Western Australia ist das »New Kid on the Block« Australiens und zugleich das Gegenstück zum französischen Bordelais aus Down Under. Die junge Weingeschichte ist von Dynamik und Drive geprägt.

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Im Überblick

Weinregion

Weinfeld in der Morgendämmerung
Weingut Vasse Felix

Western Australia oder Westaustralien ist absolut riesig und flächenmäßig bei Weitem der größte Bundesstaat Australiens, er erstreckt sich über das gesamte westliche Drittel des Kontinents. Es gibt zwar einige Weinregionen nahe der Hauptstadt Perth, aber die meisten wichtigen Weingebiete konzentrieren sich fast ausschließlich auf den Südwesten und Süden des Staates.

Wer noch nie in Australien war, muss sich insgesamt erst einmal die massive Größe des Kontinents bewusst machen. Es dauert ungefähr fünf Flugstunden von Melbourne im Südosten des Landes bis nach Perth in Westaustralien. Selbst das südaustralische Adelaide ist noch über 2.000 Kilometer von Perth entfernt. Insgesamt ist Westaustralien ziemlich dünn besiedelt und die Metropole Perth ist eigentlich der einzige wirklich dicht bevölkerte Ballungsraum.

Weinlese auf dem Weinfeld

Der Weinbau Westaustraliens beschränkt sich wie gesagt hauptsächlich auf die Küstenregionen im Südwesten, denn hier haben wir ein eher moderates, mediterranes Klima, das sich perfekt für den Anbau von Reben eignet. Weiter im Landesinneren befinden sich riesige Wüstengebiete und die tropischen Regionen nördlich von Perth sind für den Weinbau eher ungeeignet, weil die Temperaturen dort zu heiß sind.

Heute gehören folgende Regionen zu Westaustralien: Blackwood Valley, Geographe, Great Southern, Peel, Pemberton, Manjimup, Margaret River, Perth Hills und Swan District.

Eine rasante Geschichte

Wie in den meisten Weinregionen der Welt begann auch in Western Australia der Anbau von Rebflächen zunächst ganz in der Nähe des nächsten großen Marktes und somit der Nachfrage, also in den Hügeln und Tälern nahe Perth.

Der Botaniker Thomas Waters kam mit der ersten europäischen Siedler-Flotte in Westaustralien an und pflanzte 1829 den ersten Weinberg Westaustraliens im Swan Valley nordöstlich von Perth. Heute ist das Swan Valley eine Unterregion der Swan District GI (Geographical Indication) und die heißeste Appellation Australiens. Hier stehen heute noch knapp 800 Hektar Rebfläche, und zwei der ältesten Weingüter Australiens wurden dort 1836 und 1840 gegründet.

In den 1980er-Jahren wurde immer noch mehr als die Hälfte des westaustralischen Weins im Swan Valley erzeugt. Jedoch begann damals bereits das Streben nach kühleren Gefilden für die Weinindustrie. Daher verlagerte sich das Produktionsvolumen vom Großraum Perth in die südwest-australischen Zonen Margaret River, Great Southern und Geographe.

Die berühmteste Weinregion Westaustraliens

Die Margaret River GI ist heute mit Sicherheit die wichtigste und berühmteste Qualitätswein-Appellation Westaustraliens, und das obwohl der Weinbau hier eigentlich noch sehr jung ist. Der Entwicklung der Weinregion liegt entgegen aller Romantik nicht der Zufall, sondern wissenschaftliche Planung zugrunde. 1965 stellte der Agronom Dr. John Gladstone seine Forschungsergebnisse über die fabelhafte Eignung der Region für den Anbau von Weintrauben einer Gruppe von Landbesitzern vor, bereits 1966 folgten die ersten Versuchspflanzungen.

1971 brachte Dr. Tom Cullity, der sein Weingut Vasse Felix in einem bescheiden wirkenden umgebauten Schuppen startete, den ersten kommerziellen Wein aus dem Margaret River hervor – einen Riesling. Schon kurze Zeit später folgten weitere Versuche mit Cabernet Sauvignon, Malbec und Shiraz.

Margaret River is the closest thing to paradise in any wine region I have visited in my extensive search for knowledge.

– Jancis Robinson MW

Vasse Felix

Winzer

Vasse Felix

Vasse Felix

Dr. Tom Cullity startete 1967 sein visionäres Weinprojekt als einer der Gründerväter des Weinerfolgs der Region Margaret River mit den besten Weinen des Bordelais als Vorbild. Das Weingut Vasse Felix wurde 1967 gegründet und zählt zu den fünf ersten Weingütern der Region Margaret River, die in der Weinbranche...

Die Küstenregion wird von der Geographe Bay sowie dem Indischen und Südlichen Ozean begrenzt. Mittlerweile zählt die Margaret River GI zu den führenden Gebieten für Chardonnay, Sauvignon-Blanc-Semillon-Blends und Cabernet Sauvignon Australiens. Und das, wie gesagt, trotz der relativ jungen Geschichte der Region, denn Margaret River als kommerzielles Weinbaugebiet ist erst knapp über ein halbes Jahrhundert alt. Neben Coonawarra gilt die Margaret River GI als eine der besten Quellen des Landes für herausragenden Cabernet Sauvignon.

Das mediterrane Klima des Margaret River ist mit trockenen Sommern und regnerischen Wintern nur geringfügig wärmer als das des südaustralischen Coonawarra oder des französischen Médoc. Der absolute Hero der Region ist der Cabernet Sauvignon aus den roten, kiesigen Lehmböden von Wilyabrup. In warmen Jahrgängen ist er reif und dennoch von moderatem Gewicht, mit frischer Säure und Aromen von dunklen Beeren, würzigem Lorbeerblatt und roter Paprika. Das südlich von Wilyabrup gelegene, etwas kühlere Wallcliffe bringt im Vergleich dazu eher straffere, kräuterbetonte Cabernet-Sauvignon-Weine hervor, aber auch Chardonnay ist in dieser Unterregion absolut hervorragend.

Die »Gladstones Line« – die Linie des Längengrades 115° 18' O – legt die Ostgrenze der heutigen Margaret-River-Appellation fest. Nach weiteren Untersuchungen, die 1999 erfolgten, schlug Dr. Gladstone sechs inoffizielle Unterzonen vor, die nach der Abflussrichtung der zahlreichen Flüsse und Bäche der Region eingeteilt wurden. Diese sind von Norden nach Süden an der Küste entlang Yallingup, Wilyabrup, Wallcliffe und Karridale. Carbunup liegt an der Geographe Bay östlich von Cape Naturaliste in Yallingup und Treeton ist eine Region im Landesinneren. In Yallingup gibt es in der Regel die wärmsten Tagestemperaturen im Sommer, aber auch die größten Schwankungen zwischen den Tages- und Nachttemperaturen, die sich positiv auf das gleichmäßige Ausreifen der Weintrauben auswirken. Das Herz der Appellation Margaret River ist aber Wilyabrup, hier sind drei der fünf ersten Weingüter der Region zu Hause – Vasse Felix, Cullen und Moss Wood.

Die Rebsorten des Margaret River

Viele der Chardonnay-Weinberge des Margaret River sind mit dem locker-beerigen Gingin-Klon bepflanzt, der nach einer Stadt nördlich von Perth benannt wurde, anderswo auf der Welt ist er als Mendoza-Klon bekannt. Während manche Erzeuger des Margaret River auf Bernard-Klone (Dijon-Klone) umsteigen, bildet der Gingin-Klon die Grundlage für den klassischen Margaret-River-Stil, der sich durch reichhaltige und durch den hohen Traubenschalen-Anteil im Vergleich zum Fruchtfleisch auch texturierte Weine mit straffer Säure auszeichnet. Der Einsatz von neuem Eichenholz ist zwar bemerkbar, wird hier aber mit Finesse und Balance kombiniert. Der mineralische Feuerstein-Charakter mit Aprikose und Limette ist zu einem regionalen Markenzeichen der »Chardys« aus dem Margaret River geworden.

Weisswein sprudelt aus dem Weinfass

Cabernet Sauvignon und Chardonnay sind zwar die international am meisten geschätzten Rebsorten der Region, aber die klassischen Sauvignon-Blanc-Semillon-Blends sind vor Ort unglaublich wichtig für die Weinindustrie. Die qualitativ hochwertigen Weine der Region können einen ähnlichen Charakter vorweisen, wie man ihn sonst auch aus der Region Graves in Bordeaux kennt. Diese hier eingeführte Stilistik ist dem Winzer Stuart Pym zu verdanken, der sie nach einer Weinlese bei der Domaine de Chevalier mit zurück nach Australien gebracht hat.

Trotz der monumentalen Größe des Staates bringt Westaustralien insgesamt nur ungefähr drei Prozent der gesamten australischen Weinproduktion hervor. Dennoch kommen über 20 Prozent aller australischen Premiumweine – die zudem zu Recht als internationale Benchmarks gelten – von hier.

Western Australia wurde innerhalb weniger Jahrzehnte zum qualitativen Vorreiter für die gleichermaßen klassischen Cabernet-Sauvignon- und Chardonnay-Weine und kann heute sogar hinsichtlich des Preis-Genuss-Verhältnisses Punkte sammeln.