Jahrhundert-Jahrgang, Jahrtausend-Jahrgang, das haben wir ja alles schon gehabt. Um dieses 2023 treffend zu beschreiben, muss man eigentlich einen intergalaktischen Jahrgang ausrufen!
– Roman Niewodniczanski
So strahlte mich ein euphorisierter Roman Niewodniczanski auf Van Volxem mit einem Augenzwinkern an. Das sei der Jahrgang, auf den er zwanzig Jahre gewartet habe, legt er noch nach. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre.
Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller.
In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach. Das Jahr hat eine köstliche Süffigkeit, die ich 2022 manchmal vermisst habe, was ich mit der Trockenheit assoziiere. Es ist so ausgewogen und zugänglich, dass es mich oft an die Balance kühlerer Jahre wie 2016 und vor allem an DAS Harmonie-Jahr 2012 erinnert hat. Eine Turbo-Version von 2012 natürlich, denn wir sind auf der Sonnenleiter schon deutlich höher geklettert. 2023 ist bei aller Harmonie und Trinkfreude aber kein so glatt-elegantes Jahr wie 2020. Nein, da geht schon deutlich mehr die Post ab. Die Säuren sind – manchmal gefühlt, manchmal analytisch – in einigen Weinen sogar höher als 2021, ein weiteres Paradoxon dieses verrückten Jahres. Das Ganze ist durch die sehr hohen Extrakte aber wie in Samt gehüllt. Nicht zu vergessen, wie spektakulär der Jahrgang in Restsüß ist. Es gibt wieder deutlich mehr höhere Prädikate und auch einige Trockenbeerenauslesen, aufgrund höherer Mostgewichte durch die Wasserverfügbarkeit und mehr vorhandener Botrytis, die aber penibelst ausgelesen werden musste. Die Restsüßen erinnern mich an ein etwas feineres 2015, die Trockenen haben bei mir immer wieder Reminiszenzen an die so brillanten, aufregenden 2019er aufkommen lassen.
Und wo kommt eigentlich diese gigantische Fruchtstärke der 2023er her? Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen.
Die Weine präsentieren sich mit einer pikanten Frucht und inneren Spannung, die einen unverwechselbaren Kontrast zu den Vorjahren bildet.
– Cornelius Dönnhoff, Weingut Dönnhoff
Kein je von mir verkosteter Jahrgang hat so paradox und berauschend gut die Charakteristika eines heißen UND kühleren Jahres in sich vereint wie 2023. Die Witterungsverhältnisse waren eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Das Ergebnis? In Summe der für mich markanteste und packendste Jahrgang seit 2019, mit Weinen mitten im Spannungsfeld von expressiver Reife und geschmeidig-aufregendem Texturspiel. Der große Charme von 2018, 2019 und 2022 trifft auf die Elektrizität von 2021, 2017 und 2013 – das muss ja krachen.. und es kracht richtig im Glas!
Die Weine ähneln einer äußerst gekonnten Cuvée des Besten aus 2018 und 2013; Zwei Jahrgängen, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
– Florian Lauer, Weingut Peter Lauer
Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höher schlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Für unsere Top-Winzer hieß die Herausforderung, wie gewohnt, ein ausgeklügeltes Beschattungs- und Wasserhaltemanagement in den Weinbergen zu erzielen. Klar profitieren dann die tiefgründigeren Böden in der Pfalz, Rheinhessen und dem Rheingau etwas mehr als die kargsten, gut drainierten Steilhänge an Mosel oder Nahe. Aber auch dort sind die besten Winzer mittlerweile Profis im Umgang mit großer Trockenheit. Das Nahetal und allen voran die Mosel haben ihrerseits einen ausgleichenden Vorteil mit im Schnitt sehr alten Reben, die aufgrund tiefer Verwurzelung weniger anfällig für Trockenstress sind.
Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken:
Die lange Trockenphase im Sommer endete dann zum perfekten Zeitpunkt, kurz vor Reifebeginn, mit ergiebigem Regen. Sanft, aber in großen Mengen regnete es gefühlt den gesamten August.
– Karsten Peter, Gut Hermannsberg
Von der Beschattung der Trauben, um den Sommer sonnenbrandfrei zu überstehen, ging es direkt in die möglichst vorsichtige Entblätterung, um sich nicht zu viel Fäulnis durch die Nässe einzufangen. Was für ein Wahnsinn! So heikel er die Weinbergsarbeit machte, so segenbringend war der Regen, denn er hat den Jahrgang davor bewahrt, ein viel schlimmeres 2022 zweipunktnull zu werden.
2023 war ein Jahr der Extreme. Innerhalb der letzten 15 Jahrgänge war lediglich der Sommer 2022 sonnenreicher. Auf der Gegenseite stellte der August einen langjährigen Spitzenwert in Sachen Niederschlag auf, nur geschlagen vom Juli 2021.
– Florian Lauer, Weingut Peter Lauer
Riesling is king
Der Wetterumschwung traf die später reifenden Regionen – also die »kühleren« Teile von Mosel, Saar und Ruwer, der Nahe und kühlen Ecken Rheinhessens und der Nordpfalz wie das Zellertal – etwas weniger, da man hier noch ausreichend weit von der Lese entfernt war und die Beerenhäute noch nicht allzu weich. In frühreifen Ecken wie Winningen an der Terrassenmosel oder eben manchen Lagen der südlicheren Anbaugebiete mit fetteren Böden ist durch die warm-feuchte Witterung teils eine galoppierende Fäulnis-Entwicklung entstanden, da war durchaus auch Essig dabei in manchen Orten und auch die Kirschessigfliege war hier und da wieder unterwegs, was die Lese dann zu einer extremen Herausforderung machte. Denn da hilft nur eines: kompromisslose Erntearbeit mit Auslese, Auslese und Auslese! Das galt ganz besonders für die Burgundersorten, die kompaktere Trauben haben und früher ausreifen. Der spätreifende Riesling und auch der dickschalige Silvaner hatten die Witterungsumschwünge, wie so häufig, gelassener genommen und hingen vor allem in den Top-Lagen kerngesund und hocharomatisch an den Reben.
Eine so große Diskrepanz zwischen Riesling und Burgundern habe ich persönlich noch nicht erlebt.
– HO Spanier, Weingut Battenfeld-Spanier
Auch das macht 2023 unique. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen.
Der wärmste und sonnenreichste September läutete die Weinlese ein…
– Cornelius Dönnhoff, Weingut Dönnhoff
Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Man hätte es sich nicht besser ausdenken können. Die dreifache Wetter-Pirouette von trocken-heiß zu feucht-warm zu trocken-warm macht 2023 ziemlich einzigartig und erklärt seine herausragende Stellung unter den Jahrgängen der letzten Dekade. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist.
Wie 2021 und 2019 war auch 2023 im Speziellen ein Winzer-Jahr. Wer nicht mit absoluter Konsequenz, maximalem Speed und etwas Selbstaufopferung rangegangen ist, konnte hier nicht am Ball bleiben. Ebenso wie in vielen anderen Anbaugebieten Europas ist die Spitze 2023 wahnsinnig stark, darunter wird es sehr schnell durchwachsen und unbeständig.
Selten hat uns eine so kurze Lese so sehr gefordert.
– Cornelius Dönnhoff, Weingut Dönnhoff
Diese herausfordernden Jahre sind eben genau das, was unsere Freak-Winzer so reizt, auch wenn sie das nach der brachialen Arbeit selten zugeben mögen. Jahre wie 2023 haben einen Kick und einen inneren Spannungsbogen, der nicht selten mit der wahnsinnigen Arbeit im Weinberg und einigen Wetterkapriolen korreliert. Das sind genau die Momente, in denen die Teams der Wittmanns, der Fröhlichs, der Dönnhoffs, der v. Winnings, Bürklins, der Kellers, Hubers und Co. brillieren. Für Weltklasse muss man all-in gehen (können), das hat 2023 wieder sehr eindrücklich bewiesen. Wer ans Limit gegangen ist und den perfekten Lesezeitpunkt gefunden hat, konnte in 2023 berauschende Traumweine ernten, die zum besten zählen, das es seit der Jahrtausendwende gab. Alle Anlagen für einen ganz fantastischen, langlebigen und vor allem voran geschmackvoll-leckeren, herrlich zugänglichen Jahrgang sind da.
Der Kauf eines Weines in Subskription ist im Grunde ein Warentermingeschäft: Sie bestellen heute z. B. den Jahrgang 2021 und bekommen diesen im Herbst 2024 ausgeliefert. In der Regel kommen gerade die raren Weine zwei Jahre später deutlich über dem Subskriptionspreis auf den Markt. Wenn Sie sich für Wein begeistern und die Entwicklungen in Frankreich, Spanien und Deutschland verfolgen, haben Sie als informierter Konsument so oft einen großen Preisvorteil – zumal Sie gerade rare Weine aus Bordeaux häufig nicht mehr bekommen, wenn diese abgefüllt auf den Markt gelangen.
Ergänzende Hinweise
Die Zahlung der Subskriptionsrechnung ist, ergänzend zu unseren AGB, unmittelbar und ohne Abzug fällig. Die Auslieferung erfolgt i. d. R. im Herbst des dritten Jahres auf den Weinjahrgang.
Die Abgabe aller Subskriptionsweine in 0,75l-Flaschen erfolgt i. d. R in 12er-Original-Holzkisten. Selten ist die 0,75-Liter-Flasche auch in 6er-Original-Holzkisten als Packgröße möglich. In vielen Fällen sind Bordeaux-Weine auch als Magnum (1,5l), seltener auch als Doppelmagnum (3,0l) oder sogar Imperial (6,0l) erhältlich.
Alle erhältlichen Größen finden Sie immer direkt in unserem Shop. Wenn es einen Wein in abweichenden Formaten und Größen gibt, finden Sie auch immer unter dem Artikel mit dem Dropdown-Button »Andere Jahrgänge und Größen« die Möglichkeit das entsprechende Format auszuwählen: