Einer der großen modernen Klassiker, die Frankreich zu bieten hat, ist der Citroën DS, gesprochen Déesse, was ja bekanntlich Göttin bedeutet. Einer dieser Wagen steht häufig vor einem unscheinbaren Haus in der Rue Gambetta No. 8 in Bouzy. Es ist die Heimat des Champagner-Hauses Clouet, und das seit mehr als 200 Jahren.

Wenn dort der Citroën DS vor der Tür steht, ist höchstwahrscheinlich Jean-François Clouet im Weingut. Möglicherweise tüftelt er gerade an einem seiner großen Erfolge; denn jedes Jahr aufs Neue ist es eine Herausforderung, die Grande Réserve Bouzy Grand Cru Brut wieder so wie im Jahr zuvor auf den Punkt zu bringen. Dieser Champagner ist das Aushängeschild des Hauses, die Visitenkarte, der Brot-und-Butter-Wein und ein echter Preis-Genuss-Hit.

Für Jean-François gehört die Grande Réserve zu der Sammlung seiner Greatest Hits, die mittlerweile seit mehr als zehn Jahren im Scheinwerferlicht stehen und immer hervorragend bewertet werden. Zugleich ist die Grande Réserve ein Bilderbuch-Champagner, der all das einlöst, was man von einem sehr guten Champagner erwartet: Kraft, Finesse, Frische, Schmelz, eine feine Perlage und Nuss- und Brioche-Töne.

Andre Clouet mit seiner DS
Andre Clouet mit seiner DS

Dafür nutzt Clouet ausschließlich Pinot Noir von einigen der besten Lagen in Bouzy und Ambonnay – also ausschließlich von Weinbergen mit Grand-Cru-Status. Pinot Noir ist die vorherrschende Traube rund um diese beiden Orte, und längst hat der Pinot Noir aus Bouzy und Ambonnay den gleichen Ruf wie der Chardonnay von der Côte des Blancs. Die Qualität ist einzigartig, und das liegt auch daran, dass es dort so viel Kreide im Boden gibt wie fast nirgendwo sonst. Ja, in Bouzy liegt der Kreideanteil bei rund 93 %. Und auf dieser nahezu puren Kreide findet sich dann noch eine dünne Schicht aus Kalk und Tonerde. Dieser so pure kreidige Boden bringt große Kraft und Frische in den Pinot Noir und sorgt für ein noch größeres Reifepotential.

Dieser so pure kreidige Boden bringt große Kraft und Frische in den Pinot Noir und sorgt für ein noch größeres Reifepotential.

Genau das merkt man diesem Champagner auch an; denn der besteht zu gerade einmal 50 % aus einem Jahrgang. Die anderen 50 % setzen sich zusammen aus 25 % der drei vorhergehenden Jahrgänge und zu 25 % aus einer Solera. Die Solera stammt bei Clouet aus zwei großen Fässern mit den Namen Zeus und Apollo, denen jedes Jahr so viel Wein hinzugefügt wie entnommen wird. Der älteste Wein stammt aus dem Jahr 2002 – einem der ganz großen Champagner-Jahrgänge. Die Kombination unterschiedlicher Jahrgänge sorgt für die große Konstanz, über die dieser Champagner seit so langer Zeit verfügt.

Andre Clouet Schwerter und geköpfte Champagner Flasche
Andre Clouet Schwerter und geköpfte Champagner Flasche

Und deshalb gehört er für Jean-François auch in die Sammlung seiner Greatest Hits; denn nur die besten Jahrgänge kommen in diese Solera. Der Winzer hat eine sehr genaue Vorstellung von der Musik, die ihm bei diesem Champagner in den Sinn kommt: »Straight No Chaser« von Miles Davis startet am Gaumen mit einem kraftvollen Groove. Der geht über in einen Swing wie »Come Fly with Me« von Frank Sinatra. Die helle, frische und animierende Aromatik der Grande Réserve erinnert ihn an »Brown Sugar« von den Rolling Stones und an »Desire« von U2, bevor der Champagner mit Luft und Zeit dann immer mehr seine Seele offenbart, ganz so wie bei »Cry Me a River« von Diana Krall. Die Frische und Spannung ist für Jean-François wie ein laut aufgedrehter »Jailhouse Rock« von Elvis und das bittersüße, traumhaft lange Finale wie das von Ibrahim Maaloufs »True Sorry«.

Es ist die ganz eigene Interpretation eines Champagners, der, vergleichbar dem Citroën DS, im Gewand eines Klassikers daherkommt – schließlich waren die Vorfahren Clouets über Jahrhunderte hinweg die offiziellen Druckermeister der französischen Könige. Und entsprechend haben daher die Clouets auch ihren Champagnern ein hochklassiges Äußeres gegeben, das perfekt die innere Qualität widerspiegelt.

48 Monate durfte Dieser Champagner auf der Hefe reiften. Drei mal so lange als gesetzlich vorgeschrieben…

48 Monate lang durfte dieser Champagner auf der Hefe im Keller reifen – mehr als dreimal so lange, wie gesetzlich vorgeschrieben, und ein Jahr länger, als ein prestigeträchtiger Jahrgangschampagner reifen muss. Auch das zeugt davon, wie viel Herzblut Jean-François für diesen Wein hingegeben hat. 

Für Robert Parker ist die Grande Réserve »ein feiner Einstieg« in das Portfolio des Hauses André Clouet. Für Jeb Dunnuck ist der Champagner »eine beeindruckende Leistung«. Die Vinum hebt das exzellente Preis-Genuss-Verhältnis hervor und auch die ausgeglichene Süße; denn dies ist ein Brut am unteren Rand der Skala mit gerade einmal acht Gramm Restzucker. Der Falstaff schließlich lobt die nussigen Nuancen und die rassige Säurestruktur sowie den weinigen Charakter, den man in dieser Ausprägung tatsächlich nur bei einem Blanc de Noir von Pinot-Trauben aus Bouzy findet. 

Wenn man den Hof der Clouets verlässt und an der geparkten DS vorbeigeht, kommt man nicht umhin, dessen elegante Linien zu loben, und sich gleichzeitig bei Gott dafür zu bedanken, dass er die Champagne erschaffen hat. Man kommt allerdings auch kaum darum herum, sich mindestens einen Karton dieser herrlichen Grande Réserve Grand Cru Bouzy Brut mit nach Hause zu nehmen.

Erfreulich ist, dass das bei diesem Champagner nicht ganz so teuer ist. Denn die Grande Réserve ist für uns definitiv der beste Champagner, den man hierzulande für unter 50 Euro erwerben kann.

94
/100

Andre Clouet

Champagne, Montagne de Reims

f

Pinot Noir, trocken

z

voll & rund
mineralisch

a

Lobenberg: 94/100

Falstaff: 93/100

94+
/100

Andre Clouet

Champagne, Montagne de Reims

f

Pinot Noir, trocken

z

voll & rund
mineralisch
fruchtbetont
unkonventionell

a

Lobenberg: 94+/100

Falstaff: 94/100

94–95
/100

Andre Clouet

Champagne, Montagne de Reims

f

Cuvée, trocken

z

strukturiert
fruchtbetont
saftig

a

Lobenberg: 94–95/100

International Wine Report: 94/100