Argentinien hat sich zunächst mit dem Malbec und dann auch mit anderen Rebsorten ins internationale Blickfeld geschoben.
Argentiniens Weinbau begann mit der Eroberung und Besiedlung der Region durch die spanischen Konquistadoren. Von da an war es allerdings noch ein langer Weg, bis Argentinien als Weinbauland international in Erscheinung trat. Erst nach dem Ende des Militärregimes und dem Aufbau demokratischer Strukturen, also etwa ab 1983, begann der Export und setzte das Engagement ausländischer Weinunternehmen ein. Seitdem hat sich der Weinbau rasant entwickelt.
Wie so oft in der Geschichte Amerikas waren es die Eroberer und die ihnen folgenden Missionare, die erste Weinreben ins Land brachten; denn sie benötigten Messwein. Und so war es wohl der Jesuitenpater Juan Cidrón, der 1541 von Chile aus über die Anden nach Argentinien kam, um sich kurzfristig in Santiago del Estero niederzulassen. Dort, in der ältesten Stadt Argentiniens, pflanzte er die ersten Reiser Criolla Grande in Chile País genannt und in Mexiko und Kalifornien Mission. Die rosafarbene Traube ist bis heute eine der beliebtesten des Landes und wird vor allem für lokale Massenweine genutzt. Zehn Jahre später wechselte Cidrón vom Norden aus in die neugegründete Siedlung Mendoza und pflanzte auch dort die ersten Rebstöcke. Der Ort erwies sich als bestens geeignet für den Weinbau. Nicht nur konnte Cidrón das komplexe Bewässerungssystem der vertriebenen Inka nutzen, das Schmelzwasser aus den Anden in die Region leitete, auch das Klima war für den Anbau von Wein perfekt geeignet. So hat sich Mendoza im Laufe der Zeit zum größten und auch wichtigsten Anbaugebiet Argentiniens entwickelt.
Schnell wurde Wein im ganzen Land populär; denn die vor allem spanischstämmige Bevölkerung trank gerne Wein. So wurde Mendoza Lieferant für ganz Argentinien. Und selbst im 1.000 Kilometer entfernten Buenos Aires trank man Wein aus Mendoza. Das hatte sich bis in die späten 1970er Jahre kaum verändert. Nur die Menge war stetig gestiegen. Während im Jahre 1887 nur 2.700 Hektar unter Reben standen, waren es 1977 immerhin 350.000 Hektar mit einem Ertrag von bis zu 400 Hektolitern pro Hektar – im Vergleich dazu liegt der Ertrag eines deutschen Tafelweins bei etwa 120 Hektolitern. Zu dieser Zeit lag der Pro-Kopf-Verbrauch in Argentinien bei ca. 90 Litern im Jahr. Er ging erst mit dem Ende der Militärregierung 1983 und dem langsamen Übergang zur Demokratie zurück und hat sich Mitte der 1990er Jahre auf etwa 32 Liter eingependelt. Mit den politischen und wirtschaftlichen Umwälzungen, die auch die Abkehr von der Hyperinflation zur Folge hatte, konnten sich die etablierten Weinerzeuger einem neuen Markt stellen: dem Export. Dafür waren die einfachen Massenweise jedoch nicht geeignet. So setzen Unternehmen wie Trapiche (1883 gegründet), Catena (1902) oder Weinert – eine der wenigen Neugründungen der 1970er Jahre – auf französische Rebsorten, und dabei vor allem auf Malbec.
Diese Rebsorte aus dem französischen Südwesten, deren eigentlicher Name Côt ist, hat den Erfolg des jüngeren argentinischen Weinbaus begründet. Während sie in Frankreichs Rebgärten nach der Reblaus-Katastrophe im 19. Jahrhundert fast verschwunden war, weil sie im relativ kühlen Klima ohnehin nur selten ausreifte, hatte sie in Argentinien ideale Bedingungen. So ist sie zu dem geworden, was jeder Betriebswirt dringend sucht:
Argentinien hat sich zunächst mit dem Malbec und dann auch mit anderen Rebsorten ins internationale Blickfeld geschoben. Weingüter wie Moët & Chandon, Concha y Toro, Sogrape oder Bacardi haben investiert, und Weingüter wie die Cheval des Andes, Achaval Ferrer, Susanna Balbo (Vaglio), PerSe, Norton, Zuccardi oder Catena Zapata spielen auf höchstem internationalem Spitzenniveau mit.
COOL-CLIMATE-WEINBAU
Heute stehen in Argentinien rund 220.000 Hektar unter Reben. Sie verteilen sich längst nicht mehr nur auf Mendoza (auch wenn nach wie vor die besten Weltklasse-Malbecs aus den extremen Hochlagen um das Uco-Valley herum kommen), sondern finden sich, oft klein parzelliert und immer mit dem Blick auf die Anden, in Catamarca, Chubut, Jujuy, La Rioja, Rio Negro, Salta und San Juan. Erst 2014 erschien dann das ganz südliche Patagonien, dessen cool climate aus der südlichen Lage und nicht aus Hochlagen resultiert, auf der Karte der Weltklasse-Weine. Reines Pinot Noir Land, kühles Burgund in Argentinien. Der hochklassigste Pionier ist ganz ohne Zweifel die Bodegas Chacra der italienischen Sassicaia-Familie. Hier kommt noch viel mehr in den nächsten Jahren. In der absoluten Spitze können diese »ganz anderen« Weine mit den besten Malbecs Mendozas durchaus mithalten, ich prophezeie Patagonien eine große Zukunft.