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Im Portrait

Tyrrell's

Die 160-jährige Geschichte des Familienweinguts ist von Innovation und stetigem, unaufhörlichem Fortschritt geprägt.
Die britischen Vorfahren der Familie wanderten Mitte des 19. Jahrhunderts von Suffolk nach Pokolbin in New South Wales aus. Edward Tyrrell pflanzte nur wenig später auf knapp 130 Hektar Land Reben und erntete 1864 seine ersten Trauben. Schon früh wurden Fokus und Schwerpunkt auf präzise Weinbergsarbeit und Qualität gelegt und bereits die zweite Generation legte unter der Führung von Dan Tyrrell den Grundstein für die Erfolgsgeschichte der Familie, die sich heute mit beeindruckend alten Reben schmücken kann. Im Hunter Valley gibt es noch elf Parzellen mit wurzelechten Rebstöcken, die mehr als ein Jahrhundert alt sind, der Familie Tyrrell gehören sagenhafte sieben davon!

Die dritte Generation trug ebenfalls zu vielen enorm wichtigen Fortschritten des Weinguts bei. Murray Tyrrell begann ab 1961 genau zu beobachten, aus welchen Parzellen die besten Trauben kamen und welche Fässer wiederum die jeweiligen »Star-Weine« des Jahrgangs hervorbrachten. Um die Entwicklung der Weine besser verfolgen zu können, benannte Murray sie mit ihrer jeweiligen Fassnummer. Nur wenig später kreierte er mithilfe der australischen Weinlegende Len Evans die »Winemaker’s Selection«, die die besten Weine eines jeden Jahrgangs repräsentiert. 1963 wurde der erste Vat 1 Hunter Semillon abgefüllt, mittlerweile hat sich der mit Sicherheit beste Semillon der Welt mit beinahe 5.500 Medaillen und mehr als 330 Trophäen zu Australiens meistprämiertem Weißwein entwickelt. 1968 pflanzte Murray die ersten Chardonnay-Reben mit Stecklingen der Penfolds Lage HVD. Der daraus resultierende Wein, Vat 47 Chardonnay, wurde nur drei Jahre später zum ersten kommerziell abgefüllten Chardonnay Australiens.

It seems almost rude to open this Vat 1 in the same year it was picked. Everyone knows that these wines gain velocity, volume and impact as they age.

– Erin Larkin, The Wine Advocate

Murray war nicht nur im Keller ein Genie, sondern auch ein Vordenker, was das Marketing des Weinguts anging. Er setzte sich für Weinproben und Kundenbesuche auf dem Weingut ein. Kunden konnten bei Tyrrell’s schon lange, bevor das klassische »Cellar Door« Normalität wurde, Weine aus dem Fass probieren und vorbestellen. Die vierte Generation, vertreten durch Bruce Tyrrell, stieg 1974 ins Familienweingut ein. Dieser war damals 23 Jahre alt. Nur wenig später wurde der 1976er Vat 6 Pinot Noir vom französischen Magazin Gault Millau zum besten Wein der Welt gekürt. Diese Auszeichnung war eine besondere Bestätigung, denn er setzte sich gegen 300 Weine aus 33 Ländern durch und unterstrich den Riecher von Murray und Bruce, die Anfang der 1970er-Jahre die ersten zwei Hektar Pinot Noir im Hunter Valley gepflanzt hatten.

Einen großen Schritt nach vorne machte das Weingut, als der Jahrgang 2004 zum Jungfernjahrgang der streng zugeteilten »Sacred Sites«-Weine wurde, die ausschließlich aus Trauben von über 100 Jahre alten, wurzelechten Rebstöcken gemacht werden. Diese Rebstöcke stammen sogar von den ursprünglichen Stecklingen, die 1832 im Hunter Valley gepflanzt wurden, nachdem James Busby, der Vater der australischen Weinindustrie, sie aus Europa eingeführt hatte. Der Old Patch Shiraz wurde 1867 gepflanzt und seit die Parzelle 2017 von der Familie Tyrrell erstanden wurde, sackte die älteste Weinbergslage in New South Wales 2017, 2018 und 2019 jeweils eine perfekte 100-Punkte-Bewertung von James Suckling ein. Wie schon sein Vater wurde auch Bruce Tyrrell zu einem der angesehensten Winzer Australiens. Unter seiner Führung festigte sich der Ruf des Familienweinguts als eines der besten und wichtigsten Weingüter Australiens weiter. 2009 wurde Bruce dafür bei den Hunter Valley Wine Industry Awards zur »Hunter Valley Living Legend« gekürt. 2010 wurde das Weingut Tyrrell’s vom wichtigsten australischen Weinkritiker James Halliday zum Weingut des Jahres gekürt.

Tyrrell´s

Mittlerweile ist die fünfte Tyrrell-Generation am Start. Chris Tyrrell, Bruce’s jüngster Sohn, arbeitet seit 2005 an dessen Seite als Assistant Winemaker. 2012 wurde Chris bei den »Hunter Valley Wine Industry Association Legends Awards« zum Rising Star ernannt, die Zukunft bleibt also genauso vielversprechend wie die atemberaubende Geschichte des Weinguts.

Tyrrells in the Hunter Valley is a great example from New South Wales’ most famous wine region in which the new generation lead by Chris Tyrrell is moving to elucidate the family’s collection of very old-vine shiraz.

– James Suckling

Stillstand gibt es hier nicht. 2010 führte Bruce ein Umweltmanagement-System ein und schaffte es damit, in den ersten acht Jahren Treibhausgasemissionen durch den Energieverbrauch des Weinguts sowie die Müllmenge um über 60 Prozent zu reduzieren. 2020 wurde das Weingut Mitglied der Organisation »Sustainable Winegrowing Australia«. Jede Generation der Familie hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Weinberge in einem noch besseren Zustand an die nächste Generation weiterzugeben als die vorherige. Nachhaltigkeit ist daher ein zentrales Thema und eine Herzensangelegenheit für das Weingut.

Weinberge

Tyrrell’s ist in den Ausläufern der Brokenback Range im Hunter Valley zu Hause. Die vielen zum Teil sehr alten Weinberge bestehen aus einem Sammelsurium an Parzellen, die auf sehr unterschiedlichen Böden stehen – von sandigem Lehm in alten Flussbetten bis hin zu schwereren roten Tonböden auf Kalkstein. 42 Prozent der Reben des Weinguts sind über 50 Jahre alt und ganze elf Prozent der Reben sind über 100 Jahre alt! Glücklicherweise sind einige Gegenden Australiens Reblaus-frei und beim Weingut Tyrrell’s wird durch diese Reben Geschichte lebendig.

 

Tyrrell´s

It’s a humbling experience to be able to go out every day and work with vineyards that were planted by my grandfather, my great grandfather and my great, great grandfather.

– Chris Tyrrell

Im Keller

Der Hunter Semillon wird im Gegensatz zu den meisten französischen Vertretern der Rebsorte nicht im Holzfass ausgebaut. Die Trauben werden möglichst nachts, wenn es kühler ist, gelesen und direkt gepresst, dann anschließend im Stahltank vergoren und dort auch vier bis fünf Monate lang ausgebaut. Der Hunter Valley Semillon wird kurz darauf vermarktet, aber die HVD und Vat 1 Semillons werden erst nach mindestens fünf Jahren Flaschenreife released! Das ist schon eine krasse Herangehensweise, die es nur noch selten gibt. Selbst im Alter von fünf Jahren sind diese Weine noch extrem jung, denn diese Semillons haben ein phänomenales Reifepotenzial, das man tatsächlich mit dem eines hochwertigen Rieslings vergleichen kann.

Die Trauben der Top-Chardonnays des Weinguts werden in einer traditionellen Korbpresse gepresst. Die Gärung beginnt zwar im Stahltank, aber nach wenigen Tagen ziehen die Weine in zu zehn Prozent neue französische Eichenbarriques um. Dort werden sie – ganz ähnlich wie das auch im Burgund üblich ist – neun Monate lang ausgebaut. Die Weine gehen übrigens absichtlich nicht durch die Malolaktische Gärung, die die knackige Apfelsäure in eine mildere Milchsäure umwandelt, denn die Frische der Weine soll bewahrt werden.

Die Shiraz-Weine werden im Stahltank vergoren und ziehen anschließend in große, 2.700 Liter fassende Holzfuder um, wo sie 14 Monate lang ausgebaut werden. Die großen Fässer haben nur einen minimalen geschmacklichen Einfluss auf die Weine. Der Ausbau trägt zur feinen Textur und zur Finesse und Eleganz der Weine bei. Das Weingut Tyrrell’s macht einige der markantesten und raffiniertesten Weine der Welt und wurde nicht ohne Grund zu einem Aushängeschild des australischen Weinbaus.
 

Es ist schon mega erstaunlich, was Down Under im Weinbau möglich ist. Und wenn man dann noch bedenkt, dass viele der spannungsgeladenen, hoch individuellen Weißweine von Tyrrell’s bei vollem Geschmack weniger als 12 % vol. haben, haben wir einen Grund, in der Zukunft für unbeschwerte Trinkfreude hoffentlich öfter den Blick nach Australien zu richten.