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Im Portrait

Griesel & Compagnie

In den letzten Jahrzehnten hat die Hessische Bergstraße nicht sonderlich von sich reden gemacht. Das zu erwähnen ist wichtig, denn der Aufschwung der letzten Jahre hängt besonders mit dem Erfolg von Griesel zusammen. Das Sekthaus hat gezeigt, dass man aus dem einzigartigen Terroir der Bergstraße, mit dem milden Mikroklima, dem Odenwald im Rücken und Böden aus Kalk und Granitverwitterungen Schaumweine von Weltformat machen kann. Das erste Sekthaus der Region gehört jetzt schon zu den absoluten Shootingstars des Deutschen Schaumweins und gewinnt Preis um Preis.

Die Sekte von Griesel sind so gut, dass sie sogar mit großen Namen aus der Champagne mithalten können und in Blindproben immer wieder hervorstechen.

Doch wie ist das möglich? Know How, Zeit und massiver Fokus auf Qualität sind ein großer Teil der Antwort. Ein junges Team setzt auf altes Wissen, Tradition trifft Innovation. Wie bei vielen Spitzenweingütern wird sich bei Griesel darauf zurückbesonnen, welche Qualitativen Methoden durch Quantitative ersetzt wurden und worauf es wirklich ankommt. Auf den kargen, hauptsächlich aus Granitverwitterungen bestehenden Böden wird Weinbau par excellence betrieben. Die Reihen sind begrünt, um die Bedingungen im Weinberg natürlich zu verbessern und Nützlinge anzuziehen, gleichzeitig wird auf Herbizide verzichtet. Es soll ein natürliches Gleichgewicht entstehen, in dem großer Wein wachsen kann. Gelesen wird per Hand, anschließend kommen die Weine, je nachdem was sie brauchen, in kleine Holzfässer, große Holzfässer, neu oder gebraucht, oder auch in Stahltanks, dogmatisch wird man bei Griesel nie, das beste Ergebnis zählt. Anschließend können sich die Weine frei entfalten, die Gärung findet spontan mit den eigenen Hefen ohne jegliche Zugabe statt. Auch der biologische Säureabbau wird nicht künstlich eingeleitet, sondern findet auf natürlichem Wege statt. Geschwefelt wird in der Regel nicht, und wenn, dann minimal, um den Wein so wenig wie möglich zu beeinflussen.

Durch die lange Lagerzeit gewinnen die Weine an Komplexität und Tiefe und die brauchen große Schaumweine, um wirklich zu glänzen und sich von ›einfacher Brause‹ abzusetzen.

Cuveetierung beim Weingut Griesel

Durch die einzelnen, ausdrucksstarken Weine wird die Cuveetierung am Ende schwieriger, die vielen Charaktere machen es aber auch spannender, weil diese sowieso schon großartigen Solisten am Ende mit ihren Partnern zu Höchstformen auflaufen. Die Weine sind durch die kargen Böden eher mineralisch und fast salzig geprägt, bekommen durch die Lagerung Komplexität und Körper und verbinden sich dann mit den charakteristischen Noten des langen Hefelagers zu einem fein tänzelnden Spiel aus hefiger Fülle, kräftiger Tiefe und erfrischender, salziger Mineralität. Schaumweine von Griesel sollten Sie mindestens aus Weißweingläsern genießen, denn diese herrlichen Perlen der Bergstraße brauchen Platz, um den Genuss vollendet transportieren zu können. Ein großartiger Genuss.

Von Wiesen

Mit der Linie »Von Wiesen« hat sich Niko Brandner neben seinen hochwertigen Sekten auch ein weiteres Standbein aufgebaut. Hier geht es neben eleganten Fruchtschaumweinen aus Apfel, Quitte, Birne und Co. vor allem auch um sehr hochwertige, alkoholfreie Produkte. Der Name dieser Linie ist dabei eine Anspielung auf die Streuobstwiesen, auf denen die Früchte überwiegend wachsen. Niko Brandner und sein Team versuchen sich hier an verschiedensten Rohstoffen und Herstellungsmethoden. Die alkoholfreien Produkte aus Griesels »Von Wiesen« Serie zählen definitiv zu den spannendsten in ihrer Kategorie. Die Basis ist hierbei kein entalkoholisierter Wein, sondern eine Komposition aus hochwertigen Aufgüssen oder Tees von verschiedenen Kräutern, Säften und teilweise auch Sud von eingelegten Früchten oder sogar Gemüse. Das ergibt total eigenständige, komplexe und trocken-schmeckende Produkte.

Unser Obst bekommen wir von Partnern aus der Region, von biologisch arbeitenden Betrieben oder naturbelassenen Streuobstwiesen. Der Ausbau der Weine erfolgt in gebrauchten Holzfässern und Edelstahl. Möglichst wenig Eingriffe führen zum Ziel - das Low Intervention Prinzip!

– Niko Brandner

Bei den alkoholhaltigen Obstschaumweinen wird unterschieden in die Produktion mittels einer Gärung, nach der »méthode ancestrale« – also quasi wie ein Pet Nat – und per klassischer Flaschengärung – wie auch bei Griesels erstklassigen Sekten. Bei der méthode ancestrale wird bereits spontan angegorener Apfelwein mit verschiedenen Obstsorten und Zutaten veredelt, abgefüllt und mit Kronkorken verschlossen. Die restliche Gärung verläuft dann in der Flasche, wodurch eine natürliche Gärkohlensäure entsteht, die ohne jegliche Zusätze eine sehr feine Perlage ergibt. Diese Schäumer sind in ihrer Frische unheimlich animierend und begeistern mit geringem Alkoholgehalt. Nochmal deutlich ernsthafter wird es bei den Obstschäumern, die per klassischer Flaschengärung produziert wurden. Das Verfahren ist hier wirklich identisch zur Sektproduktion. Nur minimal geschwefelter Grundwein wird zunächst im gebrauchten Holz ausgebaut, anschließend unfiltriert und ungeschönt für die zweite Gärung auf die Flasche gefüllt. Mindestens ein Jahr Hefelager unter regelmäßigem Aufrütteln der Hefe, schließlich werden diese exklusiven Obstschaumweine degorgiert und wenn überhaupt nur mit geringster Dosage versehen. Das Ziel sind auch hier finessenreiche Produkte mit Tiefe und echtem Fruchtgeschmack – ohne Süße, die irgendetwas überdeckt.