In Nierstein am legendären Roten Hang vinifiziert er im alten Holzfasskeller seiner Familie grandiose Weine, die nie laut sind, sondern stets durch innere Spannung überzeugen. Vom Gutswein bis zum Großen Gewächs haben diese meist nur zwischen 11 % vol. und 12 % vol. Alkohol. Und trotzdem schafft Schätzel es, den Weinen genügend Tiefe zu geben. Das ist sowohl durch makellose und aufwändige Weinbergsarbeit bedingt, aber auch der notwendigen Sorgfalt im Keller und einer klaren Linie zu verdanken. Wenn man einen Schätzel-Wein im Glas hat, schmeckt man das einfach heraus, so markant sind die Weine. Dabei setzt Kai natürlich auf Riesling. Aber auch seine Silvaner sind grandios, zählen vielleicht sogar zu den interessantesten der Region.
Die Reben stehen hier in besten Lagen: Zum Portfolio zählen Niersteins feinste Crus wie Oelberg, Pettenthal und Hipping. Der Niersteiner Rote Hang ist sozusagen Schätzels Zuhause und diese Herkunft schmeckt man deutlich heraus. Rote Böden gehören zur Identität von Kais Weinen. Aus etwa 17 Hektar holt Kai nur ca. 45.000 Liter Wein. Das ist ein Vielfaches unter der erlaubten Höchstmenge und zeigt den unglaublichen Qualitätsanspruch bei Schätzel. Seit 2016 ist Kai im Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) und somit auch offiziell an der Spitze des deutschen Weinbaus angekommen, für den jungen Kai Schätzel war das ein fast kometenhafter Aufstieg. Seit langem arbeitet Schätzel biologisch und ist seit 2023 auch Demeter zertifiziert.
Außerdem steht Schätzel für Detailarbeit. Geplant wird diese allerdings nicht immer, denn dafür ist die Natur zu launisch und unvorhersehbar. Doch genau das lebt das gesamte Team. Die Arbeit in und mit der Natur, Flexibilität und Individualität. Auf alles vorbereitet sein, aber die Dinge dennoch auf sich zukommen lassen. Die Arbeit im Weinberg ist dafür besonders wichtig, besonders bei den zum Teil über 80 Jahre alten Reben. Bei Schätzel wird besonders auf Begrünung und Laubarbeit geachtet. Da der Rote Hang eine sehr heiße Exposition mit meist hoher Sonneneinstrahlung hat, arbeitet Kai viel mit Beschattung in den letzten Jahren. Die Weinberge von Kai blühen zwischen den Zeilen oft noch und sind grün, während bei anderen Winzern im roten Hang alles gelb und vertrocknet ist. Das zieht nicht nur Nützlinge an, sondern hält auch die Böden vital. Um die Trauben vor Sonnenbrand zu schützen, bleiben bei Schätzel so lange wie möglich so viele Blätter wie nötig. Beeren mit Sonnenbrand, sollte er auch noch so leicht sein, kommen nie in die Großen Gewächse. Zwischen den Reihen blühen bei Schätzel allerdings nicht nur Blumen und Gräser, sondern in den letzten Jahren auch vermehrt Gemüse.
Geerntet wird immer früher als bei den Nachbarn, dadurch will Kai Schätzel eine gewisse Balance zwischen Frische, Säure und Reife kombinieren und gleichzeitig den Alkoholgehalt natürlich niedrig halten. Ein Drahtseilakt, der ihm allerdings jedes Jahr gelingt. Bei der Ernte kommt es bei Schätzel nicht nur auf den perfekten Zeitpunkt an, sondern auch auf extreme Selektion. Was den Ansprüchen des Ausnahmeweinguts aus Nierstein nicht entspricht, kommt nicht in den Wein. Das Traubenmaterial wird nach Ankunft in der neuen Kelterhalle schonend gepresst. Sehr schonend, zum Teil über 20 Stunden. Vorher bekommen ein paar der Weine für ein paar Stunden Maischestandzeit unter Trockeneis, andere werden sofort, allerdings auch unter Luftausschuss, gepresst. Durch die langsame Pressung wird der Most geschont und besonders extraktreich. Durch den Luftausschluss bleiben die Weine trotzdem reduktiv, präzise und kristallklar. Nachdem die Weine über Falldruck, in den über 800 Jahre alten Fasskeller kommen, kriegen sie Zeit, Lagenweine sogar fast zwei Jahre. Die Weine werden alle im Fass spontanvergoren und dieselben Parzellen kommen oft seit Jahren in dieselben Fässer. Gefüllt werden die Lagenweine dann erst im Sommer des übernächsten Jahres und kommen frühestens 2 Jahre nach der Ernte auf den Markt.
2020 war Schätzel das erste Weingut, welches Naturwein Große Gewächse auf den Markt gebracht hat. Bei Naturwein denken viele an Weinfehler und trübe, speckige Weine. Das ist bei den besten Natur-Winzern nicht der Fall, aber besonders bei Kai nicht.
Das ist schlichtweg groß. Von der Herangehensweise sind die Weine Naturweine, Spontangärung, kein Schwefel und ohne Filtration abgefüllt. Das Ergebnis sind aber dermaßen präzise Weine. Wirklich großes Kino und einfach Weltklasse.
In Deutschland gibt es so etwas bisher kaum im VDP, nun erst mit der Aufnahme von Odinstal geht es weiter in diese Richtung. Man könnte nur die großen Namen aus dem Jura als Vergleich heranziehen. Das ist bei ein paar Weinen auch gar nicht so weit hergeholt, experimentiert Kai doch seit ein paar Jahren mit Florhefen. Diese bilden sich an der Oberfläche des Weins und bilden eine Schicht, die die Weine vor Sauerstoff schützt. Somit müssen die Fässer nicht spundvoll gehalten werden, was den Wein verfälschen kann, sondern können sich ohne Zugabe aus anderen Fässern unter Sauerstoffausschluss weiterentwickeln. In den nächsten Jahren werden wir noch einiges von Kai Schätzel hören, da bin ich mir sicher.
Auch vorher hat Kai Trends gesetzt, beispielsweise mit früchtsüßem Kabinett und generell Weinen mit niedrigem Alkohol. Vom eingestaubten Schorle-Getränk, hat unter anderem auch Kai Schätzel zum super Ruf beigetragen, den Kabinett im Moment hat. Spannungsgeladene Weine, die nicht vom Restzucker leben, sondern mit ihm spielen. Wenig Alkohol und ein spannungsgeladenes Spiel zwischen Süße und Säure, das macht die neue Kabinett-Generation aus. Nicht nur der Prestigewein von Kai Schätzel, der Pettenthal Versteigerungswein, den es nur in der Magnum gibt, ist ein Kabinett. Auch sieht Kai in Kabinett die Visitenkarte des Hauses: „Kabinett! Das ist unsere Visitenkarte. Gewachsen in besten Lagen im Niersteiner Roten Hang. Mit belebender Balance und federleicht.“