Owen Lattas Geschichte ist filmreif und beinahe zu unglaublich, um wahr zu sein. Der junge Mann ist Winzer in zweiter Generation. Wie der Rockstar es schaffte, seine Chardonnays und Pinot Noirs mit Lichtgeschwindigkeit ins Rampenlicht zu katapultieren, ist unendlich faszinierend!
Owens Eltern kamen eigentlich eher durch einen großen Zufall zu ihren Reben. Dianne Pym und Norman Latta erwarben Ende der 1970er-Jahre ihr Grundstück in der winzigen Gemeinde Coghills Creek im westlichen Victoria, nur 25 km nordwestlich der Stadt Ballarat. Die beiden wollten der Stadt Melbourne entfliehen und stattdessen ihren Traum verwirklichen, ein einfaches Haus aus Lehmziegeln zu bauen und alle benötigten Lebensmittel selbst anzubauen und herzustellen. Von Anfang an schrie das Projekt also nach biologischem und naturnahem Anbau.
1981 entdeckte Owens Mutter Dianne in einer Zeitungsannonce, dass das Weingut Mt. Langi Ghiran eine kühle, hoch gelegene Lage für den Anbau von Pinot Noir suchte. Dianne war überzeugt, dass die Coghills Creek Farm, auf der sie gemeinsam mit Norman lebte, genau das war, wonach Mt. Langi Ghirans Besitzer Trevor Mast suchte, denn in der Lage auf 430 Metern über dem Meeresspiegel ist marginales, kontinentales australisches Cool Climate angesagt. Aus den 40 Bewerbern wurde ihr Anwesen zusammen mit einem weiteren ausgewählt. 1983 pflanzten Dianne und Norman schließlich neben ihren Gemüsegärten und dem Viehbestand ihre ersten Pinot-Reben vom Klon MV6, um die Trauben zu verkaufen, und schon wenig später bildeten diese Trauben die Grundlage für Trevor Masts Pinot Noir. Zwischen 1991 und 1993 wurden die ersten Chardonnay-Reben gepflanzt. Ungefähr zehn Jahre später bot Trevor den Lattas die Möglichkeit, ihre qualitativ herausragenden Trauben selbst zu vinifizieren, und spendierte ihnen sogar seine alte Entrappungsanlage, Korbpresse und ein paar Fässer. Dianne und Norman zögerten keine Sekunde! Mit knapp 7 Hektar unberührter Pinot-Noir- und Chardonnay-Weinberge in Höhenlagen hatten sie ein solides Fundament geschaffen. 1995 bauten sie ihr eigenes Weingut – Eastern Peake war geboren.
Das Grundstück der Lattas bietet im Osten einen Blick auf das Creswick Valley und im Westen eine dramatische Kulisse mit dem Granitfelsen Eastern Peake am Mount Bolton, der dem Weingut seinen Namen gab. Die Böden des Anwesens bestehen aus vulkanischem, verwittertem Basalt und grauem Lehm. Links und rechts vom Weingut bestehen die Böden eher aus rotem Lehm, was zu fruchtigeren Weinen führt. Diese 300 Meter Unterschied der Böden führen bei Owens Weinen zu mehr Komplexität als bei den Nachbarn. Owen hat zusätzlich zu den eigenen Lagen einen Langzeit-Leasingvertrag für 2,4 Hektar Pinot Noir & Chardonnay aus der Lage »Griffins Road« , die 1995 auf die Initiative seiner Eltern hin bepflanzt wurde und ebenfalls biologisch bewirtschaftet wird. Owen konnte sich weitere 1,8 Hektar Chardonnay und Pinot Noir im Long-Term-Lease aus der Lage »Two Mile Hill« sichern, die 2017 bepflanzt wurde. Norman Latta pflegte von Anfang an eine enge Beziehung zu Frank Walsh, der ebenfalls im Besitz einer herrlichen Lage ist. Frank pflanzte, nachdem Norman ihn einige Zeit bearbeitet hatte, schließlich unter seiner Anleitung dort Syrah und Pinot an. Owen kauft diese Trauben aus 2,4 Hektar Rebfläche zu. Insgesamt hat Owen also weniger als 14 Hektar Rebfläche.
Wir besitzen 5 Hektar Land und kaufen Trauben von Lieferanten zu, die wir seit über 20 Jahren kennen. Mein Ziel ist es, mit Eastern Peake bei zwei Rebsorten zu bleiben und einen Wein zu machen, der das Terroir der Grampians voll zum Ausdruck bringt.
– Owen Latta
Die hohen, in Ost-West-Richtung verlaufenden Rebzeilen wurden erst vor Kurzem mit einer Bewässerungsmöglichkeit ausgestattet, damit man im Notfall in trockenen Sommern dementsprechend reagieren kann. Dafür wurde ein unterirdisches Wassersystem angezapft. Die Traubenlese der Höhenlagen findet übrigens relativ spät – meist im April – und von Hand statt. Diese langsame Reifung am Rebstock unterstützt die Philosophie des Weinguts, auf Zusätze, Filtration und Schönung der Weine zu verzichten. Die wilden Hefen aus dem Weinberg und die natürliche malolaktische Gärung ermöglichen es den Weinen, ihr natürliches Gleichgewicht zu finden. Das Geheimnis hinter den unverfälschten und authentischen Weinen der Coghills Creek ist also sozusagen Natur pur in allen Arbeitsschritten. 1999 hatte Norman während der Lese einen Unfall und konnte die körperlich schwere und herausfordernde Winzer-Arbeit nicht alleine bewerkstelligen. Owen Latta sprang im Alter von 15 Jahren ein, um ihm unter die Arme zu greifen. Und Norman ließ seinen Sohn, der schon jahrelang während der Lese mitgeholfen hatte, so ziemlich sein eigenes Ding machen. Dabei entdeckte Owen völlig unverhofft eine krasse Leidenschaft für Wein in sich.
Als ich meinen ersten Jahrgang machte, musste ich lügen und behaupten, dass ich Schwefel hineingetan hatte. Niemand hätte mir damals geglaubt, dass es möglich wäre, ohne Schwefel Wein herzustellen. Das war damals in Australien einfach unüblich.
– Owen Latta
Sein Önologiestudium genoss Owen zwar aufgrund der Freundschaften, die er schließen konnte, aber schlussendlich musste er von Anfang an seinen eigenen Weg gehen, denn er eckte damals mit seiner Philosophie des minimalinvasiven Weinmachens in der australischen Branche an. Mit seinem Eintritt ins Weingut verbesserten sich die Weine jedes Jahr. Neben den Weinen von Eastern Peake experimentiert Owen eine Menge mit seiner zweiten, komplett eigenen Marke »Latta Vino« an innovativen Ideen, zum Beispiel mit dem Ausbau völlig ohne Schwefel und mit Rebsorten wie Nebbiolo und Sangiovese. Owen bringt den Böden von Eastern Peake größtmögliche Aufmerksamkeit und Respekt entgegen und widmet sich mittlerweile sogar verstärkt biodynamischen Praktiken. Er ist DER Natur-Weinmeister Australiens.
Mit Latta wollte ich einige der Weine neu definieren, die ich probiert habe, als der Naturwein neu nach Australien kam, wie Gravner, Jean Foillard, Overnoy, Labet.
– Owen Latta
Inzwischen hat Owen rund 25 Jahrgänge auf dem Buckel. 2018 wurde er vom australischen Magazin Gourmet Traveller mit dem Titel »Jungwinzer des Jahres« ausgezeichnet. Owens Pinot Noir wird 12 Monate lang in 228 Liter fassenden burgundischen Barriques (Dominique Laurent, Sirugue, Damy, Jaegle & François Frères) ausgebaut, davon sind je nach Jahrgang 20-30 Prozent neu. Seine Chardonnay werden ebenfalls 12 Monate lang ausgebaut, allerdings in 300 Liter fassenden Stockinger und Sirugue, je nach Jahrgang sind 20-50 Prozent davon neu, und wenn er genug Menge hat, verwendet Owen auch gerne ein 600 Liter und 1500 Liter fassendes Stockinger Fass.
Neben den grandiosen »Chardys« und Pinots macht Owen auch einen einzigartig spannenden Rosé aus seinen Pinot-Noir-Trauben: Der Taché Pinot Rosé reift im Stahltank besonders lange auf der Hefe und ist mit einer üppigen Textur und Vielschichtigkeit viel mehr als nur ein erfrischender Drink für den Sommer! Der ernst zu nehmende Wein kann sogar ein paar Jahre im Keller verschwinden und, wenn er wiederentdeckt wird, am Tisch begeistern.
Der australische Weinbau hat einen langen Weg hinter sich und es war nicht immer alles eitel Sonnenschein für den Winzer von Eastern Peake, der sich dazu entschlossen hat, minimalinvasives Winemaking zu betreiben. Die Weine zeichnen sich durch phänomenale Präzision aus. Obwohl sie wenig bis gar keinen Schwefelzusatz haben, gehören sie zu den saubersten und klassischsten, die Australien zu bieten hat – und das bei maximaler Geschmacksintensität! Eastern-Peake-Weine sind stets eine glasklare Interpretation ihres Jahrgangs – das macht sie umso fesselnder und aufregender!
Owen Latta ist einer der besten und interessantesten Winzer Australiens. Jeder Overnoy- oder Labet-Fan, der inzwischen an diese ultra-raren Tropfen nicht mehr rankommt, sollte hier zuschnappen, denn Owen ist ihr Double aus Australien! Momentan sind Eastern-Peake-Weine zum Glück noch relativ erschwinglich, aber die Hype-Welle ist schon in Rollen geraten – also besser schnell aufspringen, den Surf genießen und die Welle reiten!