Ultreia Rapolao Mencia 2022

Raul Perez: Ultreia Rapolao Mencia 2022

Zum Winzer

97–100
100
2
Mencia 100%
5
rot, trocken
13,5% Vol.
Trinkreife: 2028–2048
Verpackt in: 6er
9
frische Säure
fruchtbetont
3
Lobenberg: 97–100/100
Parker: 95/100
6
Spanien, Bierzo
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Ultreia Rapolao Mencia 2022

97–100
/100

Lobenberg: Der Ultreia Rapolao stammt aus der ältesten Parzelle der Einzellage Rapolao, einem der kühlsten Weinberge der Gemeinde Valtuille. Der Wein reift über ein Jahr in französischen Barriques, kein neues Holz, in der Regel Zweitbelegung. Die Nase des Ultreia Rapolao ist genial. Zunächst eine schicke, konzentrierte Frucht, Schwarzkirsche, Sauerkirsche, ein bisschen Blaubeere und Himbeere, rotblaue Frucht, tief, voluminös und grandios poliert, alles greift ineinander. Die Nase ist wenig abgehoben, hat viel Charme und Frucht. Aber trotzdem haben wir hier diese abgefahrene Stein-Salz-Unterlegung, diese Muschelschalenmineralik mit etwas Lehm und Granit dazu. Rauchig, würzig, auch leicht angetrocknete Elemente in der rotblauen Frucht, Sauerkirsche, Blaubeere, Veilchen und Piment, schwarzer Pfeffer, ätherisch, balsamisch. Samtige Süße schon im Duft, die dem krassen Steincharakter gegenüber steht. Sehr spannend, hochkomplex, dicht, verwoben und verführerisch. Der Auftakt am Gaumen ist rassig, wunderbar balanciert, ganz fein, total polierte, samtig weiche Tannine kleiden den Mund aus. Schicke Sauerkirsche auch hier, dazu ein bisschen rauchige Himbeere, Schlehe, unsüße Pflaume ohne Fett, nichts ist massiv, alles fein, Hagebutte, erdig, lehmig, Tabak, Süßholz, dunkles Kakaopulver. Ganz feines Salz an den Zungenrändern. Bereits sehr harmonisch und schmeichelhaft. Ebenso spannungsgeladen und druckvoll saftig in der Säurestruktur. Elektrisierend in der kreidig-lehmigen Mineralität, aber alles balanciert und mit viel Frucht umhüllt. Das ist keine Qualitätsfrage, eher eine welchen Stil man lieber mag. Große Harmonie bei gleichzeitigem Feuer, Würze und Spannung der Mencia aus Bierzo. Diese getrocknete, verspielte, ätherische Rotfruchtigkeit mit blaufruchtigem Touch ist schon ganz wunderbar. Dazu die total reife Säure und die butterweichen Gerbstoffe bei elektrisierender Mineralität und feurigem Temperament. Unendlich lang, rollt immer wieder hoch, hauchfeine Salzigkeit. Das ist schon ein Gesamtpaket der Extraklasse. Sicher kein Blockbuster und auch sicher nicht so elegant wie ein Pinot Noir von der Côte de Nuits, aber die rustikale Eleganz Nordspaniens nahe der Perfektion. Die totale Harmonie eben bei gleichzeitiger Spannung und feinster Power. Das ist groß.

Jahrgangsbericht

Da ich als zuständiger Weinscout inzwischen einen Teil meiner Jahreszeit in Spanien verbringe, bin ich über Wetter und Klima vor Ort permanent gut im Bilde. Trockenheit, Hitze, wenige guten Regenfälle vor allem in den ersten 4 Monaten. Weil es im Winter wie auch im März April satt Regen gab, war die Basis für den trockenen Sommer perfekt. Und Wärme gab es auch zum Austrieb und auch zur Blüte, sich wie ein roter Faden bis zur Ernte ziehend. Dazu erstaunlich kühle Nächte im Mai, Juni, Juli und August, aber ein eher warmer trockener Spätsommer und Herbst. Die Story der großen Trockenheit wurde mir von jedem Winzer immer wieder erzählt. Und diese Story ist oft baugleich zu Bordeaux, das ja oft die gleiche Wetter- und Klimageschichte wie alle mittleren und östlichen Nordregionen Spaniens über das Jahr hat. Selbst die atlantischen frühen September-Unwetter und Regenmengen in Bordeaux und der Rioja bleiben seit dem Klimawandel oft aus, fast immer kann jetzt im September und Oktober in Ruhe bis zum optimalen Erntezeitpunkt gewartet werden. Die Ernte wurde nach etwas glücklichem kleinen Regen im Juli und August somit teilweise über 6-8 Wochen gestreckt. Die absolute Besonderheit in 2022 war aber auch in Spanien der kontinuierliche Verlauf der Trockenheit und Hitze und die relativ kühlen Nächte über das sommerliche Weinjahr. Die Reben waren 2022 perfekt assimiliert an das Klima. Trotz der Hitze war nichts gekocht, die Laubarbeit und Bodenbearbeitung der Winzer war dem Klima über die Jahre perfekt angepasst, eine perfekte Anpassung der Reben fand statt, war ganz anders als im von plötzlichen Hitzewellen dominierten Schock-Jahr 2003 mit schlecht präparierten Winzern und Weinbergen. Und auch 2022 gibt es, wider Erwarten von uns Laien, trotz oft hoher Alkoholgradationen eine erstaunliche Frische in den Weinen. Tiefe PH-Werte sind die Regel, die Biodynamiker sprechen von den tiefsten je gemessenen Werten. In Zusammenhang mit oft hohen Tanninlevel, hoher Reife, satter samtig seidiger Frucht, hohem Alkohol und zugleich famoser Säure, sprechen viele Winzer vom besten Jahr ihrer Geschichte (Oxer, Artadi und Cuentavinas), und das von der Rioja bis Ribera, vom Priorat bis Bierzo. ALLE Regler nach rechts! Und es gibt 2022 eine grandiose Harmonie und Balance und sensationelle Finesse und Feinheit. Wie in Bordeaux. Nach meiner Verkostung kann ich das durchaus in vielen Fällen bestätigen, obwohl es auch 2021 hochinteressante, oft sogar aufregendere und energiegeladenere Weine und oft sogar präzisere Weine gab. Für mich selbst war, von Einzelfällen abgesehen, 2021 und 2022 bei absolut verschiedenem Charakter eher auf gleicher Höhe, manchmal sogar mit leichtem Vorteil bei 2021. Wer z.B. 2022 bei so viel Feinheit zu viel neues Holz einsetzte oder die Weine zu lange im Holz ließ, konnte die Weine mit ihrer samtigen Seidigkeit auch mal zu »nett«, zu holzlastig und auch manchmal etwas belanglos ausfallen lassen. 2021 hatte klar mehr Druck und Wucht, um neues Holz wegzudrücken. Und wie in Bordeaux gilt auch in Spanien: Die besten Terroirs und alten Reben waren 2022 dramatisch im Vorteil und die Biodynamiker hatten »das Jahr der Jahre«.

95
/100

Parker über: Ultreia Rapolao Mencia

-- Parker: The 2022 Ultreia Rapolao matured exclusively in foudre, as they have eliminated the barrels for the élevage. The dead plants in the vineyard were replaced with Pan y Carne (a local strain of Trousseau), and those plants have started producing grapes. They have also lowered the maceration time in this wine, and the lighter grape and the lighter vinification seem to have compensated for the additional concentration of the warm year. The foudres had been used for whites before, so the wood is still a little new and seems to have given the wine a faint creamy texture and nose. The nose is clean, and they have avoided the reduction that happened in some previous vintages. It's juicy and medium to full-bodied, with abundant, slightly dusty tannins. 1,600 bottles produced.

Mein Winzer

Raul Perez

Nicht nur aufgrund seiner imposanten äußeren Erscheinung, sondern auch wegen seiner teilweise sehr unkonventionellen Arbeitsweisen, wird Raul Perez gerne als Rockstar-Winzer Spaniens bezeichnet.

Ultreia Rapolao Mencia 2022