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Im Portrait

Weingut Franz Keller

Weinkeller vom Weingut Franz Keller
Weinkeller von Franz Keller

French connection

Das Weingut Franz Keller liegt in Oberbergen am Kaiserstuhl, nur wenige Autominuten von der französischen Grenze entfernt. Schon immer war es die französische Lebensart – das »Savoir-vivre« – was die Kellers angetrieben und inspiriert hat. So entdeckte Franz Keller Senior nach dem Krieg seine Leidenschaft für Weine aus Bordeaux und dem Burgund. Er gründete daraufhin, neben dem Weingut, auch einen eigenen Weinhandel, um sie direkt aus Frankreich zu importieren. Das Familienunternehmen führt inzwischen mehrere Restaurants, ein Hotel, den Weinhandel und eben auch das Weingut.

Das spektakuläre Weingutsgebäude integriert sich mit seinen begrünten Dächern wie ein Chamäleon in die Terrassenlandschaft des malerischen Kaiserstuhls. Absolut state of art! Das »Schwarzer Adler« ist das legendäre Restaurant der Familie. Unter der Leitung von Franz’ Frau Irma war es von 1969 bis 2021 ununterbrochen mit mindestens einem Michelin-Stern ausgezeichnet. Zwischenzeitlich hat Sohn Franz Junior in den 70ern dort auch einen zweiten Stern erkocht. Nach einem Jahr ohne Stern, was auch immer der Guide Michelin hier auszusetzen hatte, glänzt schon 2022 wieder ein Stern an der Tür des Restaurants. Mit der exzellenten Küche und der beeindruckenden Jahrgangstiefe der besten Weine der Welt, zählt der Schwarze Adler als absoluter Gourmet-Hotspot der Region. Passend dazu, sind auch die Weine aus dem eigenen Hause perfekte Essensbegleiter. 

Bei Keller wird relativ früh gelesen, denn Friedrich hasst nichts mehr ›als plumpe, langweilige, überreife Geschichten‹.

Kompromisslose Qualität

Seit dem Jahrgang 2014 ist Friedrich Keller voll in den Familienbetrieb eingestiegen. Die Weine waren immer schon auf hohem Niveau, seit Friedrich nun federführend für die Stilistik verantwortlich ist, werden die Weine aber von Jahr zu Jahr feiner, eleganter, deutlich burgundischer in ihrer Ausprägung. Seit einigen Jahren ist Friedrich mit den Spätburgunder GGs fraglos auf Top-Niveau in Deutschland. Selbstverständlich für Keller ist der naturnahe und umweltschonende Anbau. Das fängt bei organischer Düngung an, geht bei ausschließlich mechanischer Bodenbearbeitung weiter und hört bei natürlicher Begrünung der Reben nicht auf. Außerdem wird extrem auf die Qualität geachtet.

Deutliche Ertragsreduzierung durch Ausdünnen, Grünlese und auch durch Traubenteilung. Bei Keller wird relativ früh gelesen, denn Friedrich hasst nichts mehr »als plumpe, langweilige, überreife Geschichten«. Die Weine spiegeln das ganze Potential des Kaiserstuhls und seines einzigartigen Mikroklimas wider. Ebenso wie die fantastische Kombination aus Vulkan und Kalkböden, welche so nur am Kaiserstuhl vorkommt. Der Ausbau der kleineren, frischen Weine findet im Stahltank statt, die Großen Gewächse und alle Pinots werden im Holzfass ausgebaut. Es wird kaum gepumpt und sehr schonend gearbeitet, das meiste kann durch die verschiedenen Ebenen im Gebäude per Gravitation bewegt werden. Franz Keller steht für durchgegorene Weine, die sich jeder Modeerscheinung entziehen wollen. Es geht hier immer um Eleganz, Rasse und Mineralität. Wer Frucht wolle, so Keller, solle zum Barkeeper gehen. 

Insbesondere die Spätburgunder haben mich in den letzten Jahren extrem geflasht mit ihrer ganz eigenen Stilistik.

Die Nähe zum Burgund ist schmeckbar

Insbesondere die Spätburgunder haben mich in den letzten Jahren extrem geflasht mit ihrer ganz eigenen Stilistik. Das Große Gewächs aus dem Eichberg stammt von alten, burgundischen Pinot Noir-Klonen. Sehr dunkles, fast schwarzes Vulkangestein. Das ergibt immer eine ganz eigene, faszinierende Stilistik. Er zeigt sich oft dunkelwürzig, sehr vulkanisch geprägt, herb und ein bisschen rauchig. Andererseits dann am Gaumen aber auch sehr feinfruchtig und hedonistisch, einfach perfekt balanciert. Der Schlossberg ist die absolute Toplage hier bei Keller. Der Pinot stammt von sehr alten Burgunder-Klonen und auch einer burgundischen Selection Massale aus Pommard. Auch dieser Wein wächst komplett auf Vulkangestein. Von allen drei Großen Gewächsen oft das harmonischste, kompletteste GG in bestechender Balance.

Im steilen, windgeschützten Kernstück dieser historisch bedeutsamen Steillage, staut sich die Wärme und schafft ein einzigartiges Kleinklima, das die Weine besonders prägt. Ihn zeichnet eine ätherische Leichtigkeit aus, die fast ein bisschen an einen Chambolle-Musigny erinnert. Aber die Nase ist doch ganz eigenständig, wir haben eben vulkanische Böden und keinen Kalk hier. Der Steinriese ist der neue »Über-Wein«, den es 2018 erstmals bei Franz Keller gab. Anders als die übrigen GGs hat er ein sehr helles, kalkhaltiges Vulkanfelsterroir. Sehr besonders und enorm komplex, zupackend und griffig im Finale. Ein großer Spätburgunder, der zur ersten Reihe in Deutschland gehört und aufgrund der geringen Produktion ein rares Sammlerstück ist.