Casa Lapostolle wurde 1994 von Alexandra Marnier Lapostolle und ihrem Mann Cyril de Bournet gegründet. Bei einem Besuch in Chile verliebten sie sich nicht nur in das Apalta-Tal, sondern das Ehepaar erkannte aufgrund der außergewöhnlichen geografischen Gegebenheiten sofort auch das enorme Potenzial für Qualitätsweinbau. Alexandras Familie ist seit 1827 für die Herstellung von Cognac und Grand Marnier berühmt, aber ihre Passion gehört dem Fine Wine. Mit Alexandras und Cyrils Sohn Charles de Bournet ist seit 2013 bereits die siebte Generation ins Familienunternehmen eingestiegen.
Das Weingut Casa Lapostolle ist in dem für den Weinbau absolut ideal geeigneten Rapel Valley gelegen, exakt zwischen den 70 Kilometer weit entfernten Anden und dem ebenso weit entfernt liegenden kühlenden Pazifik, in der Nähe der Stadt Santa Cruz, welche wiederum 170 Kilometer südwestlich von Santiago gelegen ist. Die Weinberge stehen hier auf 200 bis 500 Höhenmetern. Während der Wachstumsperiode der Trauben liegt der Unterschied zwischen den Tages- und Nachttemperaturen bei enormen 20 °C – und genau diese Abkühlung bei Nacht führt zum langsamen, gleichmäßigen Ausreifen der Trauben. Während bei uns in Europa die heißeste Zeit des Tages ungefähr um die Mittagszeit eintritt, ist es in Chile um circa 17 Uhr am wärmsten. Zu dieser Zeit befinden sich die Weinberge von Clos Apalta aber bereits im Schatten der gewaltigen Anden. Dieser Schatten macht den entscheidenden Unterschied aus und er liefert die Erklärung für die erstaunlich präzise, fabelhafte und ebenso einzigartige Frische in den Weinen von Casa Lapostolle.
Casa Lapostolle war in Sachen Weinbau der Vorreiter in Apalta. Mit viel Drive und Einsatz für die besondere Gegend trug die Familie Marnier Lapostolle entscheidend dazu bei, dass 2018 endlich die DO Apalta mit 800 Hektar genehmigt wurde. Bis heute gibt es übrigens in Chile nur wenige dieser DOs (Ursprungsbezeichnungen), die ein besonderes Terroir hervorheben. Im Herzen der Appellation, wo sich auch das Weingut befindet, bestehen die Böden hauptsächlich aus Granit auf Lehmboden, während ganz im Süden vermehrt Schwemmlandböden und Kies vorzufinden sind. Clos Apalta ist mit 600 Hektar Grundbesitz der bei Weitem größte Landbesitzer innerhalb der DO. 200 Hektar davon sind mit Reben bestockt, mit den restlichen 400 Hektar möchte das Weingut das natürliche Umland naturgetreu bewahren. Das Weingut Casa Lapostolle arbeitet deshalb auch schon immer biologisch und naturnah. Die Anpflanzung von Kräutern und eine nützliche Begrünung zwischen den Reben sind hier selbstverständlich, um die Natur dementsprechend zu unterstützen.
Die berühmte Einzellage »Clos Apalta« steht in Nord-Süd-Ausrichtung, was in Chile recht selten ist. Der Fluss Tinguiririca fließt südlich der Lage vorbei und die Hügel der Cordillera de la Costa umgeben den Weinberg wie ein Hufeisen. Diese Gegebenheiten führen zu einem relativ kühlen Mikroklima und das wiederum zur perfekten Balance und Finesse der Wein-Ikone.
Der »Clos du Lican« befindet sich zu 100 Prozent auf einer sanft hügeligen Hanglage mit Südausrichtung, die auf alten, granithaltigen Böden steht und von einheimischen Wäldern umgeben ist. Die 15 Hektar Reben sind hauptsächlich mit Syrah bestockt. Nachdem Casa Lapostolle bereits 2004 mit dem Clos Apalta den ersten Grand Cru Weinberg im Apalta Tal schuf, entdeckte das Weingut diese herausragende Lage nur fünf Kilometer davon entfernt. Auf dem unberührten, ursprünglichen Boden standen zuvor keine Reben, sondern die Lage war mit riesigen Granitsteinen bedeckt. Diese komplett zur Seite zu rücken war unmöglich, deshalb stehen die Reben nun zum Teil zwischen den massiven Steinen. Eigentlich war das von Anfang an ein total verrücktes Projekt. Die schwere Arbeit hat sich total ausgezahlt, denn der aus dieser Lage resultierende Wein ist einfach »out of this world« genial! Die Lage »San José« liegt ebenfalls im Apalta-Tal. In der Morgen- und Abenddämmerung wird sie durch die Cordillera-Bergkette von den Sonnenstrahlen abgeschirmt, sodass die Rebstöcke von einem schattigen Mikroklima profitieren. Der Fluss Tinguiririca hat auch hier einen kühlenden Einfluss auf das Mikroklima. Die drei Weinberge von Casa Lapostolle stellen das Mosaik der Terroirs im Apalta-Tal perfekt dar.
Mit Michel Rolland konnte die Familie den begehrtesten Bordelaiser Star-Önologen für die Weinbereitung gewinnen. Die Weine sind entsprechend voll, üppig und komplex, dabei außerordentlich fruchtstark. 2005 wurde das neue, topmoderne Weingutsgebäude fertiggestellt. Der Keller geht krasse 25 Meter tief in den Granitboden und gibt den Önologen die Möglichkeit, so sanft wie nur möglich mithilfe von Schwerkraft (im Gegensatz zu mechanischen Pumpen) zu arbeiten.
Wie in den Weinbergen werden auch im Keller die meisten Vorgänge in Handarbeit bewältigt. So stehen beispielsweise bei der Lese mindestens 80 Menschen am Sortiertisch, um sicherzustellen, dass nur absolut perfektes Traubengut in die Gärtanks kommt. Die Gärung selbst wird mithilfe von natürlichen wilden Hefen in großen Holzbottichen aus französischer Eiche angestoßen. 40 Tage lang wird der Trester immer wieder manuell unterdrückt – bei Casa Lapostolle gibt es kein Pumping-over. Nach der Gärung folgt der Ausbau in französischen Barriques. Der Ausbau beginnt für den Clos Apalta und den Petit Clos im genau gleich. Erst nach sechs Monaten werden die beiden Weine organoleptisch, also rein durch geschmackliche Unterschiede, getrennt. Für den Clos Apalta geht die Reise nun zwei Jahre lang in neuen französischen Barriques weiter, während der Petit Clos in einer Mischung aus gebrauchtem und neuem Holz ausgebaut wird.
Insgesamt macht das Weingut Casa Lapostolle ungefähr 100.000 Flaschen pro Jahr. Dabei genießt die Rebsorte Carmenere hier immer viel Aufmerksamkeit, eine Philosophie, die das Weingut von den anderen berühmten Namen der Region unterscheidet, welche sich hauptsächlich auf Cabernet Sauvignon konzentrieren. Casa Lapostolle bringt verlässlich dichte, komplexe und hoch individuelle Weine hervor, und neben der Familie Chadwick gehört auch die Familie Bournet-Lapostolle zu den wichtigsten Institutionen des chilenischen Weinbaus.