustregen abgesehen (deswegen sind einige Superstars dann auch so extrem fein, frisch und verspielt) ist das rechte Ufer somit opulent, extrem reif, mit satter Süße und weichen Tannine ausgestattet. Ewig haltbar, zum Teil sehr üppig und erotisch und rubenshaft. Und je besser die lokale Wasserversorgung der Terroirs war oder je moderater die Sonnenexposition oder je besser die Laubarbeit der Winzer war, desto frischer, zarter und feiner sind die Weine. Sehr reif überall, aber der Unterschied in der Frische und zarten Finesse kann sehr groß ausfallen. Das rechte Ufer ist somit sehr heterogen, von superreifer Klassik mit Frische bis zu fetter, tanninreicher, übercharmanter Opulenz reicht die Bandbreite.
Das linke Ufer war im Gegensatz dazu gesegnet mit bis zu 100mm Regen in der zweiten Augusthälfte, ein Restart aller Reben, dann ein trockener September bis zur perfekten Ernte. Sofern die Terroirs lehmig und wasserspeichernd waren, überwiegen hier klassische, reife, tanninreiche Weine. Hier kann man 2020 mit einer tanninreicheren, reifen Version von 2016 und 2010 vergleichen. Im Medoc resultiert die Heterogenität dann eher aus zu trockenen sandigen Terroirs und daraus resultierendem Trockenstress und Stillstand mit finaler Unreife.
2020 ist ein total unanstrengendes, großes ›Everybody‘s Darling‹ Jahr, dass es so ausgeprägt noch nie gab.
Fazit
Nach 2 Wochen Bordeaux wird 2020 immer klarer, die ganz reifen Weine der Lehm- und Kalksteinterroir sind unanstrengende Delikatessen, aber nur im Medoc die angekündigten Superklassiker. 2020 stellt diesbezüglich, trotz der noch höheren, superreifen Tanninlevel, 2016 als klassisches Monument für die Ewigkeit sicher nicht in den Schatten. Auch das extrem aufregende, mein »best ever« Jahr 2019 wird in seiner Einzigartigkeit so nicht wiederholt. Weil das linke und rechte Ufer der Gironde so unterschiedlich ausfallen, ist 2020 für mich insgesamt eher eine Kombination von 2016 und 2010, etwas 2019, dem extrem charmanten, gleichwohl tanninreichen Schoko-Jahr 2018 und wegen seiner butterweichen, reifen Tannine bei gleichzeitig erstaunlicher Trinkfrische wahnsinnig charmanten Lecker-Jahres 2015
2020 ist extrem konzentriert und tanninreich, dabei unglaublich fein, hat substanzielle Tiefe und ist schon jetzt zwischen Samt und Frische perfekt ausbalanciert. 2020 kann deswegen weitaus früher getrunken werden als 2016 und 2019, ja sogar als 2018, und es hat wegen seiner superreifen Masse an Tanninen, die ich so reif zuvor noch nie probieren durfte, doch das Zeug für ein ewig langes Leben. 2020 ist ein total unanstrengendes, großes »Everybody‘s Darling« Jahr, dass es so ausgeprägt noch nie gab.
Die besten Gründe für 2020
Man darf sich 2020 auf keinen Fall entgehen lassen, weil die besten Weine aus 2020 die früher immer fehlende Perfektion der Legenden aus 1945, 1961, 1982, 2005 und 2010 darstellen. 2019 ist und bleibt für mich über alle Weingüter Bordeaux gesehen das dramatisch frisch-reife und aufregende “best ever” Jahr der bisherigen Geschichte, 2016 bleibt über alle Weingüter gesehen für mich die Perfektion in reifer Klassik, das Schoko-Sahne-Jahr Lecker-Jahr 2018 hat für immer die meisten Bewertungen ab 94 Punkte, aber die Spitzen aus 2020 erschaffen die Superlative früherer Legenden neu und besser, die es in dieser extraterrestrischen Ausprägung so noch nie gab. 2020 ist in den besten Fällen ein total unanstrengendes Jahr des Hedonismus und geschaffen für die schon früh beginnende Ewigkeit.
Großartige Entdeckungen sind sicherlich Clos Louis aus Castillon, Tertre de la Mouleyre, Jean Faure und Coutet aus Saint Emilion, Guillot Clauzel aus Pomerol, Haut Musset aus Lalande, Seguin aus Pessac, La Gurgue aus Margaux, Julia aus Pauillac, Capbern aus St. Estèphe, du Retout, Doyac und nochmal Julia aus dem Haut Medoc, Carmenere und der überragende Clos Manou aus dem Medoc.
Wein des Jahres ist für mich ein Trio aus Palmer und Haut Brion und La Mission vor Mouton, Pichon Comtesse, Montrose, Ducru, Cheval, VCC, Clos Louie und Tertre de la Mouleyre.
Lassen Sie mich mit dem Verkoster James Suckling enden. Er bringt es perfekt auf den Punkt: »And what a vintage it is. After the excellent quality of 2018 and 2019, many may have expected a drop in form for 2020. But it is clear that 2020 represents a third super-quality vintage in a row for the region.«
Kaum eine andere Weinregion setzt so stark auf externe Berater wie das Bordeaux. Sie beraten die Weingüter bezüglich Terroir, Rebsortenspiegel, ökologischer Erneuerung und zum Umgang mit Wetter und Klima. Zwei der absolut angesagtesten und einflussreichsten Berater sind Stéphane Derenoncourt (u.a. Smith Haut Lafitte, Domaine de Chevalier, Carmes Haut-Brion, Prieuré-Lichine) und Eric Boissenot (Lafite Rothschild, Latour, Margaux, Mouton Rothschild und viele andere). Also nur erste Liga!

Die Arbeit im Weinberg zu Beginn des Sommers erwies sich als entscheidend, um den Reben zu helfen, ihre Widerstandskraft aufzubauen und mit der Hitzewelle fertig zu werden. Die Beschaffenheit der Böden und die Qualität ihrer Pflege ermöglichten es den Reben, alle Überschüsse der Weinlese und die starken Regenfälle im Frühjahr zu absorbieren, dank ihrer Drainagekapazität sowie ihrer Fähigkeit, diese Reserven bei Trockenheit allmählich wieder an die Reben abzugeben. Die Böden mit einem ausreichenden Tongehalt wiesen die besten physiologischen Gleichgewichte auf.
Der Merlot, der sowohl von den flachen Böden auf dem Kalksteinplateau als auch von den hohen Teilen der warmen, gut exponierten Hänge stammt, wurde hauptsächlich zwischen dem 15. und 25. September geerntet. Zu diesem Zeitpunkt waren die Moste reichhaltig und zeigten das Profil eines "heißen Jahres"; sie waren kraftvoll und weich in der Textur, während sie ein zufriedenstellendes Niveau an Säure aufwiesen. Reben in spät reifenden, tieferen oder kalten Böden brauchten mehr Zeit und wurden erst Ende September oder ganz am Anfang Oktober geerntet, wie es beim Cabernet Sauvignon der Fall war. Während 2020 sicherlich ein früher Jahrgang war, war auch das Tanninpotenzial hoch und benötigte ausreichend Zeit zur Reifung. Der Cabernet Franc vom rechten Ufer wurde Anfang Oktober gerade reif und zügig geerntet.
Dieser Jahrgang fasst die Aufgabe der Winzer perfekt zusammen, deren Erfolg von ihrer Fähigkeit abhing, zu beobachten, sich Fragen zu stellen, sich den klimatischen Herausforderungen zu stellen und mit einer Achterbahn der Gefühle zwischen Sorge und Erleichterung umgehen zu können. Ein sehr kniffliger und zugleich spannender Jahrgang, der 2020 den Winzern Spielraum bot, sich auszudrücken, dank des großen Luxus, die Erntetermine innerhalb eines großen Zeitraums wählen zu können. Während wir befürchteten, Weine mit dem Profil eines "heißen Jahres" zu haben, gab es am Ende 2020 frische Weine mit individuellem Charakter, die ihre Herkunft widerspiegeln.
Stéphane Derenoncourt
Dies ist ein neues UFO in der unglaublichen Qualität, der in letzter Zeit produzierten Weine: eine der wenigen guten Nachrichten dieses schrecklichen Jahres.
Éric Boissenot

Der Winter und das Frühjahr waren mild und die daraus resultierende Frühreife der Reben ist offensichtlich. Keine Klimakatastrophe, aber ein teilweise stark reduziertes Personal, das gesundheitliche Vorkehrungen traf, für die wir nicht gewappnet waren. Ein verregnetes Frühjahr erschwerte die Bekämpfung des Mehltaus. Die Blüte verlief mäßig gut und die schwer zu messende Ausbeute war angesichts der geringen Erträge doch noch ganz real.
Ab dem 19. Juni setzten die Hitze und der ausbleibende Regen bis zum 11. August ein. Die Reben begannen Anzeichen von starkem Stress zu zeigen. Mit 100 mm in nur 3 Tagen gab es nichts Besseres, um die Maschine wieder in Gang zu bringen und bis zur Ernte in einem trockenen und heißen Klima durchzuhalten.
Die Ernte fand bei fast 100 % der Rebflächen im September statt. Ein frühes Jahr... Zu Beginn des Monats schienen die Trauben jedoch recht fade; verwässert durch die 100 mm? Mit der täglichen Hitze wurde um den 8. September herum alles freigelegt: der Geschmack, die Aromen, die Düfte.
Die Weine haben so geschmackvolle Tannine, dass der Verschnitt der Chargen uns eine unglaubliche Länge im Mund bescherte. Der Stil ist nicht vom Alkohol erdrückt, er ist straff und sehr klassisch. 2020 sieht nicht so aus wie 2018 oder 2019, aber es hätte zweifellos etwas von der 2016?
Éric Boissenot

Zahlen und Fakten
Bordeaux 2020 Vintage Report
Eine wissenschaftliche Zusammenfassung des Institute of Vine and Wine Sciences of Bordeaux University, Oenological Research Unit.

Historie
Bordeaux in der Rückschau
Lesen Sie die Kurzbeschreibungen der letzten 37 Bordeaux Jahrgänge von Max Gerstl.
Francois Mitjavile von Tertre Roteboeuf ist ein ungemein sympathischer Mann, kaum einer versteht mehr von der Natur. Und so ist Tertre Roteboeuf zu Recht eines der angesehensten, kultigsten und leider auch rarsten und teuersten Chateaux aus Saint Emilion. Hören Sie seine Einchätzung zum Jahrgang 2020.
Calon Ségur 2020 besteht aus 78 Prozent Cabernet Sauvignon, 12 Prozent Merlot, neun Prozent Cabernet Franc und ein Prozent Petit Verdot. Die Nase ist eine aromatische Explosion. Ganz reife schwarze Frucht, Cassis und Brombeere vor schwarzer Kirsche. Fast dramatisch, aber nicht rau, sondern dramatisch in der reichen, weichen, gerbstoffreichen Süße. Unglaublich. Reinspringen ist alles. Aber der Wein ist gar nicht butterweich, denn er hat durchaus Grip, auch in der Nase. Im Mund ist er noch explosiver. Wow, was für ein Ansturm! So eine hochintensive schwarze Frucht, mit einem Drama, mit einer enormen Spannung, mit Druck. Aber mit absolut toller Reife. Schwarze, reife, dichte, hochintensiv aromatische Brombeere, Kirsche und Cassis. Von allem reichlich. Tannin bis zum Abwinken. Auch das nicht rau, sondern durchaus seidig. Aber der Wein hat Grip, hat Kanten und Dampf. Das ist einer der großen Weine aus Saint-Estèphe in 2020. Und vielleicht der beste Calon Ségur, den ich je probiert habe. Natürlich gibt es jedes Jahr irgendwo ein Best Ever, aber Calon Ségur hat diese grandiose Balance und Harmonie aus dieser extrem hohen Reife. Aus dem Grip, aus dem Dampf, aus dem klassischen Metier heraus. Der Wein endet überhaupt nicht. Das ist wirklich schicker Stoff! Er braucht Zeit, aber er braucht nicht wie Cos d´Estournel 12 bis 15 Jahre. Bei Calon Ségur mögen sieben bis zehn Jahre durchaus reichen, weil er so eine grandiose Harmonie zwischen dem Grip, dem Dampf, dem Drama und der reifen, hedonistischen Frucht aufweist. Superb! 100/100
Der 2020er Cheval Blanc besteht aus 65 Prozent Merlot, 30 Prozent Cabernet Franc und fünf Prozent Cabernet Sauvignon. Die Nase des fast schwarzen Weins ist unendlich fein und verdammt reif. Nicht überreif, nicht gekocht. Einfach nur sanfte schwarze Kirsche, hochreif. Feine Süße, satte Veilchennote darüber. Etwas Rosenblätter, unglaublich fein. Obwohl es eine ganz andere Cuvée ist, erinnert mich die Nase doch sehr an Le Pin. Auch hier diese tolle Reife, dieses Delikate, zum Reinspringen schön. Wow, der Mund kommt dann mit Weichheit und Finesse. Aber auch mit hochintensiver Frische und satter Mineralität. Salz hintenraus. Auch rote Frucht, Schlehe und Schattenmorelle. Süße rote Kirsche neben der Schwarzkirsche. Auch wieder diese Blumigkeit. Mittlerer Körper, sehr weich, sehr reich, sehr hedonistisch. Unglaublich lecker. Ein Zechwein der allerobersten Güte. So schick, so lang und so extrem harmonisch. Die Reife der massiven Tannine ist famos, da tut gar nichts weh. Man merkt die Intensität, aber alles ist seidig, samtig und aromatisch-intensiv. Zum Reinspringen schön. Einfach geniale hedonistische Leckerlis, Zechweine der obersten Güte, die einen zum Nachdenken bringen. Burgundisch fein, mit so polierten Tanninen und der hohen Reife dazu. Geniale Trinkweine. Ja vielleicht ist das das Beste, das einem Wein passieren kann: dass man ihn zum Reinspringen schön findet und ihn trotzdem im Gedächtnis behält, weil er so viele einzigartige Merkmale hat und in keiner Phase seines Lebens anstrengend ist. 100+/100
Die Nase des Nachbarn von Cheval Blanc ist jetzt seit 2015 immer weiter im Fortschritt Richtung Feinheit. Zarte rote, würzige Himbeere, etwas Erdbeere dahinter. Ein klein wenig rote Kirsche und frische Zwetschge, ein leichter Touch Thymian. Sehr ätherische, feine, aromatisch-tänzelnde Nase. Der Mund zeigt eine immense Frische und kühlen Trinkfluss und widerspiegelt sicher einen Wein, den wir niemals in Bordeaux verorten würden. Das ist eher ein Loire-Wein. Dieser Anteil von Rappen tut sein Übriges, um eine schöne Frische darzustellen. Sehr reifes Lesegut und gleichzeitig ein kühler, feiner Trinkfluss. So verspielt im Mund. Einfach nur eine Freude, ein hedonistisches Leckerli. Nicht ganz die überbordende Frische und freakige Aufregung aus 2019. Und auch nicht ganz die Üppigkeit und die kraftvolle Wucht des immens reichhaltigen 2018er. 2020 weckt eher Erinnerungen an 2016, in seiner unendlichen Feinheit und Verspieltheit mit profunder Power darunter. Ganz feine Lakritze zieht sich durch diesen Wein, auch etwas Milchschokolade und Minze, die eindeutig von den Rappen kommt. Große Harmonie und eine hervorragende Balance. Mich erinnert 2020 eher an eine Mischung aus 2016 und 2015, mit einem leichten Hauch der Frische aus 2019. Eine große Freude, ein wunderschöner kühler Trinkfluss, mit einem traumhaft tänzelnden, hervorragend balancierten Finale. Eine leichte Honigspur, mit Karamelle und Salz, begleitet den tiefen und profunden Nachhall. Extrem delikat, extrem lecker. Die Flasche wird nie Gefahr laufen, nicht geleert zu werden. Die nächste aus dem Keller ist schon im Anmarsch. Ein Zechwein oberster Kategorie. 98-100/100
Die Assemblage 2020: 48 Prozent Merlot, 48 Prozent Cabernet Sauvignon und vier Prozent Cabernet Franc. Die Nase ist deutlich versammelter, der Wein ist fast schwarz, glänzend. Wir haben viel Druck, aber auch unendliche Feinheit. Das ist im Gegensatz zum seidigen Alter Ego reiner Samt. Eine dichte, samtige Wolke von schwarzer Kirsche. Ein wenig Himbeere dahinter, unglaubliche aromatische Intensität. Total reif und gleichzeitig spielerisch leicht und delikat. Der Mund von Palmer hat eine wahnsinnige Dichte und eine große Spannung. Verblüffend: die Frucht ist total reif, nicht überreif, aber genial reif. Diese unglaubliche Masse an schwarzer Kirsche. Dahinter süße, reife Maulbeere, ein kleiner Hauch Cassis und untenrum etwas Schlehe. Auch unterlegt von etwas Minze. Ein klein wenig gelbe Frucht im Hintergrund. Tolles Drama ausstrahlend, aber ein weiches Drama. Tolle Opulenz der butterweichen, fülligen Tannine. Der Tannin-Level ist 2020 deutlich höher als in den Jahren davor. Die Säure ist tief, aber die Frucht ist frisch. Das hält das Ganze in einer wunderschönen Spannung. Ein hedonistisches Leckerli in einem Preisbereich, der den Alltag allerdings deutlich sprengt. Aber ein wunderschöner, grandioser Wein, der für zwei Minuten auf der Zunge und am Gaumen verbleibt. Die Augen werden schmal ob dieser hohen aromatischen Intensität und dieser genialen Spannung. Anders als 2019 – nicht so extrem crisp. Aber in der Harmonie und in der Balance mit das Beste, was ist bei Palmer bisher probiert habe. Ich bin schwer beeindruckt. Großer Wein! 100+/100
Die Assemblage von Pichon Comtesse in 2020: 77 Prozent Cabernet Sauvignon, 17 Prozent Merlot und sechs Prozent Cabernet Franc. Die Nase ist hochintensiv. Ganz hochreife rote Paprika, zusammen mit Schwarzkirsche. Süße Cassis, Maulbeere, Brombeere und ein kleiner Hauch Blaubeere dahinter. Reich, dicht, intensiv und schon in der Nase ungeheuer mineralisch. Viel Druck ausstrahlend. Sehr klassisch und gleichzeitig sehr reif. Das ist eine tolle Kombination. Der Wein ist im Mund so energiegeladen und so ungeheuer dynamisch. Große Spannung, tolle Säure und Frische ausstrahlend. Das ist ein königlich reifer, hochreifer, aber total spannungsgeladener Pauillac der besten Art. Super klassisch, mit so viel Grip ausgestattet. Der Wein hat die gleiche Energie wie 2019, aber er hat gleichzeitig noch mehr Tannin. Das Tannin ist weich, üppig, aber satt. Der Wein will gar nicht wieder aufhören im Mund. Geniale Frische in der schwarzen und roten Frucht. Ganz viel Druck aufbauend und im Finale salzig, mit genialer Fruchtsäure. Von pinker Grapefruit bis Limette. Das Ganze mit Cassis, Brombeere und Schwarzkirsche. Unglaublich langer Nachhall. Die Tannine schieben für Minuten geradeaus. Gleichzeitig eine unglaublich fleischige Merlot dazu. Der mittlere Gaumen steht extrem zwischen diesen beiden Extremen – der fleischig-charmanten Merlot und der sehr ernsthaften und seriösen Cabernet mit diesen Tanninmengen. Pure Klassik mit einem großen Touch Hedonismus. Ein großer Wein, ohne jede Frage. 100+/100
Pontet Canet ist der biodynamische Vorzeigebetrieb im Bordeaux. Seit 2005 wahrscheinlich immer eins der zwei oder drei besten Châteaus überhaupt, häufig auch gerne mal die Nummer 1. Erreichte in den Jahren 2009 und 2010 jeweils 100 Parker-Punkte. Seit 1995 immer eine sichere Bank und seit 2000 Weltklasse. Die Assemblage von Pontet Canet 2020: 60 Prozent Cabernet Sauvignon, 32 Prozent Merlot, vier Prozent Cabernet Franc und vier Prozent Petit Verdot. Die Nase von Pontet Canet ist einfach Pontet Canet. Immer auf der Zwetschgen- und Pflaumenseite, mit tiefer, würziger, reifer roter Kirsche darunter. Hier ist nie Cassis, Blaubeere oder Brombeere im Spiel. Das ist schon sehr verblüffend. So typisch. Eine aromatische Duftwolke, hohe Intensität, weich und einnehmend. Und das ist jedes Jahr so. Die Antwort im Mund ist dann je nach Jahrgang mehr oder minder frisch und intensiv. 2020 ist die Antwort sehr intensiv und sehr frisch. Wir haben hier einen richtigen Ansturm von hochreifer roter Kirsche, Zwetschge und Pflaume. Tolle Säure, tolle Frische. Hohe Energie, vibrierend. Lang und intensiv, aber hauptsächlich aromatisch, hedonistisch und lecker. Im Mund eine unglaubliche Weichheit, eine Fülle von Himbeere und Erdbeere. Wieder diese reife Pflaume, aber auch frische Zwetschge. Aromatisch, lecker. Der Wein ist eigentlich der komplette Gegenentwurf zu Pichon Comtesse, weil Pontet Canet so extrem burgundisch ist. Die Säure und die Frische von viel roter Frucht. Ich glaube nicht, dass 2020 dem 2019 auch nur im Ansatz unterlegen ist. Er verbindet die Klassik von 2016 mit der Frische aus 2019. Ein großes Jahr für Pontet Canet! 100/100
Der Kauf eines Weines in Subskription ist im Grunde ein Warentermingeschäft: Sie bestellen heute z. B. den Jahrgang 2023 und bekommen diesen im Herbst 2026 ausgeliefert. In der Regel kommen gerade die raren Weine zwei Jahre später deutlich über dem Subskriptionspreis auf den Markt. Wenn Sie sich für Wein begeistern und die Entwicklungen in Frankreich, Spanien und Deutschland verfolgen, haben Sie als informierter Konsument so oft einen großen Preisvorteil – zumal Sie gerade rare Weine aus Bordeaux häufig nicht mehr bekommen, wenn diese abgefüllt auf den Markt gelangen.
Ergänzende Hinweise
Die Zahlung der Subskriptionsrechnung ist, ergänzend zu unseren AGB, unmittelbar und ohne Abzug fällig. Die Auslieferung erfolgt i. d. R. im Herbst des dritten Jahres auf den Weinjahrgang.
Die Abgabe aller Subskriptionsweine in 0,75l-Flaschen erfolgt je nach Jahrgang in oder 6er- oder 12er-Original-Holzkisten. In vielen Fällen sind Bordeaux-Weine auch als Magnum (1,5l), seltener auch als Doppelmagnum (3,0l) oder sogar Imperial (6,0l) erhältlich.
Alle erhältlichen Größen finden Sie immer direkt in unserem Shop. Wenn es einen Wein in abweichenden Formaten und Größen gibt, finden Sie auch immer unter dem Artikel mit dem Dropdown-Button »Andere Jahrgänge und Größen« die Möglichkeit das entsprechende Format auszuwählen: