Ein »Weißer aus Schwarzen« – so kann man die Bezeichnung Blanc de Noirs wohl am besten übersetzen. Gemeint ist damit ein weißer Wein, der ausschließlich aus roten Rebsorten gemacht wird. Er entsteht immer dann, wenn etwa Spätburgundertrauben direkt nach der Lese möglichst sanft abgepresst und nicht über längere Zeit eingemaischt werden. Da die Farbstoffe bei den meisten roten Sorten in der Schale sitzen und ihr Fruchtfleisch hell ist, läuft ein weißer Saft von der Presse – ein Blanc de Noirs (oder auch Blanc de Noir). Laut Weingesetz ist es ein Wein, »der aus frischen Rotweintrauben wie ein Weißwein gekeltert wurde und die für Weißwein typische Farbe aufweist«. Dennoch schimmern die roten Sorten oft ein wenig durch: kupfer- oder ganz leicht roséfarben fallen viele Blanc de Noirs aus, aber weitaus weniger kraftvoll als die meisten Rosés.
Heimat Champagne
Große Bedeutung haben Blanc de Noirs traditionell in der Champagne. Vor allem im Vallée de la Marne und an der Montagne de Reims, wo besonders viel Pinot Noir und Pinot Meunier angebaut werden, produzieren etliche Winzer weiße Champagner aus roten Sorten. Roten Champagner gibt es ohnehin nicht – die Trauben müssen in der Region stets als Ganztrauben direkt nach der Lese abgepresst werden. Hervorragende Beispiele für geniale Blanc de Noirs sind jene von Lahèrte Frères, Moussé Fils oder Bollinger. Liebhaber kraftvoller, fruchtbetonter Champagner kommen hier voll auf ihre Kosten – die rote Pinot-Frucht kommt auch bei weißgekelterten Champagnern wunderbar zum Tragen. Das macht sie letztlich zu einem hervorragenden Begleiter kräftiger, würziger Speisen. Zu ihren hellfruchtigen Pendants, den Blanc de Blancs, die ausschließlich aus weißen Sorten (in der Champagne fast ausschließlich aus Chardonnay) gekeltert werden, heben sich die Blanc de Noirs damit deutlich ab. Weniger strahlend und brillant, weniger straff und mundwässernd, sondern eher charmant, rund und einnehmend fallen sie aus.
Schäumende und stille Klasse von Frankreichs Nachbarn
Auch außerhalb der Champagne findet man Blanc de Noirs oft in schäumender Form. Raumland, Bardong, Kuhn oder von Buhl – sie alle machen köstlichen Blanc de Noirs Sekt in Deutschland. In Österreich keltert Fred Loimer aus Pinot Noir den wohl besten schäumenden Blanc de Noirs des Landes. Abseits der Schaumweine findet man Blanc de Noirs in Deutschland vielfach auch als Stillwein, meist aus Spätburgunder, der dann im Grunde nichts anderes ist als ein Weißwein mit roten Charakterzügen. Mehr rote Frucht, mehr Power, aber ohne Tannine und Farbe. Diesen Spagat zu packen, ist in der Kategorie der stillen Blanc de Noirs nicht einfach, denn schnell fehlt ihnen die nötige Spannung und Frische, um als Weißwein wirklich Spaß zu machen. In Deutschland zeigt etwa Felix Peters ganz hervorragend, wohin die Reise in Sachen Blanc de Noirs gehen kann. Sein »Le Blanc« ist eine Ode an das Burgund – mit verblüffend viel roter Frucht und einer dennoch genialen weißfruchtigen Verspieltheit. Felix‘ Idee ist es, einen Weißwein zu machen, der Pinot-Aromen hat, aber auch Cremigkeit und burgundischen Druck. Wenn der Spagat gelingt, ist Blanc de Noirs eine spannende Kategorie, die nicht nur im Schaumweinbereich enormen Spaß bereiten kann. In den letzten Jahren erlebt Blanc de Noirs als Weinexot einen kleinen Boom, vor allem in Deutschland.