Der Hauptsitz des Weinguts De Martino liegt in der Subregion »Isla de Maipo«, nur wenige Kilometer südlich von der Hauptstadt Santiago de Chile. Gründer Pietro de Martino ließ 1934 die italienische Heimat zurück, um seine Vision vom eigenen Weingut auf den Schwemmlandböden der Region bei mediterranem Klima zu verwirklichen. Hier fand er Bedingungen vor, die denen in Bordeaux zum Teil nicht unähnlich sind.
Klar haben die De Martinos das Visionäre im Blut. Mit der vierten Generation, die heute für die Geschicke des Weinguts verantwortlich ist, hielt eine atemberaubende Dynamik Einzug. Die Entwicklung des Weinguts ist heute sogar rasanter und spannender als je zuvor! Marco Antonio und Sebastián De Martino haben sich nämlich der Rettung alter Weinbergslagen verschrieben, deren unglaubliches Potenzial bis dato unbekannt war. Alles begann als ein befreundeter Winzer fragte, ob sie Trauben von alten, wurzelechten Rebstöcken kaufen wollten. Für ihn selbst war der traditionelle Field Blend – also mit verschiedenen, älteren Rebsorten gemischt gepflanzt – nicht von Interesse. Als Antonio und Sebastián zusammen mit ihrem Önologen Nicolás Pérez dann die abgelegene Lage besuchten und ihre ersten Trauben probierten, gab es für sie gar keinen Zweifel, was zu tun war. Das »Old Vine Project« war geboren!
In Maule und Cachapoal, beides Subregionen des Central Valleys, sowie in der südlichen Region Itata Valley entdeckten die De Martinos weitere dieser extrem besonderen Lagen. Meist wurden sie in den 1940ern und 1950ern gepflanzt, und zwar eher im spanischen Stil als im französischen. Das heißt, freistehende Buschreben ohne Drahtanlagen. Inzwischen besitzen die De Marinos über 350 Parzellen in beinahe allen Regionen des über 4.300 km langen Landes.
Weine mit Charakter und Balance zu machen, die ihre Herkunft mit Stolz in die Welt hinaustragen, ist komplett in der Philosophie von de Martiono verankert.
Mehr bio als diese abgelegenen, alten Weinberge geht gar nicht. Aber warum waren diese Reben in Vergessenheit geraten? Das Klima in diesen südlichen Regionen war nicht von Bewässerung abhängig und wurde daher zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit Reben bepflanzt. Im Itata Tal, einer der südlichsten Regionen Chiles, ist sogar die vinophile Seele des Landes zu Hause. Auf bröseligem Granit wurden hier die allerersten Reben des Landes gepflanzt. Als der Weinbau jedoch im großen Stil in Chile einzog, war schnell klar, dass diese abgelegenen Weinberge zu schwer erreichbar waren. Sozusagen »weitab vom Schuss« stand hier die Zeit still. Die alten Rebsorten waren in einer spannenden Zeitkapsel festgehalten. Trauben dieser Rebstöcke gingen bis dato oft in belanglose, überregionale Blends. Dadurch blieb das großartige Potenzial der Trauben auch lange unentdeckt.
Die Entwicklung hin zur Entdeckung großartiger Terroirs spielt dem traditionsreichen Weingut De Martino perfekt in die Karten. Weine mit Charakter und Balance zu machen, die ihr Terroir und ihre Herkunft mit Klasse und Stolz in die Welt hinaustragen, ist komplett in der Philosophie des Weinguts verankert. Wein wird hier puristisch gemacht, »hands-off« sozusagen. Weit weg von holzdominierten Fruchtbomben liegt die Priorität darin, die Weinberge für sich sprechen zu lassen und hedonistische, trinkfreudige Weine hervorzubringen. Bei De Martino kommt kein neues Holz mehr zum Einsatz, sondern nur gebrauchte Barriques, große Fuderfässer und Amphoren.