Die vielversprechenden Möglichkeiten Südamerikas zogen den britischen Bergbau-Ingenieur Thomas Chadwick 1820 nach Chile. Seine Familie konnte sich dort schnell in der chilenischen Gesellschaft etablieren und 1909, mit der Heirat von Thomas Enkel Alejandro Chadwick zu Leonor Errázuriz, wurde die Chadwick-Errázuriz Verbindung geschaffen.
Über Jahrzehnte hinweg hatten die Mitglieder der Großfamilie Chadwick sowohl in Großbritannien als auch in Nord- und Südamerika anerkannte Positionen in der High Society. Henry Chadwick war beispielsweise der Dekan der Christ Church Cathedral in Oxford und Sir John Edward Chadwick war ein angesehener britischer Diplomat. Lynn Chadwick war eine hochgelobte Bildhauerin und Sir James Chadwick, ein bedeutender Physiker und Mitarbeiter in der Atomforschung – er entdeckte 1932 das Neutron und erhielt dafür 1935 den Nobelpreis für Physik. Auch der amerikanische Komponist George Whitefield Chadwick, der die Rip Van Winkle Ouvertüre schrieb, ist nicht zu vergessen.
Der Sohn von Alejandro Chadwick und Leonor Errázuriz – Don Alfonso Chadwick – ist wohl dafür verantwortlich, dass die Familie heute in der modernen chilenischen Weinindustrie eine derart herausragende Rolle spielt. Alfonso begeisterte sich schon früh für Wein und gründete in den frühen 1930er Jahren das erste Wein-Negociant-Business in Chile. Dadurch stand er immer in engem Kontakt mit Weinbergbesitzern und Weingütern. 1942, lange bevor er die Verantwortung für Viña Errázuriz übernahm, kaufte Don Alfonso Chadwick das Weingut Viña San José de Tocornal in Puente Alto, inmitten des Maipo Valley. Dort ging er unter anderem seiner großen Passion nach, nämlich der Pferdezucht und dem Polo-Spiel. Damals waren 216 Hektar des 481 Hektar großen Anwesens mit Weinbergen bepflanzt und dieses Weingut war der Grundstein der Appellation Puente Alto. Inzwischen wurde das Maipo Valley anerkannt zur Wiege der besten Cabernet Sauvignon Weine in Chile.
Die Agrarreformen, die die chilenische Regierung ab 1962 durchführte, brachten große Veränderungen mit sich und Don Alfonso war gezwungen, den größten Teil des Besitzes zu verkaufen. Einige der Weinbergs-Parzellen wurden an andere traditionelle chilenische Weingüter verkauft. Glücklicherweise konnte die Familie ihren Wohnsitz sowie 25 Hektar Land, inklusive Don Alfonsos Polofeld, behalten. Aber auf dem stark verkleinerten Familienbesitz wurde über die nächsten drei Jahrzehnten hinweg trotz des großen Potenzials kein Wein hergestellt.
Von der Qualität des eigenen Grundstücks überzeugt, überredete Eduardo Chadwick, Alfonsos jüngster Sohn, seinen Vater dazu, sich wieder auf den Anbau der eigenen Qualitätsweine zu konzentrieren. Die Lage der Weinberge nördlich des Flusses Maipo, direkt am Fuße der Anden, auf 650 Höhenmetern könnte nicht idealer sein. Die Böden aus Ton-Lehm auf grobem Kies und Schwemmsand sind perfekt für den Anbau von Cabernet Sauvignon geeignet. Zudem sorgt die Nähe zur den Anden für große Temperaturschwankungen zwischen Tages- und Nachttemperaturen was für ein ideales Klima sorgt, welches das langsame Ausreifen der Trauben begünstigt.
Eduardo arbeitete unermüdlich daran, die Qualitätsstandards in der chilenischen Weinindustrie anzuheben, und er bat seinen Vater, sein geliebtes Polofeld in einen Weinberg umzuwandeln. So wurde Viñedo Chadwick mit 15 Hektar Reben als Hommage an Don Alfonso 1992 geboren.
Eduardos Streben nach ständiger Qualitätsverbesserung blieb nicht unbemerkt. Im Laufe seiner Karriere erhielt er unzählige Auszeichnungen und Preise, unter anderem auch den prestigeträchtigen Titel des »Decanter Man of the Year«, der ihm 2018 verliehen wurde. Der Jahrgang 2000 wurde schlagartig berühmt, als dieser in der legendären Blindprobe in Berlin als bester Cabernet Sauvignon der Welt gewählt wurde. Die Blindverkostung ähnelte der von Steven Spurriers berühmten »Judgement of Paris« aus dem Jahre 1976: Eine Reihe von chilenischen Topweinen, wurden neben den weltweit besten Weinen des großen Jahrtausendjahrgangs blind probiert. Eduardo Chadwick hatte zu dieser Verkostung die angesehensten europäischen Gourmets und Experten, darunter auch Steven Spurrier, eingeladen, um die Weine unter strengsten Bedingungen zu bewerten und zu vergleichen. Das Ergebnis erstaunte die Weinwelt! Viñedo Chadwick 2000 belegte den ersten Platz, und das noch vor den ersten Gewächsen aus Bordeaux und den berühmtesten Super Tuscans. Damit wurde die Berliner Verkostung zu einem Schlüsselmoment für die chilenische Weinindustrie, der ihr Image als Spitzenweinproduzent auf der Welt-Weinbühne entscheidend änderte und natürlich das Weingut Viñedo Chadwick für immer verewigt.
Mit dem Jahrgang 2014 erreichte Viñedo Chadwick die erste glatte 100 Punkte Bewertung Chiles von James Suckling.